1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Bunte Stifte und Farben mit ökologischem Anspruch

Kleines Unternehmen in Dedeleben beliefert Kunden in aller Welt mit Malstiften aus nachwachsenden Rohstoffen Bunte Stifte und Farben mit ökologischem Anspruch

Von Sabine Scholz 12.09.2013, 03:10

Lebensmittelqualität haben die Farben, Wachsstifte, Kreiden und Buntstifte, die in Dedeleben entstehen. Das kleine Unternehmen ökoNorm ist Vorreiter in Sachen ökologisch unbedenkliche Fingermalfarben. Kunden in aller Welt schätzen die Produkte aus dem Huy-Ort.

Dedeleben l Iris Höhne puhlt die grünen Banderolen von den roten Stiften. Sie sitzen nicht richtig. Also ab damit und die Wachsmalstifte wieder zurück auf das kleine Laufband. Gemeinsam mit Babett Türke ist sie heute in dem Raum beschäftigt, in dem die Wachsmalstifte aus nachwachsenden Rohstoffen ein "Etikett" bekommen, bevor sie in die Transportkisten kommen. Im Gebäude nebenan werden sie später für den Versand fertig gemacht. Auch da werden die beiden Frauen zupacken. Genauso wie ihre Kolleginnen Agnes Witte, Christine Schmidt und Daniela Schlüter. Die sind heute im Produktionsraum tätig.

Aus dicken Rohren kommen die Rohstoffe vom Lager im Dachgeschoss, sie werden sorgfältig abgewogen und gemischt. In einem Wasserbad bleibt das farbige Wachs flüssig. Die Frauen füllen Eimer voll ab, gießen sie auf die Gussformen. Wassergekühlt härtet das Wachs hier aus, nimmt Stiftform an. Das überschüssige Wachs wird abgeschabt und geht zurück in den Produktionsprozess. Es sind viel Handarbeit vonnöten, Konzentration und ein sicherer Blick dafür, was gelungen und was nicht gelungen ist an jeder Charge. Denn die Stifte werden auch von Hand einsortiert. Die erste Qualitätskontrolle direkt an der Gussform.

Den Produktionsraum haben die Frauen ebenso wie die Räume davor selber renoviert. "Wir packen eben alle mit an, egal, worum es geht", sagt Franziska Türke. Sie führt durch das kleine Unternehmen, kennt die Rezepturen und Abläufe in dem Betrieb, der seit einiger Zeit "frauendominiert ist", wie Albert Krohn sagt. Der geschäftsführende Gesellschafter lenkt seit über 20 Jahren die Geschicke der kleinen Firma gemeinsam mit seiner Frau Ellen Schahn. Beide kommen aus der Umweltbewegung, haben früh begonnen, Malfarben, Kreiden und Wachsstifte herzustellen, die ökologisch unbedenklich sind. Wobei der politisch aktive und kritische Krohn Realist geblieben ist. "Wir wollen Produkte, die in Herstellung, Verbrauch und Entsorgung Mensch und Umwelt so wenig schädigen wie möglich", sagt Albert Krohn. "Denn jede Produktion ist umweltschädlich - man braucht Holz oder andere Energieträger. Alles was wir tun, hat Einfluss auf die Umwelt", sagt er. An manchen Stellen hat er sich auch im Herstellungsprozess von der reinen Lehre rein pflanzlicher Produkte verabschiedet. "Naturfarben sind zum Beispiel nicht lichtstabil. Die Sonne crackt die Farben sofort auf, und erklären Sie mal einem Dreijährigen, warum das vor zwei Stunden gemalte Bild plötzlich so blass ist", sagt er und muss schmunzeln.

Also wurden Farbpigmente gesucht, die unbedenklich und lichtstabil sind. "Wir haben in der Anfangsphase viel experimentiert", sagt Ellen Schahn. Eine unabhängige Chemikerin half ihnen dabei, entwickelte Grundrezepturen, die vor Ort an die Bedürfnisse der ökoNorm-Produktion angepasst wurden.

Verwendet werden Lebensmittelgrundstoffe. Eine kleine Mühle im Harz liefert das Weizenmehl, Weizenstärke und hochreines Bienenwachs kommen von Lieferanten aus Deutschland. "Wir beziehen fast alle Rohstoffe aus Deutschland oder dem europäischen Raum", sagt Krohn. Von der Maisstärke als Grundstoff haben sie sich schon vor Jahren verabschiedet. Die kam aus den USA und war nicht garantiert gentechnikfrei. "Unsere Lieferanten garantieren uns heute gentechnikfreie Ware. Auch die Lebensmittelfarben, die wir einsetzen, sind ausgesucht, frei von Allergenen und frei von hallogenorganischen Stoffen." Die Wachsmalstifte - die übrigens den höchsten Bienenwachsanteil weltweit haben - entstehen aus Bienenwachs, das medizinische Qualität hat. "Aber selbst da sind wir dabei, die noch zu verbessern" sagt Albert Krohn.

Alle Produkte von ökoNorm wurden von der Stiftung Okötest getestet und haben mit Sehr Gut oder Gut abgeschnitten.

Das kleine Unternehmen mit insgesamt neun Mitarbeitern betreibt so gut wie kein Marketing, man ist auf den Fachmessen dabei - das war\'s dann auch schon. Dennoch exportiert man in mehr als 30 Länder zwischen Australien bis Zypern. "Die Produkte sprechen eben für sich", sagt Albert Krohn nicht ohne Stolz in der Stimme. "Und das haben wir auch unseren engagierten Frauen hier zu verdanken." Die hören\'s und machen ihre Arbeit.