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Wirtschaftspolitik Wernigerode Skiebe baut zum 1. Juli die Verwaltung um

Die Kreis-Wirtschaftsförderung wird zum 1. Juli neu ausgerichtet. Das
hat Martin Skiebe auf einem Unternehmerabend in Wernigerode angekündigt.
Zuvor musste sich der Landrat (parteilos) Kritik von Klaus Olbricht,
Präsident der Industrie- und Handelskammer Magdeburg, anhören.

Von Ingmar Mehlhose 01.04.2014, 03:18

Wernigerode l "Die Struktur von 2007 soll zum 1. Juli 2014 verändert werden." Martin Skiebe nannte noch bestehende "Unklarheiten", die es bei der Koordinierung von Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung gebe, als Begründung. Laut Landrat (parteilos) muss differenziert werden, wer welche Aufgabe wahrnimmt.

Bevor der Quedlinburger allerdings die Eckpunkte der Kreis-Wirtschaftspolitik vor gut 90 Zuhörern beim Unternehmerabend der Industrie- und Handelskammer Magdeburg (IHK) erläutern konnte, hatte deren Präsident das Wort. Klaus Olbricht sparte dabei in Wernigerode nicht mit Kritik. Deren erste richtete sich gegen die Gewerbeaufsicht bei den Hygienevorschriften in der Gastronomie. Der IHK-Chef: "In jüngster Zeit beklagen etliche Unternehmen im Harzkreis willkürlich wirkende Kontrollen mit ständig wechselnden Anforderungen." Diese Praxis führe für die so "unter Generalverdacht gestellten" Betroffenen zu hohen Kosten und bewirke kaum nachhaltige Verbesserungen.

Als zweites Beispiel nannte Klaus Olbricht viel zu lange Bearbeitungszeiten durch die Kreis-Baubehörde. Dies bewirke bereits bei Voranfragen, dass Geldgeber ihre Investitionen zurückstellten, teilweise streichen oder in andere Regionen verlagern würden.

Zu letztgenanntem Punkt sprach sich Martin Skiebe für kurze Entscheidungswege durch effiziente Verwaltungsstrukturen aus. Mit Hilfe von Ämterkonferenzen sollen frühzeitig verbindliche Aussagen zur Genehmigungsfähigkeit von Vorhaben getroffen werden. Der Landrat: "Darauf lege ich großen Wert." Und: "Es ist meine ausdrückliche Aufforderung, das Investitionsvorhaben vorrangig zu betrachten sind."

"Es ist gar keine Frage, dass eine Schmalspurbahn mit Dampf betrieben werden muss."

Martin Skiebe, Landrat

Ansonsten widmete sich der Verwaltungschef der gesamten Bandbreite des Themas Wirtschaftspolitik. So sprach er sich in punkto Fachkräftegewinnung dafür aus, "Bildungs-standorte mit differenzierten Angeboten" zu schaffen. Es müsse ein Übergangsmanagement Schule/Wirtschaft inklusive einer Einbeziehung der Elternhäuser geben. Wichtig sei es außerdem, die durch die Hochschule Harz entstandenen Potenziale noch stärker als bisher zu nutzen.

Zur Infrastruktur forderte Skiebe, eine Ausweisung der B 6 als Autobahn. Seines Wissens nach genüge die Straße den baulichen Mindestparametern. Deshalb müssten lediglich die Schilder ausgetauscht werden. Eine Umwidmung würde dazu führen, "dass wir im europäischen Raum besser wahrgenommen werden". Gleichzeitig gelte es, die im Bundesverkehrswegeplan unter vordringlicher Bedarf aufgeführten Ortsumfahrungen zügig zu bauen.

Weitere Bausteine bildeten die Anbindung des ICE-Netzes an die Region, die Fortführung des Ausbaus der Regenerativen Modellregion Harz sowie die Gestaltung touristischer Produkte und Tarifkooperationen im Öffentlichen Personennahverkehr, speziell für den ländlichen Raum. Martin Skiebe: "Wir müssen die Harzer Schmalspurbahnen GmbH weiter stärken. Dazu gehört auch der Bau einer Werkstatt in Wernigerode." Und auf entsprechende Nachfrage: "Es ist gar keine Frage, dass eine Schmalspurbahn mit Dampf betrieben werden muss." Anderenfalls würde ein wichtiges Potenzial aus der Hand gegeben.

Gleichfalls nicht unerwähnt ließ der Verwaltungsleiter die Forcierung der Entwicklung einer leistungsfähigen Breitbandversorgung. Martin Skiebe: "Das lässt sich nicht nur mit Förderung allein schaffen. Dafür braucht es abgestimmte Konzepte."

Unter dem Strich gehe es um leistungsfähige Strukturen in der mittelständischen Wirtschaft und eine Identifikation mit der Marke Harz. Dazu gehörten eine Wertschöpfung vor Ort und die direkte Vermarktung regionaler Produkte.

Mehrfach wurde Skiebes Vortrag mit Beifall bedacht. Ebenso positiv vermerkte nicht nur IHK-Chef Olbricht, dass dieser Unternehmerabend "eine besondere Veranstaltung" war. Es handelte sich nämlich um eine gemeinsame Initiative der IHK und der drei Wirtschaftsclubs Halberstadt, Wernigerode und Quedlinburg.