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Sicherer Schulweg für Grundschüler im Wohngebiet Stadtfeld - Arbeitsgruppe entwickelt Ideen Eltern fordern eine Ampel

Von Ivonne Sielaff 17.05.2014, 03:21

Um den Schulweg für Grundschüler in Wernigerode sicherer zu gestalten, hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet. Nun werden Mitstreiter für ein Schülerlotsen-Projekt gesucht.

Wernigerode l Ein Auto nach dem anderen saust durch die Halberstädter Chaussee. An der Einmündung zum Schleifweg steht ein Mädchen. Die Neunjährige ist auf dem Weg zur Stadtfeld-Grundschule. Das Mädchen findet keine Lücke im Verkehr, traut sich nicht über die vielbefahrene Straße. Die Kleine rennt schließlich los - erst einmal bis zur Mitte auf die rettende Fußgängerinsel.

Keine Seltenheit. Weil Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder fürchten, bringen sie ihre Sprösslinge immer häufiger mit dem Auto bis vor die Schule. Die Konsequenz sind wild parkende Autos in zweiter und dritter Reihe, Grundschüler, die zwischen den Fahrzeugen hindurchhuschen und ein absolutes Verkehrschaos in den Stoßzeiten am Morgen und am Nachmittag (wir berichteten).

Seit langen kämpfen Schüler und Lehrer für eine Verkehrsberuhigung im Stadtfeld, regten Treffen mit verantwortlichen Mitarbeitern der Stadtverwaltung an. In mehreren Ausschüssen wurde die Problematik behandelt. Bisher ohne Ergebnis. Für den gewünschten Fußgängerüberweg erteilte die Stadtverwaltung eine Absage.

Um die Situation für das kommende Schuljahr zu entschärfen, lud Kulturausschusschefin Angela Gorr (CDU) zu einem Arbeitstreffen ein. Neben Elternvertretern, Schulleiter Wolfgang Berge und anderen waren mit Michael Stehling und Oliver Dirrwald zwei Mitglieder der Verkehrswacht anwesend. "Ein Zebrastreifen ist ein Eingriff in den Straßenverkehr", so Stehling. Eine Realisierung könne sich über Jahre ziehen, und dann sei immer noch sich sicher, ob sie tatsächlich eine Verbesserung bringt. Deshalb regten Stehling und Dirrwald an, Schülerlotsen einzusetzen. "Projektträger wäre die Schule, die Verkehrswacht ist mit eingebunden." Die Lotsen müssen mindestens die 7. Klasse besuchen und werden zum Verkehrshelfer ausgebildet. "Wichtig ist, dass die Jugendlichen den Verkehr verstehen, Geschwindigkeiten einschätzen können", so Stehling. Schülerlotsen könnten im benachbarten Gymnasium sowie in der Sekundarschule Burgbreite gewonnen werden.

"Wichtig ist es, an die Eltern heranzutreten."

Cary Barner, Stadtelternrat

Es sei schwierig, dafür Jugendliche zu finden, warf Hans-Jürgen Bley ein. Als Mitarbeiter des Ilsenburger Ordnungsamtes habe er diese Erfahrung gemacht. "Kinder haben in dem Alter etwas anderes im Kopf. Ihnen ist das peinlich."

Dennoch zeigte sich Schulleiter Wolfgang Berge von der Idee angetan. "Vielleicht kann uns der Stadtelternrat mit dem Gymnasium und der Sekundarschule zusammenbringen. Nicht nur wir würden von Lotsen profitieren." Denn Verkehrprobleme gebe es nicht nur vor der Grundschule im Stadtfeld. "Das ist ein stadtweites Problem." Francke-, Diesterweg- und Harzblick-Grundschule sowie viele Kindertagesstätten seien ebenfalls betroffen. "Die Halberstädter Chaussee kriegen wir über Schülerlotsen allerdings nicht geregelt", so Berge. Viele Kinder aus dem Wohngebiet Burgbreite müssten die Straße überqueren, um zur Grundschule im Stadtfeld zu gelangen. Der Schulförderverein setze sich deshalb für eine zeitlich gesteuerte Ampel ein, die nur zu Unterrichtsbeginn- und -ende eingeschaltet ist. "Aber das kann dauern." Ein Warnschild könnte zwischenzeitlich Autofahrer auf die querenden Schulkinder aufmerksam machen, regte Berge an.

Die Verkehrswacht biete noch ein weiteres Projekt an: "KIS - Kinder im Straßenverkehr" an, informierte Dirrwald. "Bevor die Mädchen und Jungen in die Schule kommen, gehen wir mit ihnen und ihren Eltern den Schulweg ab", so Dirrwald. "Dabei verdeutlichen wir den Müttern und Vätern, aus welcher Perspektive ihre Kinder den Verkehr wahrnehmen und zeigen potenzielle Gefahrenquellen auf." Generell sei es wichtig, an die Eltern heranzutreten, bekräftigte Cary Barner vom Stadtelternrat. "Wir müssen ihnen die Angst nehmen, damit sie ihre Kindern zur Schule laufen lassen." Laufen sei gesund und ein besserer Start in den Tag, und das Problem mit dem Parkchaos vor den Schulen würde sich von allein lösen.

Im Juni will sich die Arbeitsgruppe erneut treffen. Hans-Jürgen Bley und Angela Gorr wollen sich bis dahin bei der Kreisverwaltung für ein Warnschild an der Halberstädter Chaussee stark machen. Cary Barner und weitere Elternvertreter werden ausloten, an welchen Schulen Interesse am Lotsen-Projekt besteht. Zudem sollen die neuen Abc-Schützen im Stadtfeld mit dem KIS-Programm auf ihren Schulweg vorbereitet werden.