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" Blähton " soll nun als Geruchsglocke weitere Ausdünstungen an den Klärteichen verhindern / Maßnahmen erfolgen bis 15. August Kampf gegen Gestank: Amt setzt Frist und erteilt Bioethanolwerk Aufl agen

Von Sabrina Trieger 24.07.2009, 07:02

Wegen des bestialischen Gestanks aus den Klärteichen des Bioethanolwerkes in Klein Wanzleben hat die zuständige Emissionsschutzbehörde des Landesverwaltungsamtes in dieser Woche nach einer Kontrolle der Anlage mehrere neue Aufagen erteilt. Diese sollen mit einer Fristsetzung bis zum 15. August erfüllt werden, teilte das Landesverwaltungsamt mit. Nach Angaben des Wanzleber Stadtratsvorsitzenden Tino Bauer ist zum Thema " Geruchsbelästigung durch die Klärteiche " am kommenden Montag eine Bürgerinformationsstunde im Wanzleber Rathauskeller geplant.

Klein Wanzleben. Nach dem Besuch eines Anlagen-Kontrolleurs der Emissionsschutzbehörde des Landesverwaltungsamtes im Bioethanolwerk " fuel 21 " der Nordzucker AG Klein Wanzleben am vergangenen Montag, sind in dieser Woche dem Unternehmen mehrere Auf agen erteilt worden. Folgende Maßnahmen sollen mit Fristsetzung bis zum 15. August dieses Jahres erfüllt werden, teilte das Amt der Volksstimme mit.

Erstens : Die mit den Abwässern stark belasteten Wasserspeicherbecken 3 + 4 sollen eine Oberfächenabdeckung mit sogenanntem " Blähton " erhalten.

Zweitens : Am Wasserspeicher 5 ( spitzzulaufender Teich Richtung Wanzleben am Bahnübergang der B 246 a ) sollen ebenfalls Gelaktivmatten eingesetzt werden, so wie es am Wasserspeicher 6 bereits erfolgt ist.

Drittens : Jeden Tag muss eine Geruchskontrolle und eine Begehung der Anlage durch die Firma erfolgen und ein Protokoll angefertigt werden.

Sollten die Maßnahmen nicht erfüllt werden, erklärte die Sprecherin des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt Denis Vopel, muss das Unternehmen mit Zwangsgeldern rechnen. Doch dazu wird es das Bioethanolwerk vermutlich nicht kommen lassen, schätzt der zuständige Sachgebietsleiter im Referat Emissionsschutz Hans-J ürgen Maiwald die Lage ein. " Die Geschäftsleitung des Bioethanolwerkes zeigt sich sehr kooperativ. Man muss bedenken, dass die Anlage einzigartig in Deutschland ist und hier die Verarbeitung von Dicksaft und Rohsaft zu Ethanol ein Novum ist. Es gab bislang keinerlei Erfahrungswerte für eine solche Anlage ", erklärt er. Man müsse außerdem bedenken, dass das Unternehmen allein in die Behebung des aktuellen Geruchsproblems an den Klärteichen bislang bereits 250 000 Euro zusätzlich investiert habe. Was in den Klärteichen so übel und beißend rieche seien organische Stoffe, die noch nicht aus den 130 000 Kubikmeter Abwasser gefltert werden konnten. Es kommt zu einem Fäulnisprozess. Größtenteils passiert das sogar schon seit dem Anlaufen der Anlage im vergangenen Jahr.

Mit dem Einsatz einer zehn Zentimeter starken Blähton-Schicht erhoffen sich die Experten eine Art " Geruchsstopp " -Decke, die auf der Oberf äche der Teiche mit den 130 000 Kubikmetern stinkendem Abwasser schwimmt. Hans-J ürgen Maiwald : " Mit dieser Art von Blähton-Kugeln haben wir bei anderen Anlagen schon sehr gute Erfahrungen gemacht und ich denke, dass wir auch hier eine 80 prozentige Geruchsminimierung erreichen werden. Da sich die Betreiber auch sehr einsichtig zeigen und selbst an der Lösung stark interessiert sind, denke ich, dass wir das Problem schnell in den Griff bekommen werden ", sagt er. Landesverwaltungs-Sprecherin Denis Vopel fügte aber hinzu : " Hundertprozentig geruchsfrei wird es wohl nie sein. "

Die Anwohner wollen nur eines : Wieder bei offenem Fenster schlafen, im Freien grillen und tief durchatmen können, ohne sich halb übergeben zu müssen. So jedenfalls, war bisher der Zustand in den umliegenden Gemeinden und der Stadt Wanzleben. Die Beschwerden häuften sich auch bei der Volksstimme.

Die Behörde zeigt sich aber zuversichtlich, dass die neuen Maßnahmen greifen. Sollte dies nicht der Fall sein und der Geruch weiterhin so belästigend auf das Umfeld wirken, bleibe nur noch die Schließung der Abwasseranlage. " Doch soweit wird es nicht kommen ", ist sich Maiwald sicher.

Axel Aumüller, Produktionsmanager und Mitglied der Geschäftsleitung der Nordzucker AG sagt : " Die Maßnahmen werden umgesetzt. Aktuell reinigen wir bereits 1000 Kubikmeter Abwasser mehr am Tag, als die Anlage überhaupt produziert. Durch den täglichen Abbau wird sich die Situation verbessern. Dennoch wird es noch einige Monate dauern, bis wir in den Abwasserteichen fast reines Wasser haben, das wir für den weiteren Produktionskreislauf benötigen. Vergangene Woche haben wir zudem das Einbringen der Gelaktivmatten optimiert und die Teiche damit umzäunt. Hier werden die Gerüche chemisch umgewandelt. Jetzt warten wir auf die Blähton-Kugeln, die als Zehn-Zentimeter-Schicht dann auf der Wasseroberfäche schwimmen und die Gerüche, festhalten ‘. "

Indes hat der Vorsitzende des Wanzleber Stadtrates Tino Bauer eine Bürgerinformationsstunde zu diesem Thema angekündigt. Diese fndet am Montag, ab 19 Uhr, im Wanzleber Rathauskeller statt. " Die Verwaltung wird hier berichten was diesbezüglich bislang an Maßnahmen erfolgt ist ", kündigte Bauer gestern an. " Eingeladen sind außerdem Klein Wanzlebens Bürgermeister Horst Flügel sowie Vertreter der Zuckerfabrik. " Alle interessierten Bürger sind hierzu eingeladen.