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Strohdiemen in Klein Oschersleben brennt weiter / Landrat ordnet Einsatz der Kreisfeuerwehrbereitschaft an Hordorfer Feuerwehrleute schieben trotz Urlaubs heiße Brandwache

Von Yvonne Heyer und Mathias Müller 22.07.2010, 04:22

Der Einsatz der Feuerwehren der Verwaltungsgemeinschaft Oschersleben beim Strohdiemenbrand auf einem Betriebsgelände in Klein Oschersleben dauert an. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln jetzt wegen des Verdachts der Brandstiftung.

Klein Oschersleben. "Wenn es hier mal brennt, dann wird es Tage brennen und vor allem qualmen", dieser Satz wurde vor Jahren von Feuerwehrleuten ausgesprochen als die ersten riesigen Strohdiemen, 70 Meter lang, 12 Meter hoch, 12 Meter breit, auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik in Klein Oschersleben errichtet wurden.

Genauso ist es jetzt gekommen. Stundenlangem Löschen folgte die Erkenntnis: Das können die Feuerwehrleute hier nur kontrolliert abbrennen lassen. Doch so ein Großeinsatz von sechs Feuerwehren mit über 90 Kameraden, samt der Technik von 15 Einsatzfahrzeugen zeigt auch die Grenzen auf. Das machte Oscherslebens Stadtwehrleiter Bernd Dedecke Dienstag am späten Nachmittag auch gegenüber Landrat Thomas Webel, der den Brandort besichtigte, deutlich: "Wir brauchen hier Nachbarschaftshilfe. Unsere Wehren allein können hier nicht noch zwei Tage rund um die Uhr im Einsatz sein. Sechs Wehren waren allein in der Nacht von Montag zum Dienstag im Einsatz, die Sicherung am Dienstag bis 16 Uhr hatten Hordorf, Schermcke und Großalsleben übernommen, erste Wehren melden sich ab", erklärte Dedecke dem Landrat. Um 16 Uhr war Schichtwechsel, dann rückten Peseckendorf, Ampfurth und Neindorf an, das Technische Hilfswerk Oschersleben half über Nacht beim Ausleuchten. "Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir ja die ganz normale Einsatzbereitschaft der Wehren sicherstellen müssen", verdeutlichte der Stadtwehrleiter.

Deutlich war Dedeckes Ärger darüber heraus zu hören, dass die Pumpentechnik der firmeneigenen Wasserentnahmestelle am Dienstagnachmittag noch immer nicht funktionierte. "Die TS-Pumpen der Feuerwehren liefen zum Teil acht Stunden, eine hatte bereits ihren Geist aufgegeben. Wir fahren hier auf Verschleiß. Das geht nicht."

Die Versorgung der Kameraden indes hatte die Stadtverwaltung Oschersleben organisiert und auch die Kamerden selbst. Den ganzen Dienstag über schoben unter anderem die Hordorfer Giso Tobisch, Bernd Fischer, Andy Graeger, Wehrleiter Rainer Dubois, Werner Aderhold, und Thomas Breutigam Brandwache. Sie haben eigentlich alle Urlaub.

Unterdessen wird mit Sorgen der Wetterbericht verfolgt. Gewitter sind angesagt, möglicherweise mit starkem Wind. Noch steht der Wind günstig, für Oschersleben ungünstig, weil er den Brandqualm in die Bodestadt treibt. In der Regel herrscht aber Westwind, der könnte dann Glut auf den nächsten großen Diemen, der dem Brandherd gegenüber liegt, zutreiben. Unweit dahinter beginnt die erste Wohnbebauung des Ortsteiles Bahnhof Hadmersleben. Um den Brandort herum sind die Felder noch nicht abgeerntet und deshalb ist das Getreide auch in Gefahr.

"Es stehen Hydrobarrieren bereit", sagte Oscherslebens Bürgermeister Dieter Klenke als oberster Dienstherr der Feuerwehren. Diese Geräte können eine Wand aus Wasser senkrecht nach oben stellen und so das Übergreifen der Flammen verhindern. "Die Pumpen der Löschwasserversorgung der Firma laufen bis jetzt immer noch nicht", ärgerte sich Klenke gegenüber der Volksstimme.

Wie Klenke weiter sagte, hat Landrat Thomas Webel nach seinem Besuch am Katastrophenort angeordnet, dass die Kreisfeuerwehrbereitschaft in Klein Oschersleben zum Einsatz kommt. Diese Spezialeinheit soll die anderen Feuerwehren entlasten. Nach Klenkes Einschätzung könne der Einsatz der Feuerwehren noch bis zu einer Woche dauern, da sich im Inneren des Diemens noch unverbranntes Stroh und Glutnester verbergen würden. Wie lange der Brand noch lodere, hänge ebenso von der Stärke des zu erwartenden Regens ab. Oder ob starker Wind die Glutnester noch anfache und die Lage dramatisch verschlimmere.

Wenn der Brand gelöscht ist, wird es Auflagen der Bauordnungsbehörde des Kreises für die Betreiber geben, war sich Klenke sicher. Wie dem Bürgermeister bereits aus Richtung des Landratsamtes signalisiert worden sei, werde sich die von der Behörde gestattete Höhe der Strohdiemen um die Hälfte verringern.

"Wir ermitteln im Auftrag der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Brandstiftung", sagte gestern Joachim Albrecht, Pressesprecher des Polizeireviers Börde, auf Volksstimme-Nachfrage. Die Polizei stünde noch am Anfang ihrer Ermittlungen und sucht nach weiteren Zeugen. Zudem sei es wegen der noch vorhandenen Glutnester sehr schwierig, die Stelle zu finden, an der das Feuer ausbrach. Ebenso wolle die Staatsanwaltschaft wissen, ob der Betreiber der Strohverarbeitungsanlage die behördlichen Auflagen des Brandschutzes eingehalten habe.