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Bürgermeisterin: "Es gibt kein Personalproblem"/ Dennoch Trauungen nur jeden zweiten Samstag Stadt schickt erneut Brief an die Burg zum Thema Trauung

Von Sabrina Trieger 03.11.2010, 05:18

Im nächsten Jahr sollen nur noch jeden zweiten Sonnabend standesamtliche Trauungen in der Stadt Wanzleben - Börde möglich sein. Eine Lösung des Problems sehe die Verwaltung derzeit nicht, sagte gestern Bürgermeisterin Petra Hort der Volksstimme auf Nachfrage. Ein entsprechend erklärender Brief hat die Verwaltung nun an die Burg Wanzleben geschickt, der mit dieser Regelung massive Umsatzeinbußen drohen. Möglicherweise brechen der Burg 2011 damit die Hälfte aller Sonnabend-Trauungen weg. Eine Kopie des Briefes sollen die Stadträte am Donnerstag zur nächsten Sitzung erhalten. Zum Inhalt des Briefes wollte die Bürgermeisterin gestern keine näheren Angaben machen.

Wanzleben. In zwei Stadtratsausschüssen ist das Standesbeamten-Engpass-Thema, mit der Folge das 2011 nur jeden zweiten Sonnabend Trauungen in der Einheitsgemeinde angeboten werden können, in der vergangenen Wochen diskutiert worden.

Die Räte hatten nach einer längeren Diskussion bei der letzten Stadtratssitzung – nach dem der Veranstaltungsleiter der Burg Stephan Schwarz das Problem erst öffentlich gemacht hatte – das Thema zur Diskussion in die Ausschüsse verwiesen.

"Der Brief an die Burg ist bereits raus"

So hatte Bürgermeisterin Petra Hort (Die Linke) im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses über die rechtlichen Grundlagen informiert, warum es für das kommende Jahr nur noch die Möglichkeit gebe, auf der Burg lediglich jeden zweiten Sonnabend standesbeamtliche Trauungen anbieten zu können.

Bisher war dies jeden Sonnabend möglich. Die Burg Wanzleben hat sich in den letzten Jahren zu einem Hochzeits-Eldorado erfolgreich entwickelt und will dies als wichtiges Standbein weiter ausbauen. Die Burg wirbt seither mit dem Slogan "Hochzeitstadt Wanzleben" und die Paare kommen aus aller Herrenländer wie Norwegen, England, Italien und sogar aus Californien (USA).

Für die Burg Wanzleben würde eine Streichung von jedem zweiten Sonnabend einen Umsatzverlust in punkto Hochzeitsfeiern von bis zu 50 Prozent bedeuten, was auch Auswirkungen auf andere Gewerbetreibende haben könnte.

Stadträtin Silke Schindler (SPD) hatte gefordert, dass über das Thema im Hauptausschuss diskutiert werden sollte. Sie erklärte der Volksstimme nun, dass der Hauptausschuss der Verwaltung die Empfehlung gegeben habe, ein Schreiben an die Burg Wanzleben aufzusetzen, in dem bezugnehmend auf die Gesetzeslage erklärt wird, warum 2011 nicht jeden Sonnabend Trauungen angeboten werden können.

Silke Schindler gab an, aktuell selbst weiter zu recherchieren, um vielleicht doch noch eine Lösung für das Problem zu finden.

Auf Volksstimme-Nachfrage erklärte Bürgermeisterin Petra Hort gestern: "Der Brief an die Burg ist bereits raus." Zu den Inhalten wollte sie aber keine näheren Angaben machen, da die Stadträte die Kopie des Briefes erst am Donnerstag zur Sitzung erhalten.

Die Volksstimme fragte bei den Verantwortlichen auf der Burg Wanzleben nach. Diese konnten gestern den Eingang des Briefes bestätigen. Da sich allerdings Burgherr Friedrich-Wilhelm Kühne zurzeit nicht in Wanzleben aufhält und der Veranstaltungsleiter Stephan Schwarz sich im Urlaub befindet, konnte gestern zu dem Brief noch niemand eine Stellungnahme abgeben.

Bürgermeisterin Petra Hort sagte der Volksstimme weiter, dass es in der Thematik außerdem kein "Personalproblem" gebe. Im Gegenteil: "Wir sind, wenn man den vorgegebenen Personalschlüssel betrachtet, sehr gut aufgestellt", sagte sie weiter. Vor einigen Wochen auf der letzten Stadtratssitzung hörte sich das aber noch ganz anders an. Dort berichtete in der Einwohnerfragstunde Stephan Schwarz, Veranstaltungsleiter auf der Burg, dass es in einem Brief der Verwaltung hieß, dass "wegen Personalmangels" 2011 nur noch jeden zweiten Sonnabend Ehen auf der Burg geschlossen werden könnten. Widerspruch seitens der Bürgermeisterin gab es diesbezüglich damals keinen.

Aber auch trotz des nun nicht mehr vorhandenen Personalmangels könne im nächsten Jahr nur jeden zweiten Sonnabend Trauungen auf der Burg stattfinden. Denn, von den drei Standesbeamtinnen der Einheitsgemeinde sei eine im nächsten Jahr weiter krankgeschrieben und die zweite würde 2011 jeden zweiten Sonnabend eine Zusatzausbildung besuchen. Sie falle damit aus dem Dienstplan für Sonnabendtrauungen.

Als Ausweichvariante könne man deshalb nur den Freitagnachmittag als Trauungstermin neben den Öffnungszeiten unterbreiten, so Hort.

Sie habe sich außerdem auch mit dem Vorschlag einer Leserin der Volksstimme auseinandergesetzt, dass sie selbst jeden zweiten Sonnabend Trauungen vornimmt. Rechtlich ist sie als Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde schließlich durchaus in der Lage selbst auch Ehen zu schließen. Bei ihren Überlegungen sei sie aber zu dem Schluss gekommen: "Mir fehlt leider die Zeit, um mich dieser schönen Aufgabe widmen zu können." Auch dieser Lösungsansatz falle damit raus.

Ruhestandsbeamte für die Sonnabende?

Auch der Wirtschaftsausschuss des Stadtrates beschäftigte sich in der vergangenen Woche mit dem Thema der Sonnabend-Trauungen.

Auf der letzten Stadtratssitzung hatte Werner Ackermann (FDP) erklärt, dass dieses Thema auch in den Wirtschaftsausschuss gehört. Es müsse eine Lösung dafür geben, schließlich würden viele Gewerbetreibende von den Aufgeboten der Hochzeitsgesellschaften auf der Burg profitieren, argumentierte er.

In der kurzen Diskussion im Wirtschaftsausschuss in der vergangenen Woche wurde unter anderem auch über den Ansatz diskutiert, eventuell Ruhestandsbeamte für diese Aufgabe an jedem zweiten Sonnabend, zumindest für die Hochzeitshochsaison im Sommer zu aktivieren. Dazu sagte Bürgermeisterin Petra Hort auf Nachfrage: "Diese Variante ist aus verwaltungsrechtlichen Gründen nicht möglich."