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Techniker und Kulissenbauer bereiten Filmdreh im Dom vor Clooney in Halberstadts guter Stube

Von Sabine Scholz 17.05.2013, 03:15

George Clooney und sein Filmteam reisen am Freitag in Halberstadt an, um Szenen für "The Monuments Men" zu drehen. Ab 17 Uhr ist der Domplatz abgeriegelt. Die Filmcrew dreht bis Sonnabendmorgen.

Halberstadt l Ausnahmezustand am Domplatz. Hollywood belagert den Halberstädter Dom. Riesige Scheinwerferbatterien stehen an der Nordseite des Gotteshauses, Lkw mit Filmtechnik parken vor dem Westportal. Elektriker ziehen Kabeltrassen für die Stromversorgung, Techniker und Handwerker basteln an Kulissen für den großen Filmdreh im Dom. Dazwischen Teams von zahlreichen großen Fernsehsendern, die mit Kameras und Mikrofonen etwas vom Hollywoodfieber in Halberstadt einfangen wollen.

Restauratorin Corinna Grimm verfolgt aufmerksam und mit kritischem Blick alle Aktivitäten im und am Dom. Sie passt auf, dass das kostbare Inventar nicht beschädigt wird. Sie wird auch George Clooney beim Filmdreh in der Nacht zum Sonnabend über die Schultern schauen. Der Altar des Domes ist nicht wiederzuerkennen. Die Requisite hat dort den Altar des Genter Doms nachgebaut. ",, Monuments Men" spielt in Belgien am Ende des Zweiten Weltkriegs. Zwei Mitarbeiter der Requisite bestücken den großen Radleuchter vor dem Altar mit 58 Kerzen und zünden sie an. "Der Leuchter ist übrigens echt und stammt aus dem Jahr 1516", sagt Corinna Grimm. Eines der vielen wertvollen Kunstwerke im Dom, auf die sie während der Dreharbeiten aufpassen muss.

Claudia Becker, Pressesprecherin der Domschatzverwaltung, freut sich, dass der Halberstädter Dom so im Fokus der Medien steht. Auf Werbung für das imposante Bauwerk, die nichts kostet und vielleicht viele neue interessierte Touristen nach Halberstadt locken wird, hofft Claudia Becker. "Ich arbeite seit 2003 hier und habe bereits viel erlebt. Aber so viel Trubel hat es hier noch nicht gegeben." Die Kunsthistorikerin freut sich besonders auf heute Nacht. Sie wird Clooney und Co. live erleben. Ein Date, um das sie viele, die ausgesperrt bleiben, wohl beneiden.

Der Domplatz wird heute von 17 Uhr bis morgen Früh um 7 Uhr abgesperrt. Die Chance, einen der großen Hollywood-Mimen zu sehen, tendiert damit gegen Null.

Bereits getroffen hat den Star der Hüter des Domschatzes, Domkustos Dr. Thomas Labusiak. "Das ist schon eine andere Kategorie von Berühmtheit, so was hatten wir hier nie", sagt Labusiak und kommt ins Schwärmen. "Ich finde es großartig, super, toll, wir freuen uns wirklich." Labusiak hat George Clooney durch den Dom geführt, ihm die wesentlichsten Dinge erläutert. "Er ist ein ganz normaler Mensch", sagt der Kustos, "aber einer, der wirklich auf der ganzen Welt bekannt ist. Es ist schon interessant zu sehen - da kommt ein Mann aus Hollywood und alle stehen Kopf." Aber mit positiven Folgen. Der Besuch habe einen "wahnsinnigen Werbeeffekt", sagt der promovierte Kunsthistoriker. "Als Ostern die Meldung lief, das Clooney im Dom dreht, hatten wir 30 000 Einträge auf unserer Internetseite."

Dass schon beim ersten Besuch der Filmleute klar war, dass auf jeden Fall der Halberstädter Dom als Drehort genutzt werden soll, überrascht den Kenner nicht. "In seiner Großartigkeit überzeugt der Dom von selbst. Auch wenn es im Film der Genter Dom sein soll - die Authentizität unseres Domes strahlt. Was ich interessant finde, ist auch, dass sich so eine Atmosphäre eben nicht mit einer Kulisse in einem Filmstudio nachbauen lässt."

Der Hüter des Domschatzes hofft, dass sich die Professionalität der Zusammenarbeit in Babelsberg und Hollywood herumspricht und vielleicht weitere Filmteams den Weg in diese "wunderbare Kathedrale, in den großartigsten Kirchenschatz des Mittelalters" finden.