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Tarifanpassung für Honorarkräfte notwendig / Änderung soll ab August greifen / Überprüfung nach einem Jahr Gebühren für Musikstunden sollen steigen

Von Ivar Lüthe 09.05.2014, 03:13

Die Gebühren für die Musikschulen des Landkreises Börde sollen zum neuen Schuljahr steigen. Das sieht eine Beschlussvorlage vor, über die der Kreistag am 14. Mai zu entscheiden hat. Hintergrund ist eine Anpassung der Honorare für nebenamtliche Lehrkräfte.

LandkreisBörde l Mit dem neuen Musikschuljahr 2014/15, also ab August, sollen neue, höhere Gebühren für die Musikschulen des Landkreises Börde gelten. Nach dem Kulturausschuss beschäftigte sich am Mittwoch nun der Kreisausschuss mit der Satzung. Zuvor erläuterte Heinrich Schulze, Leiter des Fachdienstes Schulen und Kultur, die Hintergründe der Gebührenanhebung. "Das Hauptproblem der Musikschulen des Landkreises ist, Honorarkräfte zu finden. Mit der Verlagerung der Musiklehrerausbildung von der Uni Magdeburg nach Halle wird es immer schwieriger, Lehrer für den nebenamtlichen Bereich bei den Musikschulen zu finden", so Heinrich Schulze. Bereits jetzt unterrichten Honorarkräfte aus 14 Nationen an den Musikschulen des Landkreises.

Und um die vorhandenen nebenamtlichen Musikschullehrer zu halten, müssen die Honorare angepasst werden. Seit Jahren habe es hier keine Anpassung gegeben, die letzte Tarifrichtlinie war vor über zehn Jahren ausgelaufen. Die bisherigen Stundentarife liegen bei rund 16 beziehungsweise 17 Euro. Künftig sollen 17 beziehungsweise 20 Euro je Unterrichtsstunde gezahlt werden.

An den Musikschulen des Landkreises werden derzeit 1300 Schüler mit 1700 Unterrichtsbelegungen an 34 Unterrichtsorten im Kreisgebiet unterrichtet. Dieser Unterricht wird durch 21 hauptamtliche Lehrkräfte und 39 nebenamtlichen Lehrkräften auf Honorarbasis erteilt. Die Honorarkräfte erbringen gut 45 Prozent des gesamten Unterrichts der Musikschulen.

Die Finanzierung der neuen Honorare sollen durch Gebühreneinnahmen abgedeckt werden, um den Kreishaushalt nicht noch weiter zu belasten. Derzeit trägt der Landkreis bereits rund 70 Prozent der Kosten für die Musikschulen, die restlichen 30 Prozent werden aus Elternbeiträgen finanziert. Fast 1,3 Millionen Euro kosten die Musikschulen im Jahr.

"Mit der neuen Satzung kommt die erste Gebührenerhöhung seit August 2008. Damals waren die Gebührensatzungen der beiden Altkreise angepasst worden. Mit der neuen Satzung gleichen wir die Gebühren dem aktuellen Trend in Sachsen-Anhalt an", erläuterte Heinrich Schulze.

Steigen sollen die Gebühren für die Früherziehung sowie die Unterrichtsgebühren für Einzel- und Gruppenunterricht. Eine weitere Änderung betrifft die Mehrfach- und Familienermäßigungen. Demnach ist vorgesehen, die bisherige Familienermäßigung von 50 Prozent auf landesübliche 25Prozent zu reduzieren.

Der Kulturausschuss jedoch sah hier die Gefahr, dass es hier zu einer starken finanziellen Belastung für Familien kommt und Familien den Kreismusikschulen den Rücken zukehren könnten. Deshalb wurde vorgeschlagen, dass künftig eine zweite Ermäßigung bei Doppel- und Mehrfachnutzung in Höhe von 25 Prozent möglich sein soll. Bisher war nur eine Ermäßigung selbst bei Mehrfachnutzung durch Familien möglich.

Die neue Gebührensatzung soll, wenn der Kreistag sie am 14. Mai beschließt, nach einem Jahr wieder auf den Prüfstand kommen, um mögliche Auswirkungen auf das Nutzerverhalten festzustellen und gegebenenfalls nachzusteuern.

Im Kreisausschuss deutete sich am Mittwoch bereits Zustimmung für die Gebührenerhöhung an. "Die Erhöhung ist noch ausgewogen und wir finden uns mit den Gebühren in guter Gesellschaft mit anderen Landkreisen", sagte Gerhard Schmidt (CDU).

Kritische Stimmen kamen von der Fraktion der Linken. Fraktionschefin Gudrun Tiedge: "Dass die Honorarkräfte ordentlich bezahlt werden sollen, ist auch unsere Meinung. Aber hier fällt uns eine Landesentscheidung auf die Füße, weil die Ausbildung nach Halle verlegt worden ist. Die Erhöhung ist für Familien nicht ohne. Gerade finanzschwache Familien werden sich das nicht mehr leisten können."

Bodo Zeymer (Grüne) meinte dazu: "Es ist zu einfach, das Ganze auf die Schließung der Fakultät in Magdeburg zu schieben. Ich denke, dass die Satzung ausgewogen ist. Aber wir sollten ein Auge darauf haben. Wenn sich nach einem Jahr herausstellt, dass es negative Auswirkungen hat, dann müssen wir gegensteuern."

Die Belastung gerade für finanzschwache Familien sieht auch Martin Schindler (SPD) als ein Problem: "Einige werden sich das nicht mehr leisten können. Kommt hier eigentlich das Bildungspaket des Bundes zum Zuge? Und gibt es nicht die Möglichkeit von Stipendien?", fragte der Wanzleber.

Das Bildungspaket des Bundes sieht viele Fördermöglichkeiten außerschulische Aktivitäten vor. Ob und wie dies auch für die Musikschule Anwendung finden kann, will Heinrich Schulze prüfen lassen. "Die Stipendienfrage wäre eine politische Entscheidung", so Schulze.

"Die Idee des Stipendiums ist gut, kann aber nicht die Aufgabe des Landkreises sein. Hier müssen Sponsoren gefunden werden", meinte SPD-Fraktionschef Burkhard Kanngießer. Der Lionsclub Oschersleben habe dies beispielsweise für Hochbegabte gehabt, erinnerte Kanngießer.

"Dann müssten wir aber darüber nachdenken, wie diese Förderung genau aussehen soll", meinte Dieter Schwarz von der FUWG dazu. Es müssten dann Richtlinien geschaffen werden.