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Bienenfreunde schreiben Briefe an Bürgermeister Klenke und Oschersleber Stadtratsfraktionen Imker: Verschwindet unser Bodewehr, verödet die Natur

Von Mathias Müller 07.10.2009, 06:59

Viele Oschersleber wollen sich nicht damit abfinden, dass das Bodewehr als Wahrzeichen der Stadt mehr und mehr verfällt. Ein Stadtbild ganz ohne Wehr ist für sie unvorstellbar. Ein neuer Vorstoß, das Bodewehr zu retten, kommt jetzt vom Imkerverein Oschersleben und Umgebung.

Oschersleben. " Unser Grundgedanke ist, dass sich der Stadtrat gegen einen totalen Abriss des Bodewehres ausspricht und damit einen Flussdurchlauf ohne Fallstufe verhindert ", haben die Mitglieder des Imkervereins Oschersleben und Umgebung an Bürgermeister Dieter Klenke und die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates geschrieben. Damit entfachen die Imker die Debatte um den Erhalt des Bodewehres neu. Zusammen mit den Kanuten des Sportvereins Lokomotive Oschersleben, den Mitgliedern des Angelvereins Oschersleben und etlichen Bürgern der Stadt sehen sich die Bienenfreunde einig in ihrer Forderung nach dem Fortbestand des Bodewehres.

Die Imker schlagen in ihrem Brief an Bürgermeister Klenke vor, im Bereich des Wehres eine so genannte Flusssohlengleite mit einer Stauhöhe bis 1, 20 Meter und einem Flussrückstau von bis zu 2, 5 Kilometern einzubauen. Verschwindet das Wehr ganz, befürchten die Imker, komme es zu einer Versteppung der Landschaft, die zu einem Verlust an Tierartenvielfalt führe. " Als Bürger und Besucher der Stadt Oschersleben wünschen wir, dass noch Generationen nach uns das Überlaufstauwerk am Bode-Knick, Flusskilometer 55, von der neuen Bode-Brücke aus betrachten können ", fordern die Oschersleber Imker um ihren Vorsitzenden Joachim Neumann.

" Ein Antrag zum Rückbau des Bodewehres durch den Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Halberstadt ist noch nicht gestellt worden ", sagt Oscherslebens Bürgermeister Dieter Klenke auf Volksstimme-Nachfrage. Neben der emotionalen Frage des Bodewehr-Erhalts sehe Klenke auch die Gefahr, dass das Große Bruch als Feuchtgebiet austrockene, wenn es nicht mehr ausreichend mit Wasser aus der Bode versorgt werde. Diese Gefahr bestünde, wenn das Wehr auf " Durchzug umgebaut wird ". Die Ertüchtigung des Wehres würde nach Schätzungen der Fachleute etwa eine Million Euro kosten. " Das Geld spielt bei der Entscheidung eine wichtige Rolle ", nennt Klenke den Knackpunkt.

" Wir sind voll gegen den Abriss ", verdeutlicht Wolfgang Niemeyer von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde den Standpunkt der Kreisverwaltung. Das Bodewehr steht auf der Denkmalsliste und ist als Einzeldenkmal eingestuft. " Es muss unbedingt erhalten bleiben, da es prägend für Oschersleben ist ", nennt Niemeyer die Bedeutung des Wehres für das Stadtbild. Den Abriss, wenn dazu ein Antrag gestellt werde, müsse die Obere Denkmalschutzbehörde genehmigen.

" Zurzeit planen wir die Umgestaltung des Bodewehres aus wasserwirtschaftlicher Sicht ", sagt Edmund Werner, Chef des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, Flussbereich Halberstadt, auf Volksstimme-Nachfrage. Aus Sicht der Wasserwirtschaft sei das Bodewehr nicht notwendig, ebenso aus Sicht des Hochwasserschutzes. Für den Hochwasserschutz sei das Wehr, das teilweise einsturzgefährdet ist, sogar schädlich, weshalb es seine Behörde auch außer Betrieb genommen habe. Hinzu kommen die Bestimmungen der europäischen Gewässerrichtlinie, die auch für die Bode umgesetzt werden müssen. Das EU-Recht spreche unter anderem von einer ökologischen Durchgängigkeit der Flüsse für Fische und wirbellose Tiere. Wasserläufe müssen von ihnen ohne große Probleme passiert werden können. Ein Wehr wie das in der Bode bei Oschersleben kann unter Umständen ein derartig großes Problem für Fische und wirbellose Tiere sein. " Es ist allerdings möglich, Umleitungen zu legen. Das haben wir bereits beim Wehr in Egeln / Nord praktiziert, wo dieser Bypass gut funktioniert ", sagt Werner zu dieser nicht ganz billigen Lösungsvariante.

" Wir befinden uns gegenwärtig in der Planungsphase, das formelle Verfahren wird dann vom Landesverwaltungsamt betrieben ", verdeutlicht Werner. Wie das Verfahren ausgehe, sei aus seiner Sicht völlig offen. " Der Weg der Mitwirkung ist dabei sehr vielfältig ", versichert Werner mit dem Hinweis, das Träger öffentlicher Belange im Verfahren ihre Meinung zu den Plänen äußern können. Vor 2010 komme das Verfahren jedoch nicht in Gang.