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Schweres Unglück in der Harmoniestraße: Fahrer stirbt noch am Unfallort, sieben Fahrgäste werden verletzt Linienbus rast ungebremst in Wohnhaus

Von Dennis Lotzmann 11.06.2014, 03:26

Ein Toter und sieben Verletzte -das ist die traurige Bilanz eines schweren Unfalls in der Harmoniestraße in Halberstadt. Ein Linienbus der Harzer Verkehrsbetriebe ist in ein Wohnhaus gefahren. Schon kurz nach dem Unfall ist klar: Halberstadt ist haarscharf einer Katastrophe entgangen.

Halberstadt l Eine Tragödie hat sich am Dienstagmorgen in der Harmoniestraße in Halberstadt ereignet. Ungebremst ist um 8.38 Uhr ein Linienbus der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) in ein Wohnhaus gerast. Der 58-jährige Fahrer stirbt noch am Unfallort, sieben Businsassen ziehen sich beim Aufprall auf die Hauswand Verletzungen zu. Feuerwehrmänner und Rettungssanitäter versorgen die Verletzten, die in umliegende Kliniken kommen. Die Harmoniestraße gleicht einem Trümmerfeld. Die Bundesstraße 81 ist über Stunden voll gesperrt, weil nach der Bergung des Busses zunächst Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) aus Halberstadt und Quedlinburg das einsturzgefährdete Haus abstützen müssen. Die Polizei geht nach ersten Ermittlungen und Zeugenaussagen davon aus, dass der Busfahrer am Steuer einen Herz-Kreislaufzusammenbruch erlitten hat, informiert Sprecher Peter Pogunke am Nachmittag.

Dafür spricht nicht zuletzt der Unfallhergang. Der via Derenburg aus Wernigerode kommende Bus gerät schon gut 500 Meter vor dem Einschlag ins Wohn- und Geschäftshaus vom Kurs ab. Zunächst rollt das mehrere Tonnen schwere Fahrzeug nach links über die Gegenfahrbahn hinweg und stößt in eine Gebäudewand. Die Fensterscheiben eines Friseurladens zerbersten, die Hausfassade wird aufgerissen. Der Bus fährt danach führerlos weiter, zieht stadteinwärts wieder auf die rechte Fahrspur und kommt dort auf den Fußweg. Dann streift er das Treppengeländer eines Hauseingangs und reißt Treppenstufen aus der Verankerung. Und die Höllenfahrt geht ungebremst weiter: Der Bus überrollt mehrere Straßenlaternen, die wie Streichhölzer umknicken, bis er schließlich ins Eckhaus Harmoniestraße/Spiegelstraße kracht, in dem sich eine Kneipe, eine Anwaltskanzlei sowie Büros und Wohnungen befinden.

"Dass es nicht noch mehr Opfer gegeben hat, gleicht trotz aller Tragik einem Wunder", sagt Polizeiseelsorger und Pfarrer Friedrich Wegner am Unfallort. "Die Opfer werden alle seelsorgerisch betreut", versichert er.

Polizeisprecher Pogunke bestätigt diese Fakten. "Mehrere Autofahrer konnten dem Bus glücklicherweise ausweichen. Auch Anwohner, die gerade dabei waren, den Gehweg zu kehren, bemerkten den Bus und konnten sich mit einem kühnen Sprung in den Hausflur retten."

Sie können nun wohl ebenso ihren zweiten Geburtstag feiern wie die Bewohner des Unfallhauses. "Von ihnen wurde niemand verletzt. Wir haben drei Personen im Haus angetroffen und evakuiert", berichtet Ingo Wetzel, Einsatzleiter der Halberstädter Feuerwehr. "Das Ordnungsamt kümmert sich um Notunterkünfte für sie."

Unklar ist, was nun mit dem schwer beschädigten Gebäude passiert. Bevor ein Gutachter in dieser Frage für Klarheit sorgen kann, sind die Fachleute der THW-Ortsgruppen Quedlinburg und Halberstadt gefragt, um das Mauerwerk mit einem speziellen Abstützsystem zu stabilisieren. Insgesamt 35 THW-Helfer arbeiten - ebenso wie Polizei und Feuerwehrleute - in sengender Hitze gegen die Zeit, um die wichtige Straße so schnell wie möglich wieder freizugeben. Erst danach können Experten die Statik prüfen und entscheiden.

Die sieben verletzten Businsassen im Alter von 40 bis 60 Jahren kommen in Krankenhäuser in Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode. Auch sie haben Glück: Niemand erleidet lebensgefährliche Verletzungen, sechs von ihnen können die Kliniken nach ambulanter Behandlung wieder verlassen.

Bei der HVB sitzt der Schock tief. Der 58 Jahre alte Fahrer - nach Volksstimme-Informationen Norbert P. aus Ilsenburg - war ein erfahrener und beliebter Kollege. "Er war seit vielen Jahren im Unternehmen und hat alle fünf Jahre seine turnusmäßigen medizinischen Untersuchungen absolviert", so HVB-Sprecherin Mona Niemeyer. Dabei habe es keine Auffälligkeiten gegeben. "Am Bus selbst gab es laut Gutachter keinen technischen Defekt", sagt die Unternehmenssprecherin.

Der Bus ist nach der Kollision Schrott. Eine Gesamtschadenssumme liegt laut Polizei noch nicht vor - ersten Schätzungen nach dürften sich die Schäden auf mindestens 150 000 Euro belaufen.

Mehr Bilder: www.volksstimme.de/hbsbusunfall