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Bewerbungen als Schiedsperson bis 31. August an die Verbandsgemeinde Westliche Börde Damen sagen adé: Schlichter für kleinen Zwist gesucht

Von Mandy Ganske 24.07.2010, 04:57

Friederike Eichstaedt ist jetzt 62. Kürzlich wurde sie als Leiterin der Kreisvolkshochschule Oschersleben in den Ruhestand verabschiedet. Marlen Eisemann ist 67. Die Kloster Gröningerin engagiert sich für die Chronik in ihrem Ort. Beide sind sie außerdem langjährig als Schiedsdamen in der Westlichen Börde tätig. Ende Juli läuft ihre Amtsperiode aus.

Westliche Börde. Es sind die kleinen Streits des Alltags, mit denen sich Friederike Eichstaedt und Marlen Eisemann im Durchschnitt zwei bis drei Mal im Jahr befassen. Manchmal ist es eine Grundstücksgrenze, die vom Nachbarn angezweifelt oder überschritten wurde. Ein anderes Mal ist es ein Baum, der zu hoch ist oder es gibt störenden Lärm, der vorübergehend einen Keil zwischen Nachbarn treiben kann. In Fällen wie diesen sind Friederike Eichstaedt seit 20 und Marlen Eisemann seit zehn Jahren für die Betreffenden die richtigen Ansprechpartner. Allerdings läuft ihre Amtsperiode offiziell Ende nächster Woche aus.

Die beiden würden diese Aufgabe nun gern in jüngere Hände geben. Friederike Eichstaedt wurde gerade auch aus dem Arbeitsleben verabschiedet. Und Marlen Eisemann meint: "Noch mal fünf Jahre wären einfach zu lang. Ich bin jetzt immerhin 67." Sie suchen als neue Schiedspersonen nun Menschen mit der Fähigkeit zu moderieren. Denn die Aufgabe einer Schiedsstelle liegt darin, die Parteien an einen Tisch zu holen und zu schlichten. "Menschenkenntnis ist wichtig und ein bisschen Lebenserfahrung", meint Friederike Eichstaedt noch. Schließlich gehe es darum, mit den Beteiligten einen Kompromiss zu finden. "Das gelingt aber in den meisten Fällen", blickt Marlen Eisemann zufrieden zurück.

Ein Schlichtungsfall läuft in der Regel so ab, dass Friederike Eichstaedt einen Anruf erhält. Jemand trägt das Problem vor und die Gröningerin erklärt, wie der Antrag auf Schlichtung zu stellen ist. Gibt es gültige Adressen der Streitparteien, wird beiden schriftlich ein Termin mitgeteilt. "Dann müssen sie an dem festgesetzten Tag bei uns erscheinen. Das war bisher auch immer so, dass es da keinerlei Probleme gab", schildern die langjährigen Schiedsdamen. Sitzen erst einmal alle an einem Tisch, erklären sie zu dem Fall die bestehende Gesetzeslage. Das Nachbarschaftsgesetz dient als Fundus, genauso wie die bestehenden Satzungen in den Orten. "Das erläutern wir alles auf den jeweiligen Fall bezogen und fast immer werden sich die Beteiligten auch einig", erklären sie ihre Tätigkeit weiter. Das Wichtigste sei schließlich, an die Vernunft zu appellieren. Dabei gebe es natürlich auch Ausnahmen. Einige wenige ließen sich nicht davon abbringen, ihren Konflikt vor Gericht zu bringen. In der Regel, meint Friederike Eichstaedt, konnten sie aber Kompromisse schließen. Gütlich ging es aus, wenn Friederike Eichstaedt am Ende eines solchen Gesprächs sagen konnte: "Können wir das so im Protokoll festhalten? Gut!"

Offenbar braucht es meist einfach eine neutrale Person, damit Streithähne schließlich wieder aufeinander zugehen. Und dabei wollten Friederike Eichstaedt und Marlen Eisemann stets behilflich sein. In diesem Jahr war das zum Beispiel bislang nicht einmal erforderlich. Wichtig ist indes, dass Schiedspersonen für den Fall der Fälle bereit stehen.

Nun wünschen sich die bisherigen Schiedsdamen Nachfolger, die darin eine wertvolle Aufgabe sehen. Marlen Eisemann ist froh, dass sie sich selbst damals dazu entschlossen hat. "Ich würde es wieder machen, weil ich neugierig bin. Man hat über die Jahre einfach viel Interessantes dazu gelernt."