1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Streit unter Wernigeröder Gartenfreunden

EIL

Ehemaliges Vorstandsmitglied kritisiert Verbandsspitze wegen Vergütungen und Führungsstil Streit unter Wernigeröder Gartenfreunden

Von Katrin Schröder 10.02.2014, 02:24

Beim Regionalverband der Gartenfreunde Wernigerode und Umgebung wird um Geld und Umgangsformen gestritten. Ein ehemaliges Vorstandsmitglied kritisiert seine früheren Mitstreiter.

Wernigerode l Eigentlich könnte alles schön sein. In und um Wernigerode und Umgebung blüht es - zumindest, wenn man den Blick auf die aktuellen Leerstandszahlen der hiesigen Kleingärten lenkt. Da ist der Regionalverband der Gartenfreunde Wernigerode und Umgebung mit derzeit nur 6,6 Prozent Spitze in Sachsen-Anhalt.

Von purer Harmonie war die Delegiertenversammlung der Gartenfreunde, die am Sonnabend im Festsaal des Rathauses tagte, dennoch weit entfernt. Zwei der sechs Vorstandsmitglieder sind im Unfrieden ausgeschieden. Eins von ihnen, Manfred Koch, verlieh seinem Ärger bei der Zusammenkunft Ausdruck - und das aus verschiedenen Gründen. Ein Kritikpunkt: Der neu gewählte Vorsitzende Roland Vogel umd Schatzmeister Harald Fenske üben dieselben Funktionen auch im Halberstädter Kleingartenverein "Im Federwinkel" aus. "Da sehe ich Interessenkonflikte", so Koch. Dem hielt Siegfried Bräunling entgegen, dass in jedem Verein nur wenige bereit seien, zeitraubende Ämter und Funktionen zu übernehmen. "Ich bin froh über jeden, der mitmacht."

Kritikwürdig sind für den ehemaligen Fachberater Koch auch die Vergütungen für den geschäftsführenden Vorstand. 550 Euro etwa erhält der Verbandsvorsitzende monatlich für seine Arbeit - zu viel, sagt Koch und verweist auf die Verbandssatzung. Diese besagt, dass die Arbeit des Vorstandes grundsätzlich ehrenamtlich sei und dass kein Vereinsmitglied "durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt" werden dürfe. "Ich gönne jedem das Geld, aber es muss transparent sein", so Koch.

Hansjoachim Bolle, der nach 30 Jahren an der Verbandsspitze am Sonnabend sein Amt niedergelegt hat, hält dagegen. Der Verband habe seit mehr als zehn Jahren keinen hauptamtlichen Geschäftsführer mehr. Seitdem erledige der dreiköpfige geschäftsführende Vorstand, bestehend aus dem Vorsitzenden, seinem Stellvertreter und dem Schatzmeister, die laufenden Geschäfte.

Dafür werden sie bezahlt und haben Arbeitsverträge mit dem Verband abgeschlossen - was laut Satzung zulässig ist. "Wir zahlen Steuern und regeln alles über ein Steuerberatungsbüro." Im Monat kämen gut und gerne 50 Arbeitsstunden zusammen, sagt Hansjoachim Bolle. "Da sind 550 Euro nicht zu viel." Zudem sei der Fakt, dass der geschäftsführende Vorstand entlohnt werde, seit Langem bekannt. Die rund 20000 Euro, die der Verband pro Jahr für Löhne und Entschädigungen aufwendet, sind Teil des Haushaltsplanes.

Dies hätte Koch gern geändert, ebenso den Umgang innerhalb des Verbandes. Den hat auch Doris Kißner, die zweite Fachberaterin, die im September aus dem Vorstand ausgeschieden ist, kritisiert. In einem Brief, den Koch den Delegierten vorlas, schreibt sie über autoritären Führungsstil und unfaire Terminabsprachen. "Bei dem derzeitigen Leitungsstil ist eine Zusammenarbeit nicht mehr akzeptabel", heißt es in dem Brief.

Das wollen Roland Vogel und Hansjoachim Bolle nicht auf sich sitzen lassen. "Ich habe das Recht, von einem Unterstellten oder Gleichgestellten eine Zuarbeit zu verlangen", konterte Vogel. Dabei geht es um die Fachberater, deren Aufgabe es ist, Mitgliedsvereine fachlich zu betreuen und den Wert von Gartengrundstücken zu ermitteln. Hansjoachim Bolle erklärt, die Arbeit der Fachberater habe "intensiviert" werden müssen. Da habe man unter anderem Fristen gesetzt, die aber nicht eingehalten wurden. Koch lobt er für seine Leistungen und Verdienste, sagt aber auch: "Da ist keine Zusammenarbeit mehr möglich."

Der Großteil der 53 Delegierten teilten Kochs Kritik am Sonnabend offenbar nicht. Sie wählten einstimmig die insgesamt vier neuen Vorstandsmitglieder und bedachten die Reden von Bolle und Vogel mit Applaus. Der 74-jährige Bolle wurde nach seinem Rücktritt als Vorsitzender zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter Dieter Alex, der ebenfalls nach rund 30 Jahren seinen Platz geräumt hatte, hat nun das eher seltene Amt des Ehrenstellvertreters inne.

Neu im Vorstand der Gartenfreunde ist neben dem am Sonnabend gewählten Vorsitzenden Roland Vogel sein Stellvertreter Rainer Hundertmark, Chef des Kleingartenvereins "Am Bergeshang" in Blankenburg. Als Fachberater fungieren künftig Jörg Richter, Vorsitzender des Kleingartenvereins "Am Schleifweg" in Wernigerode, sowie Stefan Kroll, Chef des Kleingartenvereins "Mahrholzberg" in Ilsenburg.