1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wanzleben
  6. >
  7. Gefällte Bäume, enttäuschte Bürger und ein Bedauern der Verwaltung

Emotionen kochen auf der Ortschaftsratssitzung in Domersleben hoch Gefällte Bäume, enttäuschte Bürger und ein Bedauern der Verwaltung

Von Sabrina Trieger 28.01.2011, 05:35

Das Thema Baumfälllungen in der Martin-Selber-Straße erregte auf der Ortschaftsratssitzung in Domersleben am Mittwochabend die Gemüter. Zehn Bürger nahmen als Gäste an der Sitzung teil. 90 Minuten lang tauschten Einwohner, Räte und Mitarbeiter der Verwaltung ihre Argumente aus. Die gute Nachricht: Vorerst bleiben die Bäume im Park stehen.

Domersleben. Bei der Ortschaftsratssitzung Mittwochabend im Domersleber Kulturhaus kochten beim Tagesordnungspunkt "Ausbau der Martin-Selber-Straße" die Emotionen bei den Ortschaftsräten und den Einwohnern gleichermaßen hoch. Der Grund war die Fällung der mehr als 30 ortsbildprägende Linden.

Die Domersleber hatten eine Menge Fragen an die Ortschaftsräte. Wie konnte es zu den Baumfällungen kommen? Wieso hat niemand im Vorfeld von der groß angelegten Baumfällaktion gewusst? Wie geht es mit dem Aushub für das rund 1200 Quadratmeter große Regenrückhaltebecken, das im Park angelegt werden soll, weiter? Müssen hierfür die Parkbäume ebenfalls noch gefällt werden?

Zur letzteren Frage äußerten sich die Ortschaftsräte dahingehend, dass das Ziel sein muss, wenigstens die Bäume im Park zu retten. Das würde laut Bauamtsleiter Olaf Küpper aber nur funktionieren, wenn die Fläche des geplanten Regenrückhaltebeckens neu berechnet werden würde. Hierfür müssten die an der Nordseite der Martin-Selber-Straße anliegenden Gewerbetreibenden gegenüber dem Trink- und Abwasserband Börde (TAV) bis zum 31. Januar signalisieren, dass sie auf ihren Grundstücken das Oberflächenwasser versickern lassen würden. In welcher Form, dass am Ende auf dem jeweiligen Grund und Boden realisiert werden könnte, müsse durch die Untere Wasserbehörde geprüft werden. Mit dieser neuen Berechnung könnte aber das geplante Versickerungsbecken von der Fläche her schrumpfen und die Parkbäume stehen bleiben. Dazu ist nun für Anfang Februar ein Treffen am runden Tisch zwischen Trink- und Abwasserverband (TAV), Bauamt, dem Planer und dem Ortschaftsrat vorgesehen.

"Gewerbetreibende sind nicht die Baumkiller"

Der TAV hat dazu erneut Schreiben an die Gewerbetreibenden verschickt, mit der Frage, ob sie Oberflächenwasser auf ihrem Grundstück versickern lassen würden. Um dies zu ermöglichen, muss dann ein Antrag bei der Unteren Wasserbehörde gestellt werden.

Küpper kündigte an, dass er auch dazu das Gespräch mit der Unteren Wasserbehörde suchen werde. "Wir werden das Baumfällen im Park solange zurückhalten, bis diese beiden Gespräche stattgefunden haben", sagte Küpper.

Bei der Frage welche Kosten bezüglich der Entwässerung auf die angeschriebenen Gewerbetreibenden zukommen könnten, meinte Anlieger Harald Liskow, dass er nach der Größe seines Grundstück die Gebühren grob auf 22 000 Euro im Jahr schätzt, sowie ein einmaliger Beitrag für den Anschluss in ähnlicher Höhe, auf ihn zukommen könnte.

Liskow ärgert sich: "Solche Beträge kann doch niemand aus privater Tasche zahlen. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir jetzt die bis zum Fristende uns verbleibenden Tage nutzen sollten, um unsere Entwässerungskonzepte bei den Behörden und Ämtern einzureichen." Er gab an, bereits mit einem wasserwirtschaftlichen Planer einen Vor-Ort-Termin auf seinem Grundstück ausgemacht zu haben.

Liskow betonte, dass es ihm in diesem Zusammenhang wichtig sei, dass am Ende nicht die Gewerbetreibenden als "Baumkiller" dastehen würden. Der Anlieger kritisierte in seinen Ausführungen zudem die schwammig formulierten zugestellten TAV-Schreiben. "In den Briefen, die ich 2009 und 2010 bekommen habe, wurde immer nur gefragt, ob wir einen Anschluss wünschen: Ja oder Nein? Die Information, dass wir einen Antrag bei der Unteren Wasserbehörde stellen müssten, fehlte aber komplett. Das kann es doch nicht sein. Es wurde nie darauf hingewiesen, dass wenn man sich nicht anschließt, im Zuge der Planung ein großes zentrales Becken im Parkareal berechnet wird", so der Anlieger.

Ortschaftsrat Hartmut Thiele fügte hinzu, dass es im Vorfeld keinerlei Informationen auf den Bau solch eines Beckens sowie für das Fällen der Parkbäume gab. Auch die vorhandenen Gräben seien seiner Meinung nach nie in die Berechnung mit einbezogen worden. Er wolle zudem der Frage nachgehen, ob die Bäume, die bereits im Park "geköpft" wurden, hätten überhaupt gefällt werden dürfen? Hierzu wolle er noch das Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde suchen, sagte er gestern.

Anwohner befürchtet: "Keller laufen voll"

Günther Mendt, Grundstücksbesitzer in der zum Park hin angrenzenden tiefergelegenen Friedensstraße äußerte die Sorge, dass wenn das Oberflächenwasser in den Park eingeleitet werde, man auch gleich das Wasser in die Häuser der Friedensstraße einleiten könnte. "Wir liegen in der Friedensstraße an der tiefsten Stelle. Mit dem im Park geplanten rund 1200 Quadratmeter großen Versickerungsbecken, dass 2,50 Meter tief sein und mit Schotter aufgefüllt werden soll, grenzt nach derzeitiger Planung an unsere Gärten an. Somit werden unserer Häuser in spätestens drei Jahren unter Wasser stehen. Wir werden uns was dieses Vorhaben betrifft, schriftlich beschweren, damit wir im Fall eines Wasserschadens etwas in der Hand haben", beschwert sich Mendt.

Zu der anfänglichen Diskussion, um die Frage warum von den Domersleber Ortschaftsräten keiner von der Baumfällaktion in der Martin-Selber-Straße im Vorfeld gewusst hatte, sagte Bürgermeisterin Petra Hort, dass sie zuletzt auf der Stadtratssitzung im Dezember im Bürgermeisterbericht darüber informiert habe, dass hier einige Bäume gefällt werden müssten. Ratsmitglied Michael Boße konterte. "Einige heißt nicht alle. Dass ein paar Bäume im Zuge einer Straßensanierung gefällt werden müssen, ist verständlich. Aber alle? Wir Domersleber haben die Sanierung über Jahre hinweg so geplant, dass die Allee keinen Schaden nimmt. Geänderte Unterlagen habe ich nie gesehen, sonst hätte ich der Maßnahme so nie meine Zustimmung gegeben. Ich fühle mich übergangen. Nun sind die Bäume ab und ab ist ab."

Bürgermeisterin Petra Hort räumte ein, dass es ein "Kommunikationsproblem zwischen den Bürgern und der Verwaltung gab". Dies sei äußerst bedauerlich. "Die Situation ist ernst. Ich möchte da auch nichts beschönigen."