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Marienborn ist Deutschlands ältester Wallfahrtsort / Legende geht auf Viehhüter zurück Heilkräftiges Quellwunder im Mordthal

Von Ronny Schoof 08.08.2009, 10:15

" Börde-Perle " lautet der Titel unserer Serie, in der wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, touristische Perlen vorstellen, die für viele Bewohner im neuen, nun größeren Landkreis bisher eher im Verborgenen glänzen. Heute : der Wallfahrtsort Marienborn mit dem Quellwunder, der Marienkapelle und der Klosterkirche.

Marienborn. Es gibt Santiago de Compostela in Spanien, Lourdes in Frankreich, und es gibt Marienborn im Westen der Börde. Zwar ist die 500-Seelen-Gemeinde an der A 2 nicht unbedingt ein Pilgerziel von Weltruf. Aber Marienborn ist ein Wallfahrtsort – Deutschlands ältester sogar. Worüber sich selbst manch eingefeischter " Bördianer " verwundert die Augen reibt : Insbesondere die katholische Glaubensgemeinschaft kennt Marienborn ; hier nämlich soll der Legende nach vor mehr als 800 Jahren das Quellmysterium – ein Viehhüter hatte eine Marienerscheinung – erstmals seine heilende Wirkung entfaltet haben. Mordthal hieß die Stelle zu dieser Zeit noch. Mindestens seit 1191, so ist es schriftlich verbrieft, pilgern Kranke und Gläubige zur Quelle, die sich vom Wasser in der heutigen Brunnenkapelle Hilfe erhoffen. So wurde aus einem Ort, dessen Name vormals an Gewalt und Tod erinnerte eine Stätte des Heils – Marienborn.

Heute ziert die heilige Jungfrau und Jesusmutter auch das Gemeindewappen. Nach der Wende besann man sich dieser Legenden wieder. Seither fnden in Marienborn übers Jahr immer mehrere Heiligen Messen, Prozessionen und Gottesdienste statt. Im Ort hat sich ein Förderverein gegründet, der inzwischen Mitglieder in ganz Deutschland gewonnen hat und für den Erhalt der historisch so wertvollen Stätten einsteht. Die Gemeinde ist wieder ein Wallfahrtsort, der alljährlich mehrere tausend Besucher anlockt – nicht mehr nur Gläubige, sondern auch Geschichtsinteressierte. Denn eine wechselvolle Historie, in Verbundenheit mit den altehrwürdigen Mauern der einstigen Klosteranlage und auch mit der nahe gelegenen DDRGrenzübergangsstelle, bietet Platz für Christen und Atheisten gleichermaßen.

Lässt man sich zu den Sehenswürdigkeiten führen und will man detailreiche Erzählungen über sie hören, führt kein Weg an Erika Kiwitt vorbei, die gute Seele des Wallfahrtorts. Unermüdlich leistet die 81-J ährige ihren Dienst, führt Pilger und Reisegruppen – insgesamt bis zu 4000 Menschen im Jahr – durch Klosterkirche, Kreuzgang und Quellkapelle. Ehrenamtlich !

Erika Kiwitt weiß so ziemlich alles über die Gemäuer ihrer Heimat und lässt allzu gern andere an der lebendigen Geschichte teilhaben. " Es ist ein gemischtes Publikum, das sich für Marienborn interessiert und von überall herkommt. Gläubige und Nichtgläubige, das hält sich fast die Waage ", hat sie festgestellt. Mehrmals wöchentlich ist sie im Einsatz. Das liegt auch daran, dass sie die einzige weit und breit ist, die touristische Führungen anbietet. Hat sich mal wieder eine Pilgerschar angekündigt, zündet sie die Altarkerzen an, begrüßt die Gruppe vor der Marienkirche und setzt mit der Zeitreise anno 1191 ein.

Wer selbst einmal eine Führung mitmachen möchte, setzt sich am besten direkt mit Erika Kiwitt in Verbindung und vereinbart einen Termin, Telefon : ( 039 400 ) 21 69. Die nächste Heilige Messe mit Prozession zur Brunnenkapelle ist für Sonntag, 16. August, ab 15 Uhr angekündigt.

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