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Unkraut wuchert meterhoch / Service für Reisende - in Blankenburg Fehlanzeige Bahnhof macht fürchterlichen Eindruck

Von Regina Urbat 07.10.2013, 03:22

Trübe Aussichten für Reisende in Blankenburg. Das Bahnhofsgebäude ist mit Brettern vernagelt, Unkraut wuchert auf dem Gelände. Verärgert darüber ist der Bürgermeister, dem vor Eigeninitiative gewarnt wurde.

Blankenburg l Zwei Reisende sitzen auf dem Bahnsteig. Sie haben den Zug nach Halberstadt knapp verpasst. Gut eine Stunden haben sie nun Zeit. "Zum Verweilen lädt das hier nicht ein", sagt die Frau und blickt auf das meterhohe Unkraut rechts und links des Bahnsteigs. Auch das Blankenburger Bahnhofsgebäude macht einen fürchterlichen Eindruck auf das Ehepaar. Wände und Türen sind beschmiert, Fernsterscheiben geborsten und teilweise mit Brettern zugenagelt. Es steht leer, bietet in der kalten Jahreszeit keinen Unterschlupf, von einer Gastronomie ganz zu schweigen.

"Nicht einmal eine Toilette gibt es hier", stellt die Frau fest. Das Häuschen ist ebenfalls mit Holzplatten vernagelt. "Und die Lautsprecher sind wohl nur Attrappe", sagt der Mann. Er fahre regelmäßig mit der Bahn, "eine Durchsage oder ein ¿Herzlich Willkommen in Blankenburg\' muss doch möglich sein".

Ist es nicht. Der Zustand auf dem Bahnhofsgelände ist auch Bürgermeister Hanns-Michael Noll (CDU) ein Dorn im Auge. "Es sieht echt fürchterlich aus, doch uns sind die Hände gebunden." Die Bahn als Eigentümer des Geländes reagiere nicht, auch nicht auf Volksstimme-Anfrage.

Selbst aktiv zu werden - beispielsweise Mitarbeiter des Technischen Eigenbetriebes mit der Motorsense auf das Areal zu schicken - davor sei Noll gewarnt worden. "Am Ende bekommen wir von der Bahn AG noch Ärger wegen Transportgefährdung."

Zum Bahnhofsgebäude selbst erklärte der Bürgermeister, dass ein Verhandeln mit dem Eigentümer sehr schwierig sei. "Nach wie vor ist die Stadt daran interessiert, es zurückzubekommen." Es gebe private Interessenten mit Nutzungskonzepten. "Vor allem hätten wir dann endlich wieder eine Toilette", denn, so Noll: "Ein Bahnhof ohne WC, das darf heutzutage nicht sein." Der Bürgermeister will die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich am Bahnhof, wo täglich Zug- und auch Busreisende verweilen, etwas bewegt. Zumal Blankenburg den Beinamen "Blütenstadt" trägt.

Längst "verblüht" sind auch andere Gebäude in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, was den Gesamteindruck für Reisende noch mehr trübt. Dazu gehören die leerstehenden Betriebsgebäude des FEW und vor allem das einstige Bahnhofshotel, dessen Eigentümer nicht aufzufinden ist. Das Hotel darf, wie die Volksstimme berichtete, laut Kreisverwaltung wegen Denkmalschutz nicht abgerissen werden. Einziger Wermutstropen ist der sanierte ehemalige Verwaltungssitz des FEW. In dem hellen Haus, gegenüber des Bahnhofs, haben sich unter anderem Versicherungen und Ärzte eingemietet.

Der Zug nach Halberstadt fährt ein. So geräuschlos wie die Bahn gekommen ist, setzt sie ihre Fahrt fort ...