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Probleme im Mobilfunkempfang in Wernigerode Netzstörung: Wenn der Arzt im Notfall nicht erreichbar ist

Eine komplexe Störung im Mobilfunknetz sorgt seit dem 26. Mai dafür, dass O2-Kunden im Wernigeröder Ortsteil Hasserode keinen Empfang haben. Betroffen sind auch die Ärzte und Mitarbeiter der Kinderklinik.

21.06.2014, 01:13

Wernigerode l Für Godo Jilg ist es wichtig, immer und überall erreichbar zu sein. Jilg ist Arzt in der Wernigeröder Kinderklinik. Im Notfall kontaktiert das Personal im Harz-Klinikum den Mediziner auf seinem Handy. Doch seit dem 26. Mai ist der Chef der Neugeborenen-Station immer häufiger nicht erreichbar. "Ich bin Kunde bei O2 - und seit Ende Mai besteht ein Totalausfall des O2-Mobilfunknetzes im Wernigeröder Ortsteil Hasserode."

So wie dem dreifachen Familienvater ergeht es auch dem Chefarzt der Kinderklinik Dr. Dieter Sontheimer - und Hunderten weiteren O2-Kunden zwischen Drei Annen Hohne und dem Westerntor. Wer die Betroffenen anruft, hört zunächst etwa zehn Sekunden nichts, dann ein Besetzt- oder Freizeichen, bevor der Anruf abgebrochen wird. "Man bestätigte mir nach mehrmaliger Nachfrage in der O2-Servicehotline, dass es sich um eine komplexe Störung handelt, die 2014 nicht mehr behoben wird", sagt Jilg. "Es kann nicht sein, dass ein ganzer Bereich in Wernigerode ausfällt und O2 es nicht für nötig hält, die Kunden zu benachrichtigen."

O2 vertrödelt vorzeitige Kündigung

Chronisch kranke Kinder mit O2-Vertrag, die mehrere Wochen in der Klinik verbringen, können ihre Eltern derzeit nur über die klinikinterne Festnetzleitung anrufen. "Und da wir eine Außenklinik sind und nur zwei Leitungen parallel genutzt werden können, haben wir keine Möglichkeit, Eltern oder Kinder längere Zeit unsere klinikinternen Telefone nutzen zu lassen, da wir sonst von niedergelassenen Ärzten und anderen Außenstehenden nicht mehr angerufen werden können", so der Oberarzt.

Jilg bat kurz nach Auftreten der Störung um vorzeitige Kündigung seines Mobilfunk-Vertrags. Als diensthabender Arzt könne er seine Tätigkeit nicht ausführen, da O2 über Wochen kein Netz im Bereich der Kinderklinik zur Verfügung stellt. "Doch der zuständige Mitarbeiter der Hotline sagte mir plötzlich, es liege gar keine Störung vor." Wenig später rief der gebürtige Kasseler wieder in der Servicehotline an, nach 17 Minuten Warteschleife war eine Dame dran - sie bestätigte die Störung, das betroffene Gebiet werde sogar auf ihrem Computer angezeigt.

Aus dem 02-Shop in Wernigerode schickte Jilg wenig später ein Fax mit der vorzeitigen Kündigung. "Dann hat man mir bei O2 bestätigt, dass ein Fax angekommen sei, aber bemängelt, dass es nicht lesbar sei. Als ich die Mitarbeiterin darauf hingewiesen habe, dass das Schreiben direkt aus dem O2-Shop versandt wurde, konnte sie es plötzlich doch lesen." Mit dem Versprechen, dass die Kündigung innerhalb der nächsten fünf Werktage bearbeitet werde, verabschiedete man sich von Godo Jilg. "Bis heute - also zwei Wochen später - ist nichts passiert." Die Situation bezeichnet er als "untragbar".

Mediziner rät, sich Kosten erstatten zu lassen

Derzeit fährt der Arzt einmal täglich zum Westerntor, wo er die Mitteilungen über verpasste Anrufe und auch Nachrichten von O2 erhält. "Witzig, denn ich hatte O2 ja mitgeteilt, dass ich keinerlei Netzempfang habe - und trotzdem versucht man, mich über die Nummer zu kontaktieren."

Mitarbeitern der Kinderklinik hat er in einem Rundbrief geraten, bei dem Unternehmen die Kosten für die Zeit des Totalausfalls erstatten zu lassen. "Dies steht laut AGB jedem Betroffenen zu, der nachweislich einen überwiegenden Teil entweder seiner beruflichen Tätigkeit oder seiner privaten Zeit im \\\'Nicht-Sendebereich\\\' verbringt", so Jilg.

O2 verweist auf Kunden-Hotline

Bei O2 ist die Störung derweil bekannt. "Tatsächlich ist es so, dass im genannten Gebiet Wartungsarbeiten stattfinden, die allerdings in den letzten Zügen sind", sagt Pressesprecherin Ursula Buczek auf Volksstimme-Nachfrage. "Wir haben eine Lösung gefunden und sind hier erfolgreich dabei, diese zu implementieren."

Die Aussage, dass die Störung bis 2015 andauern könnte, kann sich Ursula Buczek nicht erklären. "Normalerweise sitzen bei der Kundenhotline sehr kompetente Kollegen, die eine Störung nachprüfen und die Kunden auf dem Laufenden halten." Sie werde sich mit Godo Jilg in Verbindung setzen, um mit ihm über das Problem zu sprechen. "Es ist uns natürlich bewusst, wie wichtig die Bereitschaft der Mitarbeiter der Kinderklinik ist." Sie empfiehlt Betroffenen, sich bei den Kundenbetreuern unter Telefon (0176)88855333 zu melden.