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Ehrenamtliche kümmern sich in ihrer Freizeit um 18 Kinder aus dem Großraum Tschernobyl Ferienkinder aus Weißrussland "urlauben" jetzt in der Börde

Von Sabrina Trieger 10.07.2009, 07:02

18 Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren aus der weiß russischen Stadt Lojew, 80 Kilometer nördlich von Tschernobyl, besuchen derzeit die Börde - genauer gesagt Hohendodeleben. Die Mitglieder des Vereins " Opfer von Tschernobyl Wanzleben e. V. " holten die Kinder mit fünf Fahrzeugen in Privatinitiative aus ihrem 1550 Kilometer entfernten Heimatort ab. In drei Wochen bringen sie sie wieder zurück.

Hohendodeleben. Die 18 Kinder aus Lojew ( Weißrussland ) haben seit dieser Woche Quartier im Gemeindezentrum " Pferdestall " in Hohendodeleben bezogen. Am Wochenende sind sie dann auf Gastfamilien aufgeteilt. " Die Kinder sollen sich hier erholen und Land und Leute kennen lernen ", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Vereins " Opfer von Tschernobyl Wanzleben e. V. " Jürgen Widera. Er und weitere Mitglieder, aktuell 24, haben sich 1990 zusammengeschlossen, um den Kindern aus dem Bereich des damaligen Wirkungskreises des Reaktorunfalls zu helfen. Die Stadt Lojew liegt 80 Kilometer nördlich von Tschernobyl, dort wo die atomare Wolke auch große Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung angerichtet hat.

In der vergangenen Woche, am Freitagmorgen, brachen zehn Vereinsmitglieder mit fünf Fahrzeugen auf Privatinitiative in das von Wanzleben rund 1550 Kilometer entfernte Lojew auf. In jedem Pkw saßen zwei Fahrer für die jeweils zweitägige Hin- und Rückfahrt. Dieses Hilfs-Projekt mit der Idee des Ferienaufenthaltes gibt es übrigens schon seit 18 Jahren.

" Bei der Hinfahrt hatten wir dann leider eine Autopanne ", erzählt Jürgen Widera. Ein Fahrzeug fel mit Motorschaden in Polen aus, so dass das Team ein neues Auto organisieren musste. Von einer Autovermietung war weit und breit aber keine Spur. Bei ihrer Ankunft Sonnabendabend in Lojew half ihnen dann ihre Partnerverein vor Ort. Mit einem neuorganisierten fünften Wagen aus Lojew konnte die Kinder bis zur Grenze Weißrusslands gebracht werden. Hier wartete dann auf der polnischen Seite ein Fahrer samt Auto aus der Börde, der spontan auf den Hilferuf aus Weißrussland für den neuen Reiseplan gewonnen werden konnte.

" Am Ende sind alle froh und munter in Hohendodeleben angekommen. Das defekte Fahrzeug steht noch immer in Polen und soll zurückgeführt werden. Unsere Statistik, was Pleiten, Pech und Pannen betrifft, haben wir jedenfalls erfüllt ", erklärt Landtagsabgeordnete Silke Schindler, die die Kinder mit abgeholt hat und ebenfalls Mitglied im Verein ist. Zusammen mit der Bundestagswahlkandidatin Waltraud Wolff hatten Silke und Martin Schindler den Begrüßungsabend im Pferdestall mit gemeinsamen Grillen am Mittwoch spendiert. Die 18 " Tschernobyl-Kinder " werden von zwei Lehrern begleitet. Die Organisation aller Formalitäten, wie zum Beispiel die Visa-Anträge für die Kinder, übernahm der Partnerverein in Lojew. Mitglieder des DRK Ortsvereins Hohendodeleben um Edelgard Brecht kümmern sich unter der Woche um Kost und Logis.

Bei dem Begrüßungsabend überreichte Verwaltungsleiterin der VGem " Börde " Wanzleben Petra Hort eine Spende in Höhe von 200 Euro und lud die Kinder ins Rathaus sowie ins Wanzleber Freibad ein, was bei den Mädchen und Jungen besonders gut ankam. Sie besuchen während ihres dreiwöchigen Börde-Aufenthaltes außerdem den Magdeburger Zoo, machen eine Dampferfahrt, gehen Kegeln, besuchen den Ersepark Uetze und den Ort Schierke im Harz. Am 26. Juli treten die Kinder die Heimreise an - wieder im Privat-Pkw.