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  7. Ein Stück über das normal Verrückte und das verrückt Normale

Verein Der Weg bringt "Ampelmännchen isst man nicht" auf die Bühne / Premiere heute Ein Stück über das normal Verrückte und das verrückt Normale

Von Birgit Ahlert 06.12.2010, 04:25

"Ampelmännchen isst man nicht" ist der Titel einer Inszenierung, die am Montag, 6. Dezember, Premiere hat im Kulturzentrum Feuerwache. Das Stück wird vom Verein Der Weg auf die Bühne gebracht, der sich um psychisch Erkrankte kümmert, und geht der Frage nach: Was ist verrückt und was ist normal?

Sudenburg. Frohgelaunt und nachdenklich, flüsternd oder rufend, verrückt und normal – bei den Proben in der Feuerwache durchlaufen die Frauen und Männer ein buntes Spektrum der Darstellungsvielfalt. Zwischendurch gibt’s Musik, gesungen wird gemeinsam. Das klingt nicht verrückt, das alles wirkt völlig normal und kreativ.

Doch was ist normal? Ist normal kreativ? Oder ist normal zu tun, was andere tun – oder ist das nicht eher langweilig? Ist es normal oder verrückt, "aus der Reihe zu tanzen"? Immer wieder gibt es Leute, die andere verrückt nennen. Verrückt wird oft genannt, was andere nicht verstehen, wenn jemand aus der Norm fällt. Doch was ist die Norm? So zu sein wie alle, ist das normal oder verrückt?

Um solche und ähnliche Fragen geht es in dem Theaterstück, das eigentlich gar keines ist. Vielmehr entstand unter der Regie von Kerstin Reichelt eine szenische Collage zum Thema. "Dazu hat jeder etwas beigetragen", erklärt die Regisseurin (bekannt u.a. vom Improvisationstheater Herzsprung).

Auf diese Weise entstand auch der Titel "Ampelmännchen isst man nicht". Im Laufe der Gespräche haben sich alle Beteiligten darauf geeinigt. "Mit Ampelmännchen hat das Stück eigentlich gar nicht zu tun und doch passt es zum Stück", sagt Kerstin Reichelt. Das Ampelmännchen kennt jeder, es ist Richtungweisend und kann etwas in Bewegung setzen. "Das wollen auch wir, bewegen."

In den vorigen Wochen wurde zwei Stunden wöchentlich geprobt. In den vergangenen Tagen gab es dann Intensivproben, bi zu acht Stunden, damit die Premiere heute (6.12.) gut über die Bühne geht..

Die Beteiligten sind keine Schauspieler, sondern eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die Spaß am Schauspielern hat. Und damit auch noch etwas bewirken will. Und kann. Ist es verrückt, normal zu sein oder ist es normal verrückt zu sein? Was ist verrückt und wie wird man es? Oder ist nicht jeder ein bisschen verrückt?

Es gibt immer Leute, die andere verrückt nennen oder wiederum Leute, die sich für verrückt halten oder sich brüsten, verrückt zu sein. Es gibt so viele Facetten, so viel Möglichkeiten wie es unterschiedliche Menschen gibt.

Die Spieler der Gruppe nennen sich "Verrückte oder für verrückt Erklärte" und sind selbst Leute wie du und ich, im täglichen Alltag kaum zu erkennen, geschweige zu unterscheiden – nicht auf den ersten Blick und nach dem ersten Wort. Jeder Mensch ist verschieden und so verschieden ist seine Verrücktheit. Und mal ganz ehrlich: Ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man sich auf die Bühne traut und sich vor fremden Leuten darstellt.