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Anglerverein übergibt Unterschriftensammlung / Oscherslebens Bürgermeister Klenke : "Wir müssen Kräfte bündeln für den Erhalt des Bodewehres"

Von Michael Pieper 26.03.2010, 04:50

Es ist ein Wahrzeichen der Stadt Oschersleben und wichtig zum Erhalt des vielfältigen Fischbestandes in der Bode. Für den Erhalt des historischen Bodewehres sammelte der Oschersleber Anglerverein ( AVO ) 220 Unterschriften. Das Papier übergab Vorsitzender Gerhard Kleve jüngst Bürgermeister Dieter Klenke.

Oschersleben. " Das Bodewehr ist neben der Nicolai-Kirche am Markt eines der Wahrzeichen der Stadt und muss schon deshalb erhalten werden ", erklärt Gerhard Kleve bei der Übergabe der 220 gesammelten Unterschriften an Oscherslebens Bürgermeister Dieter Klenke.

Gerhard Kleve, Vorsitzender des Anglervereins Oschersleben / Bode und Umgebung sowie des Landesverbandes der Angler, möchte mit der Unterschriftensammlung vor allem ein Zeichen setzen in Richtung der Entscheidungsträger. " Das Amt für Hochwasserschutz hat doch auch den Naturschutz im Sinne. Aber warum endet dieser Gedanke an der Wasseroberfläche ? Wenn das Bodewehr zurückgebaut wird, sinkt der Pegelstand zwischen Hordorf und Oschersleben so stark, dass die dort lebenden Fische keine Chance haben ", erklärt der Experte.

Rainer Siedekum, zweiter Vorsitzender des Oschersleber Vereins, zu den Beweggründen für den Einsatz : " Wir als Pächter des Fischereiausübungsrechts haben auch die Hegepflicht für die Bode zwischen Gröningen und Espenlake bei Günthersdorf. Aber wie sollen wir dieser Pflicht vernünftig nachkommen, wenn die Bode derart verändert wird ?" Im Falle eines Abbaus des Wehres in Oschersleben würde aufgrund der fehlenden Stauwirkung der Pegel auf durchschnittlich dreißig Zentimeter abfallen. Dadurch würden wichtige Unterstandflächen und Nahrungsaufkommen für Äsche, Hecht und Co. verloren gehen. " Die Konsequenz wäre, dass die großen Fische wie Zander und Karpfen das Gebiet verlassen müssten. Übrig blieben nur noch Kleinfische wie die Forelle ", spielt Kleve das Szenario durch. Die Artenvielfalt in der Bode würde also merklich schwinden. " Natürlich nicht nur, weil das Bodewehr nicht mehr genügend stauen würde. Der Fluss ist zwischen Hordorf und Oschersleben zusätzlich so stark kanalisiert, dass an den Uferzonen ohnehin schon wenige Unterstandmöglichkeiten gegeben sind ", so Kleve weiter. Als drittes Problem sehe er den Kormoran, der in dem dann niedrigen Gewässer beste Jagdchancen habe.

Um das zu verhindern, sammelte der Verein mit Einzugsgebiet von Harbke bis Gröningen auf den Jahresversammlungen der Ortsgruppen die insgesamt 220 Unterschriften. " Wir hatten bei allen Versammlungen 100 prozentige Unterstützung für unseren Einsatz ", freut sich Kleve über seine Vereinsmitglieder. " Und dass, obwohl nur eine Minderheit wirklich in der Bode fischt ", ergänzt Siedekum.

Kleve hatte sich schon zuvor mit dem Fall Bodewehr beschäftigt, den Kontakt zum zuständigen Amt für Hochwasserschutz gesucht : " Aber dort habe ich keine echten Antworten erhalten. Es gab zwar ein Schreiben, aber auf meine Fragen wurde dort nicht genügend eingegangen ", ärgert sich der Anglerfreund über die mangelhafte Informationspolitik von Seiten des Amtes.

Dieter Klenke konnte indes bei einem Gespräch in Anwesenheit von Georg Hoppe, Abteilungsleiter für Bauplanung bei der Stadt, mehr über die Pläne des Landesamtes erfahren. " Die Angelegenheit befinde sich gerade in der Vorplanung. Das solle nur dazu dienen, sich einen Überblick über die Situation vor Ort verschaffen zu können ", gibt Oscherslebens Bürgermeister bei der Unterschriftenübergabe im Rathaus wieder. Und ergänzte : " Uns wurde ein wenig die Angst vor schnellen Entscheidungen genommen. "

Dennoch sieht auch Klenke Grund zur Beunruhigung und freut sich über die Unterstützung seitens des Anglervereins. " Wir müssen die Kräfte jetzt bündeln und unser Anliegen an die Öffentlichkeit tragen ", sind sich Kleve und Klenke einig. Schließlich seien es nicht nur die Oschersleber und die Angler, die am Erhalt des alten Wehres Interesse haben sollten. " Auch den Landwirten sollte das Thema nicht egal sein, denn auch ihre Ackerflächen sind in Gefahr. Schließlich würde das Wasser auch auf ihre Ländereien Einfluss nehmen ", ergänzt Klenke.

Im nächsten Schritt will der Oschersleber Bürgermeister die gesammelten Unterschriften des Vereins dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz überreichen. " Burkhard Henning, Leiter des Betriebes, wird mit mir über das Thema sprechen. Und da werde ich die Gelegenheit nutzen ", sig-nalisiert Dieter Klenke bei der Unterredung mit Gerhard Kleve.

Wie groß letztlich die Chancen für einen Erhalt des Bodewehres sind, ist letztlich auch eine Geldfrage, wie Klenke darstellt : " Die Sanierung des Wehres würde den Landesbetrieb etwa 1, 2 Millionen Euro kosten. Und da dem Amt insgesamt 53 solcher Wehre unterstellt sind, kann so eine Sparmaßnahme natürlich von Vorteil sein. " Gerhard Kleve im Gegenzug : " Aber zeitgleich wird in Günthersdorf für Millionen ein Schutzwall errichtet. Warum funktioniert das, und in Oschersleben soll zeitgleich Geld eingespart werden ?"

Eine Möglichkeit zur Refinanzierung des Wehres hätte Bürgermeister Dieter Klenke indes schon vor Augen : " Ich habe mit einem Stromkonzern Rücksprache gehalten, ob nicht eine Stromgewinnung aus der Wasserkraft erzielt werden könne. Und da gibt es sicherlich Möglichkeiten. " Das würde sicherlich auch der angespannten Haushaltslage der Stadt Oschersleben zugute kommen. Schließlich droht durch fehlende Gewerbesteuereinnahmen und Fehlbeträge durch den Anschluss mehrerer kleinerer Gemeinden an die Stadt Oschersleben ein neues Haushaltsloch.