Ordnungsamt droht drastische Schritte an "Illegale" Querfeldein-Fahrer gefährden Schulkinder
Seit einigen Wochen ist die Langelner Hauptstraße gesperrt, da der Wasser- und Abwasserverband Holtemme neue Kanalrohre verlegen lässt. Für Kraftfahrer gilt eine Umleitung, doch viele haben sich einen "Schleichweg" gesucht. Dem soll Einhalt geboten werden.
Langeln. Wer über die B 244 durch Langeln befahren möchte, muss gegenwärtig einen Umweg über Wasserleben in Kauf nehmen. Geschätzte zwei bis drei Kilometer länger wird die Reise. Grund dafür sind Tiefbauarbeiten an der Langelner Hauptstraße.
Die einzigen, die eine Abkürzung nehmen dürfen, sind Linienbusse und landwirtschaftliche Fahrzeuge. Das verstehen viele Pkw- und Motorradfahrer nicht und nutzen einen Schleichweg durch den Ort. Zumeist geht es dabei durch die Rhienstraße, doch die ist teilweise so schmal, dass kaum ein breiterer Pkw allein hindurchpasst.
Die kürzeste Verbindung zum Umgehen der Straßensperre allerdings ist der Weg über die Straße Hinter den Gärten. Der ist sogar mit Bitumen versehen. Aber es ist verboten, auf ihm zu fahren. Den Grund erklärt Gerhard Henze vom Ordnungsamt der Gemeinde Nordharz: "Bei dieser Straße handelt es sich rechtlich gesehen um einen Feldweg. Und der darf nur von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt werden, weil ihn das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) mitfinanziert hat." Und: "Sollten diese Straßen/Feldwege für den normalen Verkehr freigegeben werden, dann müsste die Gemeinde Nordharz die Zuschüsse an das Amt zurückzahlen." Außerdem - und das ist wohl das eher verständliche Argument - sei der Weg Hinter den Gärten viel zu schmal für den gesamten Verkehr in zwei Fahrtrichtungen. Deshalb dürfen neben Traktoren nur die Busse der HVB den Weg nutzen, da dies die einzige Möglichkeit ist, Langeln nicht vom öffentlichen Nahverkehr abzuschneiden.
Um dem Durchfahrtsverbot Nachdruck zu verleihen, wurde mitten auf der Straße Hinter den Gärten eine Schranke ins-talliert. Diese wurde mit einem Schloss gesichert, und Bus- und Traktorfahrer erhielten jeweils einen Schlüssel. Diesen brauchten sie aber nur zum Anfang, denn danach griffen Unbekannte zum Bolzenschneider und verschafften sich mit Gewalt die Durchfahrt.
Der zunehmende illegale Verkehr auf dem Straßenstück hat die ersten Beschwerden und Bedenken mit sich gebracht. So ist für einige Kinder inzwischen der Schulweg recht gefährlich geworden. Ortsbürgermeister Bernd Waßmus hat die Hinweise besorgter Eltern weitergeleitet. Jetzt sollen, so das Straßenverkehrsamt zustimmt, zusätzliche Hinweisschilder aufgestellt werden. Auch die Langelner Fußballer müssen jetzt besonders gut aufpassen, wenn sie aus den Umkleideräumen auf ihren Sportplatz wollen. Sie haben dazu die etwa drei Meter breite Straße zu überqueren auf der sonst so gut wie kein Fahrzeug fuhr.
"Zur Not sperre ich die Straße mit Betonelementen"
Gerhard Henze hat sich wegen der illegalen Durchfahrt mit der Bitte um verstärkte Kontrollen an die Polizei gewandt. Eine Reaktion auf seine Bitte fehlt ihm noch. Der Verwaltungsmitarbeiter schaut aber auch schon voraus. "Momentan besteht die Sperrung wegen des ersten Bauabschnitts. Im November soll der zweite Abschnitt in Angriff genommen werden." Dann wird auch die Durchfahrt nach Heudeber unpassierbar werden, die bislang noch offen ist. Der Schleichweg könnte möglicherweise noch beliebter werden.
Deshalb will Henze zum Schutz der Anwohner und Schulkinder alle Register ziehen. "Wenn das Fahren auf illegalen Wegen nicht aufhört, werde ich über die Baufirma Betonelemente an die Enden der Rhienstraße setzen lassen. Dann kommt da keiner mehr durch", droht er an. Allerdings hofft Gerhard Henze, dass er nicht soweit gehen muss. "Ich appelliere an die Vernunft der Kraftfahrer, es nicht auf die Spitze zu treiben. Der ausgewiesene Umweg ist doch nun wirklich nicht dramatisch und kostet nur wenige Minuten mehr Zeit. Die kann doch jeder einplanen."
Übrigens: Während des gestrigen Vor-Ort-Termins mit der Harzer Volksstimme mussten zwei "illegale" Kraftfahrer zur Verantwortung gezogen werden. Kurioserweise waren es Auswärtige. Ein Pkw mit Alt-Halberstädter Kennzeichen und ein Wolfsburger Motorradfahrer...
