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Privates Schneeschieben und öffentlicher Winterdienst im Konflikt Fleißige Eigentümerin ist verärgert über Kontrolleur

Von Renate Wähnelt 16.12.2010, 04:27

Mangelnde Kehrleistung der Stadt und unnötige Erschwernis für private Grundstücksbesitzer einerseits sowie ungerechte Mahnung zum Gehwegfegen andererseits erregen Volksstimme-Leser, die ihre Kritik öffentlich machten.

Oschersleben. Mehrmals am Tag geht Lieselotte Drohberg bei Schneegestöber hinaus, um vor allem in der Kornstraße den Fußweg zu fegen und zu streuen. Ihr Grundstück ist außerdem von Unterer Mauer- und Mittelstraße umschlossen. Und mit einem Foto der Unteren Mauerstraße versehen, fand sie am Freitag eine "Aufforderung zur Beseitigung bzw. zukünftigen Unterlassung" in ihrem Briefkasten. "Ich betrachte dieses Schreiben als Akt der behördlichen Willkür", ist sie erbost, fühlt sie sich doch zu Unrecht wegen fehlender Gehwegreinigung gescholten.

Sie finde es unerhört, dass die Stadt herumlaufe und Grundstückseigentümer kontrolliere, während sie selbst nicht mit dem Räumen und Streuen hinterher komme. Denn gerade in der – kaum begangenen – Unteren Mauerstraße schließe sich an "ihren" Fußweg ein Stück städtischen Fußwegs an. Das werde nicht gekehrt - im Unterschied zu ihrem Stück.

Ebenfalls ein Eckgrundstück hat Wolfgang Helmecke. Ihn ärgert, dass der Winterdienst Schnee auf den frisch geräumten Fußweg schiebt. Wendemanöver im Bereich Hackelberg / Boulevard sorgen dafür, dass auf den Hydranten der Schnee richtig fest gefahren wird, ärgert er sich. Und Lieferfahrzeuge, die auf dem Fußweg halten, machten häufig genug die Arbeit der Anlieger wieder zunichte.

Ein wenig verblüfft nahm Steffen Czerwienski, als Leiter des Baubetriebsamtes auch für den Winterdienst im Ort zuständig, die Kritiken zur Kenntnis, als die Volksstimme ihn damit konfrontierte. "Im Rathaus hat sich bisher kaum jemand beschwert."

Von zugeschobenen Zufahrten und wieder mit Schnee bespritzten Fußwegen sei die Stadt ebenso betroffen wie die privaten Grundstückseigentümer, zeigte sich Steffen Czerwienski mit einem der Probleme vertraut, die Wolfgang Helmecke ansprach. Die Fahrer im Winterdienst seien angehalten worden, entsprechend langsam zu fahren – es gebe auch Geschwindigkeitskontrollen. Ganz vermeiden ließe es sich aber nicht, dass Schnee von den Fahrbahnen auf den Gehweg geschoben wird. Ebenso wie das Wenden auf Hydranten. "Die Fahrer haben ja auch gewisse Zeitvorgaben und können nicht auf alles achten", warb er um Verständnis.

Für die Kontrolle, ob die Wege richtig geräumt sind, ist das Ordnungsamt zuständig. "Unsere zwei Außendienstmitarbeiter sind ständig unterwegs, an den Fußgängerüberwegen und Bushaltestellen, von der Innenstadt her spiralförmig nach außen und auch in den Ortsteilen. Wer permanent nicht kehrt, ist uns im Laufe der Jahre schon bekannt, da gucken wir natürlich genauer", sagte er. Sehen die Mitarbeiter einen nicht geräumten Weg, bekommt der Grundstückseigentümer ein Foto und die Aufforderung, seine Räum–pflicht zu erfüllen, in den Briefkasten, erläuterte er das Verfahren, über das sich Lieselotte Drohberg geärgert hat.

Nach der ersten Aufforderung werde kontrolliert, erst danach gebe es eine förmliche Aufforderung mit Fristsetzung. Und erst wenn all das nicht fruchte, gehe das Ganze zur Bußgeldstelle. Der Betroffene habe immer die Möglichkeit, sich zu äußern. "Das wollte ich ja, aber Freitagnachmittag war ja niemand mehr im Rathaus", war Lieselotte Drohberg noch Tage später erregt.

Besitzer von Eckgrundstücken können übrigens nicht auf "mildernde Umstände" rechnen, weil sie besonders viel zu kehren haben. "Aber manche tun auch mehr, als sie müssen: Eine Breite von 1,50 Meter reicht", weist Steffen Czerwienski auf die Straßenreinigungssatzung hin, die auch den Winterdienst regelt.

Wer Hinweise zum Winterdienst geben möchte, kann das per E-Mail auf direktem Weg unter winterdienst@oscherslebenbode.de tun.