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Landesamt für Hochwasserschutz : Öffentliches Interesse hat Vorrang Hadmersleben: Fische sterben im Mühlgraben

Von Yvonne Heyer 28.01.2010, 05:53

Hunderte Fische sind im Hadmersleber Mühlgraben verendet. Darauf hat der Hadmersleber Thomas Zydorek die Volksstimme aufmerksam gemacht. Die Fische hatten nicht genügend Wasser, weil das Landesamt für Hochwasserschutz aus Angst vor Hochwasser ein Wehr gezogen hatte.

Hadmersleben " Als meine Frau erzählte, dass sich am Mühlgraben eine Umweltkatastrophe anbahnt, machte ich mich auf den Weg, um mir selbst ein Bild zu machen. Was ich sah, war erschreckend. Hunderte wenn nicht tausende Fische waren im Eis eingefroren und qualvoll verendet. Der Grund hierfür liegt auf der Hand : In den letzten Wochen nahm durch die eisigen Temperaturen der Eisgang auf der Bode zu. Dies war Anlass für die Behörde, das ¿ neue ‘ Trommelwehr in Hadmersleben zu ziehen, um so einen Rückstau der Eisschollen zu verhindern und mögliche Beschädigungen zu vermeiden ", sagte Zydorek.

Doch wenn das Wehr gezogen werde, gelange nicht mehr ausreichend Wasser in den Mühlgraben. Jahrelang haben die Mitglieder des Hadmersleber Sportfischervereins " Bodeaue " darum gekämpft, dass das Wehr vor dem Winter nicht gezogen wird und ausreichend Wasser im Mühlgraben verbleibt, damit die Fische auch bei niedrigen Temperaturen und Eis ausreichend Sauerstoff haben. Briefe und Beratungen mit dem Amt für Hochwasserschutz hatten schließlich vor einigen Jahren Erfolg und das Wehr wurde vor dem Winter nicht mehr gezogen. Einige Jahre ging es gut, aber nicht 2010.

" Wir stehen daneben und können einfach nichts tun ", verdeutlichte Eberhard Kaufhold als Vorsitzender der Hadmersleber Sportfischer. " Das Amt hat das Wehr nach den Schneefällen aus Angst vor Hochwasser gezogen. Aus Angst, das Wehr könnte einfrieren und sich nicht mehr bewegen lassen, blieb das Wehr gezogen. Der Hochwasserschutz hat Vorrang, wurde uns gesagt. Die Folgen sehen wir jetzt. Durch das Eis konnten wir nicht mehr reagieren und haben die Fische nicht herausbekommen ", sagte Kaufhold.

" Wer übernimmt denn jetzt die Verantwortung für den entstandenen ökologischen Schaden ? Und der ist nicht gering, denn in den letzten Jahren wurden einige gefährdete Fischarten in diesem Wasserlauf wieder heimisch. Hätten sich nicht einige Fachleute bei der Regulierung des Wehres Gedanken machen können, ob es nicht einen besseren Weg gibt ? Vielleicht durch Öffnungsintervalle der Anlage ? Oder fehlt es mal wieder am Geld ?", fragt Zydorek.

Für die Regelung des Wehres an der Bode ist das Landesamt für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft mit Sitz in Halberstadt zuständig. Hier gibt es für die Bewirtschaftung der Wehre klare Anweisungen. Sinken die Temperaturen unter minus fünf Grad Celsius, sind die Wehre zu ziehen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Wehre einfrieren. Bei einsetzendem Tauwetter könnte in diesem Fall nicht mehr rechtzeitig reagiert werden und Hochwasser droht. " Hier hat der Hochwasserschutz als öffentliches Interesse Vorrang ", bestätigte Roland Möhring, Flussbereichsingenieur im Flussbereich Halberstadt. " Wir haben wirklich lange gezögert, lange überlegt und uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch uns blieb keine andere Wahl, wir müssen handlungsfähig bleiben ", erklärte Möhring. Gerade weil die Schneelage im Harz mit hoher Wahrscheinlichkeit für Hochwasser sorgen werde. Das Wehr wurde am 16. Januar gezogen. Das Amt habe vorher den Kontakt zu den Anglern gesucht und sie auf den Umstand hingewiesen, auch auf die klaren Anweisungen. Schon zu diesem Zeitpunkt äußerten die Angler ihre Bedenken und diese wurde nun durch das Fischsterben bestätigt.