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30 Teilnehmer bei Diaolog-im-Boot-Tour des BUND Sparzwänge eröffnen neue Perspektiven für die Elbe

Von Doreen Schulze 05.07.2010, 09:24

Zum neunten Mal lud der BUND Bürgerinitiative Pro Elbe zum Dialog im Boot ein. Dazu holten sich die Mitglieder an zwei Tagen 30 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Umweltschutz und Kirche ins Boot. Während der Tour im Großraumschlauchboot von Arneburg nach Wittenberge mit Zwischenstopp in Havelberg diskutierten sie über Perspektiven der Elbe.

Arneburg. Wie ist es um die Elbe bestellt? Welche Perspektive bietet der Fluss? Oder besser gefragt, welche Perspektiven bieten die Sparzwänge dem Fluss, der sich durch seine weichen Sandufer von den kanalisierten Flüssen Westeuropas unterscheidet? Über diese Fragen diskutierten am Freitag und am Sonnabend an die 30 Teilnehmer der Dialog-im-Boot-Tour des BUND.

Von Arneburg ging es am Freitag nach Havelberg. Am Sonnabend wurden Tour und Dialog von Havelberg bis Wittenberge fortgesetzt. Teilgenommen haben unter anderem der Regionalbischof Christoph Hackbeil sowie Bundes- und Landespolitiker von den Linken (MdB Katrin Kunert, MdL Kurt Herzog, MdL Dr. Helga Paschke), den Grünen (Dorothea Frederking, LV Sachsen-Anhalt) sowie der SPD (Ralf Bergmann). Im Mittelpunkt des Dialogs stand die Frage nach der Zukunft dieses naturnahen Flusses.

"Durch die Sparzwänge eröffnen sich neue Perspektiven für die Elbe", bringt es der Leiter des BUND-Elbeprojektes Dr. Ernst Paul Dörfler auf den Punkt. Welche Perspektiven dies sein könnten beziehungsweise welche Lösungsansätze sinnvoll seien, macht Dörfler anhand einer Bilanz der vergangenen 20 Jahre deutlich: In den Ausbau der Bundeswasserstraße Elbe wurden während dieser Zeit pro Jahr 40 Millionen Euro investiert, erklärt er. Ziel war es, dass Transportvolumen bis zum Jahr 2010 auf 15,6 Millionen Tonnen zu erhöhen. "Die reale Transportmenge betragen derzeit aber nur 0,9 Tonnen, das heißt, die Entwicklung hat sich anders vollzogen", sagte Dörfler. Je mehr investiert worden ist, umso mehr sank der Transport auf dem Fluss – ein Paradox. Die Elbe verliere als Wasserstraße und Transportweg immer mehr an Bedeutung, so der BUND.

"Für uns ist das ein Argument, das Geld anders einzusetzen"

Die schwankenden Wasserstände der Elbe, vor allem lang anhaltende Niedrigwasserperioden, machen einen wirtschaftlichen Gütertransport unmöglich. Die geplante ganzjährige Befahrbarkeit mit Güterschiffen sei trotz aller Baumaßnahmen nicht erreichbar. Durch zunehmende Versteinung der Ufer sowie Verengung und Vertiefung des Flusses werde das international geschützte Ökosystem Flusslandschaft Elbe immer mehr beschädigt.

"Für uns ist das ein Argument, das Geld anders einzusetzen", sagte Dörfler. Wofür dies sinnvoll sei, besprachen die Teilnehmer der Dialog-im-Boot-Tour. Dörfler verweist dabei auf den ökologischen Hochwasserschutz, bei dem dem Fluss wieder mehr Raum zu geben ist und so außerdem auch der Auenschutz nachhaltig verbessert wird. Außerdem sei eine Investition in die touristische Infrastruktur des Flusses sinnvoll. Dörfler denkt dabei über die Elbe als Botschafter für den Elberadweg hinaus. Der Fluss als touristische Wasserstraße sei nicht zu verachten, denn "die Elbe hat dazu ein Potenzial wie kein anderer Fluss Deutschlands", erklärt Dörfler.

Dazu müsse der Fluss aber werbewirksam vermarktet werden, "denn in den alten Bundesländern assoziiert Elbe noch immer schlechten Geruch." Es gilt dieses Vorteil abzubauen und die Menschen davon zu überzeugen, was für ein Kleinod die Elbe ist. Und schließlich komme dies auch der Region zugute. Tourismus schaffe Einnahmen und Arbeitsplätze.

Ein besonders schöner und noch naturnaher Abschnitt der Elbe liegt zwischen Arneburg, Havelberg und Wittenberge. Es ist unstrittig ein Kleinod mit hohem touristischem Potential. Auf dieser Wasserstraße waren die Teilnehmer unterwegs.