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Traute Dwilies aus Klein Wanzleben ist seit 55 Jahren ehrenamtlich als Organistin tätig Orgelspiel im Gottesdienst setzt ein regelmäßiges Üben voraus

Von Constanze Arendt 27.08.2009, 05:01

Wer in Klein Wanzleben und auch in den umliegenden Orten zu den Gottesdiensten in die Kirche geht, kennt wahrscheinlich auch Traute Dwilies und ihr Orgelspiel. In diesem Jahr übt die Seniorin bereits seit 55 Jahren ehrenamtlich die Funktion der Organistin aus.

Klein Wanzleben. Alle 14 Tage, wenn in Klein Wanzleben Gottesdienst in der Kirche ist, führt auch die 80-jährige Traute Dwilies der Weg dorthin. Seit 55 Jahren hat sie bei solchen Veranstaltungen, aber auch bei Beerdigungen immer den gleichen Platz - nämlich den an der Orgel.

Doch wie kam sie einst als 25-J ährige eigentlich dazu ? " Ich habe schon immer Interesse gehabt, Musik war für mich schon immer ein schönes Anliegen ", beginnt sie zu erzählen. Als Kind hatte sie bereits Klavierunterricht bekommen, musste das aber in den Kriegswirren aufgeben. Erst als sie als Flüchtling von Ostpreußen nach Klein Wanzleben kam, entdeckte sie wieder ein Klavier und das Klavierspielen für sich neu. Unterricht bekam sie damals von der Frau, die in Klein Wanzleben Organistin war.

Als die Organistin 1952 verstarb, war niemand mehr da, der die Orgel in der Klein Wanzleber Kirche hätte spielen können und auch der Chor war ohne Führung. Traute Dwilies nahm sich der beiden Aufgaben an und ließ sich an der Halberstädter Kirchenmusikschule ausbilden. " Ich habe dann ehrenamtlich als Organistin gearbeitet, hauptberuflich war ich in der Landwirtschaft tätig ", erinnert sie sich. Mit etwas Stolz berichtet sie, dass sie immer durchweg die Orgel gespielt hat und das bis heute so geblieben ist. " Das hat mir Spaß gemacht und ich habe darin meine Aufgabe gesehen ", meint sie. Und wenn " Not am Mann ist " fährt sie auch heute noch zur Aushilfe bis nach Seehausen oder Dreileben.

Und manch einem konnte sie auch etwas von ihrem Wissen um das Orgelspiel weitergeben. So hat einst ein Junge beim Gottesdienst immer hinter ihr gestanden und ihr zugeschaut. Später bekundete er sein Interesse, das Orgelspiel selbst zu erlernen. " So habe ich Christian Becker ( heute Ortsbürgermeister von Remkersleben, Anm. d. Red. ) ein bisschen Starthilfe gegeben ", erzählt Traute Dwilies.

Doch mit dem Spiel während des sonntäglichen Gottesdienstes ist es auch nach 55 Jahren für die 80-J ährige nicht getan. Und so hören die Nachbarn der Kirche auch mal an anderen Tagen die " Übung muss sein ", erklärt die Organistin. Sie ist besonders froh, dass ihr Traum von der restaurierten Orgel wahr geworden ist. Zu ihrem 50-jährigen Jubiläum als Organistin hatte sie sich noch gewünscht, es noch erleben zu dürfen, dass die Orgel restauriert ist. " Es ist eine recht klangvolle Orgel, mit hellklingenden Stimmen ", schwärmt sie heute und freut sich, dass viele Orgeln restauriert werden.

Aber sie kann sich auch noch gut daran erinnern, wie es früher mit der Klein Wanzleber Orgel war. Wie oft hatte sie Pfarrerin Waltraut Osterlad damals um einen Schraubenzieher gebeten ? Immer wieder ging etwas an der Orgel kaputt. Von den notdürftigen Flickereien, auch mal mit Blumendraht und Heftpfl aster kann auch die damalige Pfarrerin Osterlad noch heute ein Lied singen. Diese Zeiten sind jetzt glücklicherweise dank des Engagements der Klein Wanzleber vorbei. Und so sagt Traute Dwilies auch : " Das Orgelspiel geht weiter, solange es noch gesundheitlich geht !"