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Von den ersten Absperrgittern bis zum Resümee der Polizei - Zwölf Stunden des Demonstrations-Sonnabends im Zeitraffer Sitzblockaden und Spontandemos verhindern Durchmarsch

Von Thomas Pusch 01.10.2012, 03:31

Stendal l Die Chronologie der Ereignisse:

9 Uhr: Die Polizei rüstet sich und beginnt damit, den Bahnhof mit Absperrgittern abzuriegeln. Ansonsten ist es in der Bahnhofsvorstadt ruhig. Mitglieder der autonomen Szene haben in der Nacht den Bahnhofsvorplatz per Kreide mit Anti-Nazi-Parolen überzogen.

10 Uhr: Die ersten 50 Antifa-Sympathisanten sind auf dem Wernerplatz eingetroffen. "Faschismus heißt Krieg" steht auf einem Transparent. Die Polizei steht mit einem Kleinbus in der Seitenstraße.

10.15 Uhr: Grün statt Braun: Die Polizei ist mit zwei Dutzend Fahrzeugen auf dem Bahnhofsvorplatz präsent, der inzwischen komplett mit Absperrgittern umzäunt ist.

10.30 Uhr: Die Linke hat entlang der NPD-Demo-Route plakatiert: "Nazi Aufm-ärsche stoppen"

10.45 Uhr: An der Goethestraße Ecke Beethoverstraße haben sich 20 Jugendliche unter dem Motto "Nazis (r)aus, Musik an" versammelt.

11.25 Uhr: NPD-Aktivisten bauen am Bahnhof Tontechnik auf einem Bully mit Totenkopf-Emblem auf.

11.35 Uhr: Zwei Dutzend Sympathisanten der rechten Szene haben sich auf dem Bahnhofsvorplatz eingefunden. Kurze Haare und schwarze Kleidung dominieren.

11.46 Uhr: Die Versammlung am Wernerplatz wurde 11.46 Uhr von den Anmeldern beendet. Neuer Sammelpunkt ist die Kundgebung Goethe-/Ecke Beethovenstraße. Dort sind es nun 100 Gegendemonstranten.

11.50 Uhr: Mehr als 50 Rechte sind vor dem Bahnhof. Die Polizei postiert sich an den Sperrgittern.

12.20 Uhr: Rund 30 Mitglieder der Antifa-Szene sammeln sich am Bahnhof. Die Polizei will sie vom Vorplatz geleiten.

12.35 Uhr: An die 150 Demonstranten sind es am Bahnhofsvorplatz. Der Lautsprecherwagen ist vorgefahren.

12.40 Uhr: Eine Spontandemo mit 80 Teilnehmern wird an der Röxer/ Ecke Schützestraße angemeldet.

12.45 Uhr: Bundestagsabgeordnete KatrinKunert (Die Linke) bedauert vor TV-Kameras, dass es von der Stadt nur wenige Aktivitäten gab. "Wir müssen ein Aktionsbündnis schmieden. Salzwedel hat es vorgemacht."

12.55 Uhr: "Stendal Nazifrei" hat mit einer Sitzblockade auf der Röxer Straße am Kreisverkehr begonnen. Währenddessen stimmen sich die NPD-Demonstranten am Bahnhof mit einschlägigen Liedern auf den Beginn der Demonstration ein.

13 Uhr: Mehrere Stendaler skandieren "Ihr seid hier nicht willkommen" gegen die Musik.

13.05 Uhr: Die NPD-Demo beginnt mit Reden. Sie wird jedoch durch etwa ein Dutzend Gegner regelmäßig mit "Nazis raus"-Rufen unterbrochen. Es befinden sich etwa 150 NPD-Demonstranten auf dem Bahnhof - darunter etwa 15 Inseler.

13.30 Uhr: Die NPD-Demo "nimmt Aufstellung", so Versammlungsleiter Heiko Krause. Allerdings ist nach Absprachen mit der Polizei eine neue Route bestimmt worden.

13.50 Uhr: Eine dritte Beratungsrunde mit der Polizei ist beendet. Es herrscht Aufbruchstimmung bei den NPD-Demonstranten. Die Antifa versucht mit etwa 50 Personen aus Richtung Kreisel einen Durchbruch in Richtung Bahnhof. Die Polizei stoppt sie auf Höhe Schützestraße

14 Uhr: Routenänderung: NPD-Demonstranten müssen durch die Eisenbahnunterführung. Von dort aus bewegen sie sich auf der Lüderitzer in Richtung Gardelegener Straße.

14.30 Uhr: Die NPD-Demo befindet sich auf der Dahlener Straße. Auch wenn NPD-Vize Udo Pastörs lautstark und aggressiv durch ein Megafon agitiert, wird das Geschehen eher teilnahmslos von vereinzelten Anwohnern verfolgt. Pastörs spielt auf Kindesmissbrauch in Insel an. Den hat es gegeben: Von einem jungen Inseler, der den Protest gegen die Ex-Sexualstraftäter aktiv unterstützt.

15 Uhr: Der Demonstrationszug passiert den Kreisel in die Weinert-Straße, wo noch vor zwei Stunden die Sitzblockade war. Fünf Gegendemonstranten gelingt es, auf Höhe des Lidl-Marktes eine Sitzblockade zu errichten, darunter auch Katrin Kunert und Christian Franke (Grüne).

15.30 Uhr: Die NPD-Demonstranten sind an der Sitzblockade vorbeigeleitet worden, befinden sich auf der Stadtseeallee. Gegendemonstranten der Antifa skandieren auf Höhe des NP-Marktes "Ihr habt den Krieg verloren", es kommt jedoch zu keiner Auseinandersetzung.

15.40 Uhr: Die Moltkestraße ist in Richtung Scharnhorststraße blockiert, der Zug biegt in Richtung Frommhagenstraße ab.

16 Uhr: Die NPD-Demonstranten werden von der Grabenstraße in die Bahnhofstraße geleitet. Dort wird die Kundgebung stattfinden.

16.26 Uhr: Die Kundgebung mit Reden von Andy Knape (Junge Nationaldemokraten)und Sigrid Schüßler (Ring Nationaler Frauen) ist beendet. Die Demonstranten werden jetzt in Richtung Bahnhof geleitet.

16.50 Uhr: Auf dem Bahnhofsvorplatz agitiert Pastörs noch einmal lautstark.

17.18 Uhr: Heiko Krause schließt die Versammlung.

20.55 Uhr: Die Polizei zieht Resümee. "Die Versammlungen selbst verliefen ohne nennenswerte Vorkommnisse. Insgesamt erfolgten rund 160 Identitätsfeststellungen und 25 Platzverweise. Dazu wurden 14 Anzeigen durch die Polizei aufgenommen, unter anderem wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.