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Im Tischlereimuseum lernen Besucher den Wandel des holzverarbeitenden Handwerks kennen Arbeitsgeräte verbinden mehrere Gewerke

Von Constanze Arendt-Nowak 21.05.2012, 05:35

Handwerk kann sehr spannend sein, vor allem, wenn man es im Wandel der Zeiten betrachtet. Rüdiger Timme gab anlässlich des Internationalen Museumstages in seinem Tischlereimuseum Interessenten dazu die Möglichkeit.

Eilsleben l "Ich habe über 40 große Maschinen", berichtete Rüdiger Timme am Wochenende, während er nur einige davon in einem gerade neu entstandenen Raum seines Tischlereimuseums zeigte. Man merkte, die Einrichtung jedes einzelnen Raumes ist durchdacht. Während dort Maschinen stehen, geht es in einem Raum einzig und allein um das Leimen. "Solche Furnierarbeiten werden heute kaum noch gemacht", erklärte der Museumsbesitzer.

Welche feinen Strukturen erreicht werden können, wenn man mit Furnierholz arbeitet, zeigen die Intarsienarbeiten des Tischlermeisters Gerhard Weihe aus Seehausen, die derzeit im Tischlereimuseum zu sehen sind. "Das passt hierher", sagte Rüdiger Timme, bevor er zu den Maschinen führte, mit denen schon vor vielen Jahrzehnten Furniere hergestellt worden sind. Auf den Furnierholztisch, den er nach altem Vorbild selbst hergestellt hat, ist er besonders stolz. "An solchen Geräten haben vor allem im 17. Jahrhundert immer zwei Männer das Furnierholz gesägt, als der elektrische Strom eingeführt wurde, war es dann damit vorbei", so Timme.

Die Arbeitsgeräte waren es, die die Verbindung zwischen den holzverarbeitenden Gewerken geschaffen haben. Der Hobel zum Beispiel kam bei den Tischlern ebenso zum Einsatz wie bei den Stellmachern, den Zimmerleuten oder den Böttchern. Verschiedene Werkstätten hat der Tischlermeister auf seinem Anwesen eingerichtet. "Ich möchte anhand der Werkstücke und der Produkte zeigen, was zu welcher Zeit gemacht wurde, was wann modern war und auch, was unsere Vorfahren geleistet haben", so Timme, der großen Wert darauf legt, dass ein Rundgang durch das Tischlereimuseum auch bildend ist. In der Stellmacherei sahen die Arbeitsplätze aus, als seien sie gerade verlassen worden. Ein Zeichen dafür, dass auch Mitmachen, besonders von Kindern, hier durchaus erwünscht ist.

"Meine Enkel gehen hier auch gern mal spielen, die wachsen aber auch in das Handwerk mit hinein", freute sich Rüdiger Timme, während sein zwölfjähriger Enkel ihn bei den Führungen durch das Museum unterstützte.

Und manchmal sind sie auch in einer Küche im Kleinformat zu finden. Die hat der Opa nachgebaut, weil die Originalküchen im Allgemeinen sehr viel Platz wegnehmen. Er hat das Bestreben, 100 Jahre Küchenentwicklung darzustellen. Einige der Küchen, sowohl in Originalgröße als auch im Kleinformat, haben bereits in der Möbelausstellung auf dem ehemaligen Getreideboden ihren Platz gefunden, aber Rüdiger Timme ist sicher noch nicht am Ende des Sammelns auf diesem Gebiet. "Manchmal wurden solche kleinen Küchen auch als Prüfungsstück angefertigt, aber so etwas habe ich noch nicht gefunden", erklärte er.

Dafür hat er schon manche andere Rarität gefunden. Historische Fenster und Türen zum Beispiel, die er in Eilsleben und anderswo sichern konnte. Und als der Tischler eine alte hölzerne Wasserleitung bekommen konnte, hat er gleich das passende Arbeitsgerät dazu gebaut, um zu zeigen, wie diese Rohre hergestellt worden sind.

Doch selbst für den handwerklichen Laien lässt sich im Eilsleber Tischlereimuseum noch viel mehr entdecken. Und wenn die Geräte - viele aus Tischlereien aus der Umgebung - nicht selbst erzählen, Rüdiger Timme und seine Familie haben viele Geschichten rund um das Handwerk parat.