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Der endgültige Umzug ist für den 16. Juli geplant / Nachnutzung des Gebäudekomplexes ist noch völlig offen Zweigstelle des Amtsgerichtes bleibt ab heute für immer geschlossen

Von Sabrina Trieger 13.07.2009, 07:02

Für die Wanzleber Innenstadt dürfte die heutige Schließung der Zweigstelle des Oschersleber Amtsgerichtes in der Ritterstraße der Sarrestadt ein schwarzer Montag sein. Mit dem Auszug der letzten acht Mitarbeiter des Grundbuchamtes geht hier in dem roten Backsteinbau eine mehr als 130-jährige Tradition zu Ende. Bereits 1859 wurde das Wanzleber Gefängnis gebaut, 1879 folgte das Gerichtsgebäude. Wenn am kommenden Donnerstag die letzten Umzugswagen vom Hof rollen, steht der Amtsgerichtskomplex samt restauriertem unter Denkmalschutz stehenden Gefängnistrakt leer.

Wanzleben. Wenn in dieser Woche der letzte, der acht noch in Wanzleben stationierten Grundbuchamtsmitarbeiter in den Eine-Million-Euro-Neubau nach Oschersleben zieht, geht in der Sarrestadt eine fast 130-jährige Tradition zu Ende. Das Gerichtsgebäude steht dann endgültig leer. Ein Nachnutzungskonzept ist noch nicht gefunden, gibt Steffen Wesener von der Limsa, Liegenschafts- und Immobilienmanagement Sachsen-Anhalt, offen zu.

Der Gebäudekomplex in der Ritterstraße hat nicht nur eine lange Tradition sondern auch eine riesige Nutzfäche. Es besteht aus zwei Häusern plus Verbindungsgang. Das ehemalige Gefängnis wurde bereits 1859, also genau vor 150 Jahren, auf dem Gelände gebaut. Es bef ndet sich auf der Rückseite des zweigeschossigen Backsteinbaus in der Ritterstraße und wurde erst in den 1990 er Jahren denkmalgerecht saniert. Die dort bef ndlichen zehn Büroräume haben dementsprechend auch stilecht " schwedische Gardinen " vor den Fenstern. Damit die schlimmsten Befürchtungen eines Leerstandes ( Verfall und Vandalismus ) nicht wahr werden, müssten die Gitter erstmals in ihrer Geschichte nicht verstärkt vor dem Ausbruch, sondern eher vor einem Einbruch durch Randalierer schützen. Aus diesem Grund werde auch weiterhin ein Wachschutz eingesetzt und ein Hausmeister soll den Komplex vor der Verwahrlosung bewahren. " Wir sehen jetzt so schnell wie möglich zu, dass wir zum Beispiel eine Behörde zur Nachnutzung fnden oder das Gebäude zum Verkauf anbieten können ", erklärte Limsa-Mitarbeiter Steffen Wesener. Auch der Stadt hat er den Komplex angeboten. Doch Bürgermeisterin Petra Hort winkt ab : " Bei unserer Haushaltssituation können wir uns eine Unterhaltung eines solch großen Gebäudes gar nicht leisten. "

500 laufende Meter Grundbuch-Akten werden in dieser Woche noch mit einem speziellen Umzugsunternehmen von Wanzleben nach Oschersleben gebracht. Für die verbleibenden Möbel hat Oscherslebens Amtsgerichtsdirektor Dietmar Beddies eine ganz besondere Idee. " Diese könnten wir versteigern und den Erlös der Justizbehörde zugute kommen lassen ", erklärt er. So gebe es zum Beispiel eine Richterbank im großen Saal, für die sich bei einer Auktion bestimmt einen Liebhaber f nden würde. Und so lange ist es ja auch noch nicht her, dass in diesen Räumen Recht gesprochen wurde. Vor rund eineinhalb Jahren gab es hier die letzte Verhandlung. Den Vorsitz hatte damals Richter Lutz Lehmann. Es muss wohl eine Ironie des Schicksals gewesen sein, dass es ausgerechnet Zwangsversteigerungen von Grundstücken und Immobilien waren.

Dabei haben die Wanzleber die Schließung des Amtsgerichtes schon lange kommen sehen. Bereits 1999 hatte sich nach der Justiz-Strukturreform in Wanzleben eine Bürgerinitiative gegründet, die gegen die Schließung des Gerichtes protestierte. Dennoch plante und baute das Justizministerium schließlich den gemeinsamen Neubau in Oschersleben. Bürgermeisterin Petra Hort, die damals selbst gegen die Schließung des Gerichtes als Stadträtin protestiert hatte, bedauert nun den endgültigen Auszug aus der Ritterstraße. " Hier geht auch ein Stück Geschichte zu Ende. In diesem Gebäude saß sogar schon das französische Friedensgericht ", sagte sie bei einem letzten Rundgang am Freitag und meinte auch : " Besonders traurig ist es, wenn ein Gebäude erst einmal leer steht, beginnt auch meistens sein Verfall. " Zum Tage