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Vereinbarung zwischen Polizeidirektion Nord und Landkreis Börde Polizei darf Waffendatei anzapfen

Von Ivar Lüthe 06.04.2009, 07:06

Landkreis Börde. Die Polizeidirektion Nord und der Landkreis Börde haben gestern ein Pilotprojekt begonnen : Per Internetleitung soll das Polizeirevier Börde Zugang zu den Daten des Landkreises über gemeldete Waffenbesitzer erhalten können. Polizeipräsident Johann Lottmann und Landrat Thomas Webel unterzeichneten gestern die Vereinbarung. Das Projekt startet Ende des Monats und soll drei Jahre laufen.

Ähnlich wie die Kennzeichenabfragen oder Nachforschungen in der Verkehrssünderkartei Flensburg sollen die Polizisten im Landkreis im Bedarfsfall per Mausklick auf die Daten der Unteren Waffenbehörde zugreifen und nachschauen können, wer im Kreisgebiet eine Waffenbesitzkarte und Waffen zu Hause hat. " Behörden und Polizei haben ein großes Interesse, sehr schnell zu wissen, wo Waffen sind und wer sie hat. Wenn man als Polizist aus irgendwelchen Gründen in ein Haus muss, dann ist es ganz wichtig zu wissen, ob dort drin jemand eine Waffe hat ", erklärte Polizeipräsident Lottmann. Diese Information sei ein taktisches Element. " Die Frage ist dann nämlich, mit welchem Aufwand man in das Haus geht ", so Lottmann. Das in Sachsen-Anhalt einmalige Projekt soll die Kontrolle verbessern und vor allem die Sicherheit der Polizeibeamten erhöhen. Der Unsicherheitsfaktor des illegalen Waffenbesitzes wird dadurch aber nicht berücksichtigt, schränkte Lottmann ein.

Mit dem neuen System soll dem Datentransfer zwischen Landkreis und Polizei aber nicht ungeschützt Tür und Tor geöffnet werden. Die Belange des Datenschutzes werden streng eingehalten, versicherten Ordnungsamtsleiter Werner Hoffmann und Dezernentin Iris Herzig. Über eine besonders sichere und verschlüsselte Datenleitung hat ein spezieller Rechner im Polizeirevier Börde Verbindung zu einem Extra-Server im Landkreis. Nur einige ausgewählte Polizeibeamte bekommen per Passwort Zugang. Und auf Abfrage werden nur bestimmte Daten übermittelt : Name, Anschrift, Geburtsdatum, der Hersteller der Waffe, die Waffennummer, Kaliber und Waffenart sowie ob eine Waffenbesitzkarte vorliegt. Jeder Datenzugriff wird überdies protokolliert. Dass nun eine Flut von Abfragen seitens der Polizei kommt, sieht Lottmann nicht : " Doch auch wenn die Zahl der Abfragen sehr gering sein wird, ein einziger Fall, in dem es darauf ankommt, reicht aus ".

Die Kreisverwaltung und die Polizei arbeiten in Sachen " Waffenauskunft " schon seit geraumer Zeit zusammen. Doch bisher ist es so, dass die Polizei in der Waffenbehörde anrufen muss. Kommt eine Anfrage außerhalb der Sprechzeiten, muss ein Notdienstmitarbeiter der Verwaltung erst ins Büro fahren, den Rechner starten und suchen. Das dauerte bisher teils Stunden. Mit der Internetverbindung soll dies nun weit schneller gehen, so Landrat Thomas Webel, der Vorteile in der neuen Zusammenarbeit sieht.

Im Landkreis Börde mit seinen rund 186 000 Einwohnern sind derzeit knapp 14 000 Waffen registriert : 3 697 Kurzwaffen und 10 274 Langwaffen. Diese verteilen sich auf 3 949 Inhaber.