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Grabungsergebnisse an der Rohrstraße hellen mittelalterliche Stadtgeschichte weiter auf Fund bezeugt Pilgerreise nach Maastricht

Von Reinhard Opitz 29.06.2012, 03:13

Die brachliegenden Grundstücke der Rohrstraße haben es in sich. Archäologen haben wichtige Zeugen der Stadtentwicklung ausgegraben, darunter ein mittelalterliches Pilgerzeichen. Demnächst wird die Fläche neu bebaut.

Stendal l Die Stendaler des Mittelalters waren offenbar sehr reisefreudig. Zumindest religiöse Ziele standen hoch im Kurs. Nach dem ersten Fund eines Pilgerzeichens im Jahr 2008 in der Hallstraße, das von einer Reise zu den Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln um das 12./13. Jahrhundert zeugt, gruben Archäologen jetzt an der Rohrstraße ein weiteres Andenken an eine Pilgerfahrt aus. Sie führte nach Maastricht, eine niederländische Stadt, als deren Schutzpatron noch heute der heilige Servatius gilt.

"Gefunden haben wir das Pilgerzeichen am 14. Mai, einen Tag nach dem Servatiustag, einem der Eisheiligen", verrät Grabungsleiter Andreas Neubert. Der Archäologe datiert das etwa fünf Zentimeter große Abzeichen, das aus einer Blei-Zink-Legierung besteht und vier Ösen zum Befestigen an Hut oder Kleidung aufweist, in die Zeit um 1350.

Seit acht Wochen gräbt er mit seinem Team auf einem rund 500 Quadratmeter großen Areal an der Rohrstraße, zum Teil bis 1,70 Meter tief. Die etwa 150 Objekte, die dabei zum Vorschein kamen, seien auch nach Einschätzung von Bärbel Hornemann von der unteren Denkmalbehörde für die Aufhellung der mittelalterlichen Stadtgeschichte von großer Bedeutung. So durchzogen Entwässerungsgräben das zwischen zwei Uchtearmen gelegene Feuchtgebiet. Freigelegt wurden zahlreiche Holzkohlesplitter und Abfälle von metallurgischen Prozessen, die auf handwerkliche Tätigkeiten hindeuten, drei Brunnen aus verschiedenen Epochen, ein kleiner Amboss, Keramik, Tierknochen, Schmuck und Münzen.