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Kreis-Umweltamt hat 3000 Euro in Entsorgung von Asbest und Altöl investiert und bleibt auf Kosten sitzen Argenta-Verfall: Leser sind empört über Versteckspiel

Von Julia Bruns 11.01.2014, 02:22

Wernigerode l Der Verfall der einstigen Argenta-Schokoladenfabrik in Wernigerode bewegt zahlreiche Leser. "Das ist eine Sauerei, was hier passiert", schreibt Klaus-Peter von Norosinski an die Redaktion. "Auch andere Mitbürger sollten sich dafür einsetzen, dass an dieser Stelle ein Museum über die Schokoladengeschichte eingerichtet wird." Am Lesertelefon hat der Wernigeröder Robert Marhold seinem Unmut über das Verhalten des Eigentümers Luft gemacht. "Früher nannte man so jemanden einen Hochstapler", sagte er. "Jeder in der Stadt weiß, wer dieser ¿Investor\' ist. Und er stellt sich einfach tot."

Unverständnis herrscht vor allem darüber, dass es dem Wernigeröder Ordnungsamt nicht gelingt, den Eigentümer aufzuspüren. "Ich habe eben noch mit den Herrn telefoniert und kenne seinen Wohnsitz", sagte ein Leser, der nicht genannt werden möchte. "Wenn die Stadtverwaltung ihn wirklich finden will, dann findet sie ihn auch."

Ordnungsamtsleiter Gerald Fröhlich hatte erklärt, dass dem Eigentümer, ein Wernigeröder, wichtige Schreiben nicht zugestellt werden könnten, da keine seiner offiziellen Anschriften stimmt. So sei es nicht möglich, dem Verantwortlichen, dessen Name der Redaktion vorliegt, eine Frist zu setzen, in der er das Gelände absichern kann. Das Amt müsse ihm von Rechts wegen die Chance einräumen, selbst tätig zu werden.

Der Nachfahre des einstigen Argenta-Gründers Ferdinand Karnatzki, Wolf Karnatzki, lebt in Bremen. Er verfolgt von dort aus die Geschehnisse in Wernigerode. "Es sind hervorragende Neuigkeiten, dass endlich etwas passiert", so Karnatzki. "Es ist jedoch ein Trauerspiel, wie das Grundstück derzeit aussieht."

Das Areal hinter den ehemaligen Fabrikgebäuden droht, im Müll zu versinken und soll abgesperrt werden. Das Umweltamt des Landkreises hat übrigens seit 2010 Abfall vom Gelände räumen lassen. "Hierbei wurden unter anderem Kühlschränke, asbesthaltige Baustoffe sowie Farben und Altöle vom Grundstück entsorgt", teilt Pressesprecherin Ingelore Kamann mit. "Die Kosten für die Kreisverwaltung beliefen sich auf rund 3000 Euro." Geld, auf dem das Amt in Halberstadt bis dato sitzen blieb.

Denn auch der Kreisverwaltung sei es bislang nicht gelungen, den Wernigeröder Eigentümer zu kontaktieren. Die Kreis-Mitarbeiter kontrollieren nun in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit dem Wernigeröder Ordnungsamt das Argenta-Gelände.