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Bischof Feige und Ministerpräsident Haseloff gestern bei Festgottesdienst - Gemeindefest im Pfarrgarten Stiftskirche St. Pankratius feiert 900. Geburtstag

Von Andrea Höde 23.07.2012, 03:27

Mit einem Gottesdienst hat die katholische Kirche gestern den 900. Geburtstag der Stiftskirche St. Pankratius gefeiert. Mit dabei Bischof Gerhard Feige und Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Hamersleben l Die Hamersleber Stiftskirche St. Pankratius war gestern nicht nur festlich geschmückt, sondern auch bis auf den letzten Platz besetzt, stand das altehrwürdige Gotteshaus doch ganz im Mittelpunkt des Festgottesdienstes zu seinem 900-jährigen Bestehen.

Bevor die Heilige Messe mit Geistlichen aus der Umgebung begann, begrüßte Pfarrer Christoph Sperling die Gäste, darunter den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff mit Gattin Gabriele, Bischof Gerhard Feige, Generalprobst Helmut Grünke der Probstei Paring, Prior Pater Antonius Osb von der Huysburg, den Direktor der Stiftung Dome und Schlösser Boje E. Hans Schmuhl, Mitglieder der evangelischen Gemeinde mit Pfarrer Martin Schulz, die Bürgermeisterin Eva Stroka sowie Pfarrer Ludger Kemming.

In seiner Predigt erinnerte Gerhard Feige an die 900-jährige Geschichte des Gotteshauses. "Von hier sind Impulse ausgegangen, es galt, Nöte, Verbote und Plünderungen zu überstehen und doch wird hier seit 900 Jahren Gottesdienst gefeiert. Es ist eine lebendige Tradition, und in dieser Tradition wollen wir auch den heutigen, heiligen Tag feiern, denn die Freude am Herrn ist unsere Stärke."

Bischof Feige stellte seiner Predigt ein Zitat von Carl Valentin voran: Die Zukunft war früher auch mal besser. "Hier stellt sich die Frage, wie es mit unserer Zukunft aussieht - blicken wir eher zuversichtlich nach vorn oder in Sorge?", so der Bischof. Viele Menschen wissen nicht, wie sie ihr Leben meistern und in Würde bestehen sollen. In einem Buch heißt es dazu "Früher lebten die Menschen 40 Jahre und ewig, heute nur noch 90 Jahre." Wie kann man diesem Verlust an Zukunft entgegensteuern? "Wir müssen unsere Wurzeln suchen. Die Erinnerung gehört zum Leben, sie stiftet Identität. Höhen und Tiefen, Erfolge und Versagen, aber auch Aufbrüche gehören dazu", war vom Bischof zu hören. "Was heißt das für unsere Region?" Unsere Kultur begründet sich auf dem jüdisch-christlichen Erbe. Dafür steht auch Sankt Pankratius.

Die Kirche ist ein Kleinod romanischer Baukunst, das seit 900 Jahren die Menschen in seinen Bann zieht. Solch ein Gotteshaus war für den mittelalterlichen Menschen ein Hinweis auf Gott selbst und in der Romanik, als die Kirche entstand, sollte der Mensch mit Gott in Berührung gebracht werden, um sich selbst zu entdecken. Hier konnten die Menschen ablesen, was sie sind - ein Ebenbild Gottes. Jeder hatte Zugang zu der Erkenntnis der unantastbaren Würde des Menschen. Das Kloster in Hamersleben diente der Würde des Menschen, denn die Augustiner Chorherren, die es erbauen ließen, standen für eine Reform der Seelsorge und für Zugang zu Bildung für alle. Sich selbst sahen sie dabei als Lehrer in Wort und Tat. Bildung bestand in Handwerk und der damaligen Wissenschaft.

Im Anschluss an den Festgottesdienst, der an der Orgel von Dommusikdirektor a.D. Hermann Bode aus Hildesheim, sowie dem Gemischten Chor unter Leitung von Hubert Engelhardt, dem Männerchor unter Leitung von Matthias Lübbecke und der gemeinsamen Schola Oschersleben und Eilsleben unter Leitung von Barbara Vesely und Sr. Josefa Teschner umrahmt wurde, ergriff der Ministerpräsident das Wort. "Als Land Sachsen-Anhalt können wir stolz auf dieses Gotteshaus und den Beleg unserer Geschichte sein.", so Reiner Haseloff. "Unser Land ist vom Christentum geprägt und diese Kirche, dieses Kulturgut gilt es zu erhalten. Das Land ist nicht gut beraten, nur Museen vorzuhalten. Es gilt die geistigen Wurzeln zu erhalten. Diesen heutigen Festgottesdienst in einer Kirche, in der seit 900 Jahren ununterbrochen die Heilige Messe gefeiert wird, wollen wir nutzen, um für unser Land zu beten und Gott die Ehre zu erweisen. Europa wächst über das Christentum zusammen."

"Lieber Pfarrer Kemming, die Kirche und die Menschen hier in der Region liegen Ihnen am Herzen. Möge Gott sie begleiten und wieder die volle Gesundheit erlangen lassen", bedankte sich Haseloff beim Hausherrn von St. Pankratius für sein unermüdliches Wirken.

"Ich wünsche uns allen eine schöne Feier und auf dass hier noch oft ¿Großer Gott, wir loben Dich\' gesungen wird."

Nach dem Festgottesdienst versammelten sich die Gläubigen im Kreuzgang, um bei einem Gläschen Sekt den Grußworten der Gäste, darunter auch von Boje E. Hans Schmuhl, Landrat Hans Walker, Generalprobst Helmut Grünke und Großes-Bruch-Bürgermeisterin Eva Stroka zu lauschen.

Zu einem Fest gehört natürlich auch das leibliche Wohl. Die Frauen der evangelischen und katholischen Gemeinde sowie des Heimatvereins hatten für diesen Ehrentag gebacken und so fiel die Auswahl am Kuchenbuffet nicht leicht. Wer lieber etwas Herzhaftes probieren wollte, für den gab es Grillwürste und Gulaschsuppe. Im Schatten der Bäume des Pfarrgartens waren Tische und Bänke aufgestellt, und da nutzten viele Besucher die Gelegenheit nicht nur zu einer Stärkung, sondern auch zum Gedankenaustausch.