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Museumsdirektor Christian Juranek und Galerist Gerd Ilte schätzen Objekte aus Privatbesitz Kenner beurteilen "Teuer oder Täuschung"

Von Andreas Fischer 25.03.2014, 01:20

Wernigerode l Für die Besucher in der vollbesetzten Hohen Halle im Schloss Wernigerode zählt die Gesprächsrunde "Teuer oder Täuschung" zu den interessantesten Veranstaltungen des Museumsfrühlings. Auch an diesem Sonntag haben Museums-Geschäftsführer Christian Juranek und der 81-jährige Gerd Ilte, früher Galerist im "Efeuhaus", über alte Gegenstände fabuliert.

Die Kunstobjekte waren im Voraus von Bürgern eingereicht worden. Nach 60Werken war Annahmeschluss, mehr wollten die beiden Experten nicht beurteilen.

Gut anderthalb Stunden waren notwendig, um alle Exponate zu analysieren. Es gab mehrfach freudige Überraschungen, weil sich einige Bilder, wie "Das Mädchen aus dem Wipptal" von Theodor von der Beek, als wertvoller erwiesen als von den Besitzern erwartet worden war.

Auch Ernüchterung blieb nicht aus - beispielsweise, als ein Tisch begutachtet wurde, der zu einem kompletten Zimmer gehört. Juranek ordnete diese Arbeit in das sogenannte Dritte Rokoko ein, das in der Zeit von 1920 bis 1930 angesiedelt ist. Er begründete dies damit, dass das Möbelstück eindeutig maschinell hergestellt worden war. Rokoko ist eigentlich eine Stilrichtung der europäischen Kunst von etwa 1730 bis 1780. Dem Rokoko folgte, wie der Museumschef den Kunstliebhabern ins Gedächtnis rief, das Neurokoko oder Zweites Rokoko, eine Stilrichtung des 19. Jahrhunderts.

Einige Exponate hatten Bezug zum Harz. So ein Bild, das die Orangerie mit einem nicht mehr vorhandenen Brunnen zeigte, dann ein Jagd-Stich aus dem Harz. Keine der Arbeiten war für einen Verkauf eingereicht worden, allerdings zeigte der Museumschef Interesse, diese oder jene Arbeit ins Museum zu übernehmen, am liebsten als Schenkung. Es gab ganz kleine und ziemlich große Exponate. Auch eigentlich wertlose Dinge, die aber wie ein Weltlexikon von 1936 als Zeitdokument inhaltlich interessant sind. Das Duo Juranek - Ilte hinterließ bei den Gästen den Eindruck, dass sie Spaß daran hatten, sich verbal die Bälle zuzuspielen - auch und gerade dann, wenn sie unterschiedlicher Meinung waren.