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Verkehrschaos im Stadtfeld Lehrer und Schüler wünschen sich einen Zebrastreifen

Autochaos vor der Grundschule im Wernigeröder Wohngebiet Stadtfeld. Die
Lehrer fürchten um die Sicherheit der Kinder und fordern von der
Verwaltung eine Lösung des Verkehrsproblems.

Von Ivonne Sielaff 13.02.2014, 02:25

Wernigerode l 7.20 Uhr vor der Wernigeröder Stadtfeld-Grundschule. In der Max-Otto-Straße herrscht plötzlich Betrieb. Autos fahren vor. Weil die Parknischen besetzt sind, halten die Fahrzeuge mitten auf der Straße - in zweiter, sogar dritter Reihe. Kinder steigen aus, huschen zwischen den parkenden und fahrenden Autos hindurch. "Eine mordsmäßige Gefahrenquelle", sagt Schulleiter Wolfgang Berge. "Ein Wunder, dass hier bisher noch nichts passiert ist."

Das Problem gebe es schon lange. "Es liegt an den Eltern", weiß Berge. Sie würden den Verkehr vor der Schule lahm legen, sich teilweise rücksichtslos verhalten. Es sei aber nachvollziehbar, dass sie ihre Kinder nur ungern zu Fuß zur Schule schicken. "Im Wohngebiet ist Tempo 30 vorgeschrieben. Doch viele Fahrer halten sich nicht daran." Kreuzungsbereiche seien gerade in der Morgendämmerung unübersichtlich und schlecht einsehbar. Oftmals wüssten die Mädchen und Jungen gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollen. Deshalb hätten viele Eltern Ängste, seien um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt.

Besonders gefährlich sei der Schulweg für Grundschüler, die in der Burgbreite wohnen. "Sie müssen erst die Benzingeröder und dann die Halberstädter Chaussee überqueren - beides vielbefahrene Fernstraßen", so der Schulleiter. Die Schüler seien zwar angewiesen worden, die Fußgängerbrücke in der Halberstädter Straße zu nutzen. "Doch das macht keiner, das sind ein paar hundert Meter mehr Weg."

"Es ist ein Wunder, dass hier bisher noch nichts passiert ist." - Schulleiter Wolfgang Berge

Seit Jahren setzen sich Wolfgang Berge und Lehrer wie Sabine Wetzel und Bernd Magnus für eine Verbesserung der Verkehrssituation und der Beleuchtung ein. Es habe Exkursionen mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung gegeben, erinnert sich Sabine Wetzel. Entlang der "gelben Füße", die auf den Gehwegen aufgesprüht wurden und den Kindern den sichersten Schulweg weisen. "Wir waren geschockt, wo unsere Schüler entlanggeschickt werden. An einigen Stellen laufen die Markierungen sogar ins Leere."

Darüber hinaus habe es Gespräche mit dem Quartiersmanagement und der Verwaltung gegeben. Dabei seien Ideen für eine Verkehrsberuhigung im Stadtfeld besprochen worden. "Zebrastreifen, Poller, Schwellen, Querungshilfen, Geschwindigkeitskontrollen - leider bisher ohne Ergebnis", sagt Wolfgang Berge. Es seien nur Argumente dagegen gefunden worden.

"Die Schule ist an uns herangetreten", bestätigen Ordnungsamtschef Gerald Fröhlich und Stadtplanerin Bianca Cöster. Es sei bekannt, dass sich Lehrer und Schüler einen Fußgängerüberweg vor der Schule wünschen. "Leider haben wir keinen Handlungsspielraum", sagt Bianca Cöster.

Für die Einrichtung eines Überweges mit Zebrastreifen gebe es Richtlinien. Eine Verkehrszählung im Juni habe ergeben, dass zu wenig Autos die Straße passieren. "Wir haben zwischen 7 und 8 Uhr sowie zwischen 14.30 und 15.30 Uhr gezählt", so die Stadtplanerin. "Einmal direkt vor der Schule in der Max-Otto-Straße und einmal an der Kreuzung Theodor-Fontane-Straße/Max-Otto-Straße." Vor der Schule seien morgens gerade einmal 70 Fahrzeuge und 215 Fußgänger registriert worden, am Nachmittag 90 Autos und 165 Passanten.

"Ich verstehe die Lehrer und Eltern. Aber uns sind die Hände gebunden." - Stadtplanerin Bianca Cöster

"Ab 200 Fahrzeugen darf ein Fußgängerüberweg unter gewissen Bedingungen genehmigt werden", erklärt Bianca Cöster. "Ab 400 gibt es eine Empfehlung." Keine Chance in der Max-Otto-Straße. An der Kreuzung an der Fontane-Straße würden die Richtzahlen mit 270 Autos am Morgen und 350 am Nachmittag zwar erreicht werden.

"Doch dort sind die räumlichen Voraussetzungen für einen Überweg ungünstig." Er müsste zwischen zwei Kreuzungsbereichen und nahe einer Bushaltestelle errichtet werden. "Zudem müssten wir einen Teil der Grünfläche entfernen." Hohe finanzielle Ausgaben, die auf keiner Prioritätenliste stünden.

"Ich verstehe die Eltern und Lehrer", sagt Bianca Cöster. Bei der Zählung habe sie selbst kritische Situationen erlebt. "Doch uns sind die Hände gebunden." Zudem bezweifele sie, dass ein Zebrastreifen die gewünschte Verkehrsberuhigung bringe. "Er würde lediglich eine trügerische Sicherheit erzeugen", sagt Ordnungsamtschef Gerald Fröhlich. Vielmehr wolle er an die Eltern appellieren. "Sie sollten überdenken, wie sie ihre Kinder zur Schule bringen. Sie sind es, die das Chaos verursachen." Es sei nicht notwendig, direkt vor der Schule zu parken. "100 Meter Fußweg schaden keinem. Im Gegenteil, Laufen entspannt."

"Aber das sind 70 Autos innerhalb von fünf Minuten." - Bernd Magnus

Für Wolfgang Berge und seine Kollegen sind diese Aussagen wenig befriedigend. "Von der Zählung haben wir nicht gewusst. Die Ergebnisse hätten uns auch interessiert", sagt Sabine Wetzel. Auch sie halte einen Fußgängerüberweg nicht für die Lösung aller Probleme.

Aber er würde den Schülern und allen anderen Passanten im Stadtfeld ein bisschen mehr Sicherheit geben. "Richtlinien hin oder her", sagt Lehrer Bernd Magnus. "Vielleicht wurden am Morgen nur 70 Autos gezählt. Aber das sind 70 Autos innerhalb von fünf Minuten."

Die Grundschullehrer wollen nicht aufgeben, erwarten, dass die Verwaltung eine Lösung findet. Sicherlich gebe es in Wernigerode eine ganze Reihe anderer Probleme. "Aber für uns steht nun mal die Sicherheit unserer Kinder im Vordergrund", so Schulleiter Berge.