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  7. Europas schwarze Gesellen stellen die Weichen zu Weltkultur und Köhlerspiel

Internationaler Köhlerverein bringt in Hasselfelde Antrag an die Unesco auf den Weg Europas schwarze Gesellen stellen die Weichen zu Weltkultur und Köhlerspiel

Von Burkhard Falkner 25.03.2013, 02:16

Von Hasselfelde aus geht ein Schreiben an den UNO-Ableger Unesco - mit dem Antrag auf Anerkennung der Köhlerei als Weltkulturerbe. Es soll das alte Handwerk nach dem Willen des Europäischen Köhlervereins aufwerten. In Stadt Oberharz steigt im August das nächste Köhlerfest.

Hasselfelde l Die Köhlerei in Europa und im Harz soll stärker beachtet und ihrer großen Bedeutung für die Menschheit nach besser erhalten werden.

Das bekräftigte das Präsidium des Europäischen Köhlervereins am Sonnabend in Hasselfelde. Einstimmig beschlossen die rund 20 Mitglieder einen Antrag, das Köhlerwesen als immaterielles Weltkulturerbe auszuweisen.

Der Antrag an die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) wurde im Hasselfelder Hotel "Zur Krone" als Entwurf vorgelegt. Er müsse aber noch genauer ausgearbeitet werden, hieß es.

Das Papier enthält unter anderem eine Kurzbeschreibung des "Elements", das zum Weltkulturerbe gezählt werden soll. Nämlich die Verkohlung des Holzes als Verfahren der trockenen Destillation, bei dem das Holz unter Luftabschluss erhitzt und so zu Holzkohle wird.

Das alte Handwerk war in Verbindung mit dem Bergbau und dem Hüttenwesen ein "wichtiges Glied in der Kette des menschlichen Fortschritts", wie es in dem Antrag heißt. Heute gilt die Köhlerei als vom Aussterben bedroht, erläutert Peter Feldmer, Präsident des für die Tagung gastgebenden Harzer Köhlervereins. Feldmer hatte die Gäste aus einigen Teilen Deutschlands und den Niederlanden begrüßt. Vertreter aus Italien und der Schweiz sagten wetterbedingt ab, der Antrag sei aber auch in ihrem Sinne, wurde betont. Von der Anerkennung als Weltkulturerbe erhofft sich der Verein einen Schub für die Bekanntheit des Handwerks und Brauchtums, mithin der Kunst der Köhlerei. Aber es gehe auch um bessere Fördermöglichkeiten, um den Erhalt des Köhlerwesens in vielen Ländern bezahlen zu können.

"Immateriell" heißt die angestrebte Form des Kulturerbes, weil es nicht um die stoffliche Unterschutzstellung dieser oder jener Köhlerhütte geht, sondern um die Gesamtheit des halt nichtstofflichen Wissens, der Technologie und des Brauchtum der Köhlerei.

Der Antrag soll jetzt komplettiert und dann bei der Deutschen Unesco-Kommission in Bonn eingereicht werden, so Feldmer. Empfehlungsschreiben werden von Professor Horst Kurth aus Hasselfelde sowie vom CDU-Europaabgeordneten in der Region, Dr. Horst Schnellhardt, vorbereitet.

Ab April werden vielerorts wieder Festmeiler aufgebaut

Außer um den Antrag an die Unesco ging es in der Tagung auch um Wahlen. Der Präsident des Vereins, Heinz Sprengel (72) aus Schneeberg, will nicht wieder zur Wahl antreten. "Jetzt sollen Jüngere ran", sagte der Erzgebirgler am Sonnabend der Volksstimme. Im September beim Europa-Köhlertreffen im Schweizer Kanton Luzern soll ein neue Führung gewählt werden. Kandidaten dafür gebe es schon, so Sprengel, aber darüber zu reden sei zu früh. Peter Feldmer aus Hasselfelde verneinte auf Anfrage seine Kandidatur. Er habe im Harz genug zu tun.

Befürwortet wurde bei der Tagung auch, ein Köhlerspiel künftig anzubieten, das Karl-Josef Tielke aus Paderborn vorstellte. Einem Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel ähnlich, macht es spielerisch mit Fragen der Köhlerei bekannt. Auch so soll erreicht werden, hieß es, dass die Kunst der schwarzen Gesellen nicht vergessen wird.

Als Termin für das Harzer Köhlerfest ist der 4./5. August bestätigt worden. Aber schon ab April, sowie der Schnee endlich weg sei, wollen die Harzer Köhler wieder zum Meilerbau in verschiedene Orte reisen.