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Dutzende Neugierige lassen sich über die Baustelle auf dem Großen Schloss Blankenburg führen Küchenflügel: Dach dicht und Fassade gesichert

Von Uljana Klein 23.09.2013, 01:18

Drei Baustellenführungen haben am Sonnabend Besucher aus nah und fern auf das Blankenburger Schloss gelockt. Noch bis Ende Oktober dauern die Arbeiten zur Sicherung des einstigen Küchenflügels an.

Blankenburg l "Es ist viel, viel Arbeit - ein absoluter Wahnsinn", kommentiert der Blankenburger Horst Brettschneider die aktuellen Sanierungsarbeiten auf dem Großen Schloss in Blankenburg. Und Torsten Nickolaus aus Dresden ist vor allem von der Mühe beeindruckt, die dem Erhalt der Bausubstanz dient. "Für mich sind historische Bauten von besonderem Interesse, vor allem wenn man sich die Problematik anhört", sagt Holger Hampel aus Chemnitz. Sichtlich beeindruckt sucht der Wernigeröder Mike Gruschka nach den richtigen Worten: "Ich habe eine besondere Beziehung zum Schloss Blankenburg. Wir wohnten unterhalb davon und ich bin in den Kindergarten auf dem Schloss gegangen. Es wäre schade um das Bauwerk, dem Wahrzeichen der Stadt." Er spricht vielen aus dem Herzen, die am Sonnabend die einmalige Chance genutzt haben, sich von den Bauexperten Anne-Katrin Reinboth und Sven Ungethüm durch den einstigen Küchenflügel führen zu lassen.

"Schloss Blankenburg ist sehr wertvoll. Die aktuellen Arbeiten dienen der Sicherung des Gebäudes. Es geht hierbei nicht um eine Wiederherstellung bis zur Nutzungsfähigkeit", sagt Architektin Anne-Katrin Reinboth mit deutlichen Worten. Und ergänzt, dass der Küchenflügel vor dem Verfall gesichert werde. Bauleiter Sven Unge- thüm fügt hinzu: "Ende Oktober werden wir mit den jetzigen Arbeiten fertig sein. Dann ist das Dach dicht und die Fassade gesichert."

Auf Volksstimme-Nachfrage bestätigt Ungethüm, dass die nächsten Förderanträge bereits gestellt sind und der Verein "Rettung Schloss Blankenburg" immense Kraftanstrengungen für das Werben um die Eigenbeiträge unternehme. Reinboth: "Der Verein ist eine der größten Bürgerbewegungen Sachsen-Anhalts. Hut ab vor dem Engagement."

Naturgemäß sei es so, dass die Außenfassade und ein dichtes Dach für den Erhalt eines Gebäudes wichtig sind, erklärt Anne-Katrin Reinboth den Gästen der Baustellenführung. Hinzu kommt, dass die Bauarbeiter immer wieder auf den echten Hausschwamm treffen. "Leider müssen wir feststellen, dass viele Schäden nicht älter als 15 bis 20 Jahre sind. Neben Zerstörungen durch Vandalismus ist vor allem der Sicherungsstau zum Beispiel durch defekte Regenrohre Ursache für die Schäden und den Schwammbefall." Eindrucksvoll erläutert die Architektin den Anwesenden, dass sich der Schwamm von Holz ernährt und auf der Suche danach durch das Haus wandert. "Wir hatten immer wieder Pech mit solchen Funden. Zuletzt fanden wir in der vergangenen Woche ein Schwamm-Myzel in den Deckenbalken auf dem Dachboden des Küchenflügels", berichtet Ungethüm. Solche Funde zögern auch die Bauarbeiten hinaus, weil der Transport neuer Baustoffe auf das Schloss ohne Lkw aufwendig ist. Und mühselig, wenn das Material mit dem Dachdeckeraufzug transportiert werden muss.

Doch auf dem Dachboden eines Schlosses gibt es auch andere interessante Entdeckungen: "So haben wir etwa Wandmalereien aus der Renaissance-Zeit entdeckt, vermutlich verzierten sie das Zimmer eines Dienstmädchens", erzählt Anne-Kathrin Reinboth.

Bei den Besuchern kommen die Führungen gut an. Bis Oktober werden 890 000 Euro im Küchenflügel des Blankenburger Schlosses verbaut sein. Mit 348 000 Euro hat der Bund den Großteil des Geldes zur Verfügung gestellt, Geld schießen auch das Land Sachsen-Anhalt (248 000 Euro) und Lotto-Toto (75 000 Euro.) Weiteres Geld muss der Schlossverein aufbringen.