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Oktoberfest in Wernigerode Im Einsatz auf der Wiesn Gaudi

Die Wernigeröder Wiesn Gaudi ist mit knapp 5000Gästen das größte
Oktoberfest Norddeutschlands. Während die einen feiern, müssen andere
dafür sorgen, dass die Party nicht aus dem Ruder läuft. Die Harzer
Volksstimme hat Ordnungsamtsleiter Gerald Fröhlich auf dem Oktoberfest
begleitet.

Von Julia Bruns 29.09.2014, 03:15

Wernigerode l 4800 Besucher, ein 2400 Quadratmeter großes, 14 Meter hohes Zelt auf dem 10.000 Quadratmeter messenden Festplatz auf dem Ochsenteichgelände: Das Oktoberfest in Wernigerode ist für die Besucher vor allem eines - eine riesige Sause mit typisch bayrischer Musik. Das Bier fließt in Strömen, auf den Tischen wird getanzt. Für Veranstalter Michael Wiecker und Ordnungsamtsleiter Gerald Fröhlich bedeutet die Wernigeröder Wiesn Gaudi jede Menge Arbeit.

Zehn Köche, 30 Barleute und 54 Kellner versorgen die Besucher mit Speis und Trank. "Mehr als 250 Menschen sind im Festzelt beschäftigt", schätzt Wiecker. Der Wernigeröder Gastronom richtet das Oktoberfest seit sieben Jahren aus. Sogar einen Bürotrakt hat er im Festzelt eingerichtet.

Rückblick: Vor vier Wochen hat Michael Wiecker den Antrag für das Oktoberfest beim Wernigeröder Ordnungsamt eingereicht - darin enthalten Bestuhlungspläne, Veranstaltungshöhepunkte, erste Schätzungen zu Besucherzahlen und Informationen über das Zelt.

Am Freitagabend ist es dann soweit: Es heißt "o`zapft is" - das Fest wird mit dem Fassbieranstich eröffnet. Mittlerweile, so sagt Gerald Fröhlich, ist der erste Freitag der besucherstärkste Tag. "Ganz zu Beginn waren 700 Besucher auf der Wiesn Gaudi", erinnert er sich. An diesem Freitag rechnet Fröhlich mit 4800 Besuchern. Die Großveranstaltung betreut er seit einigen Jahren. Begleitet wird er an diesem Freitag von seinem Kollegen Stefan Paul, der erst vor Kurzem vom Liegenschaftsamt zum Ordnungsamt gewechselt ist. "Ich habe Lust auf Außendienst, ich finde die Arbeit auf solchen Veranstaltungen spannend", sagt er.

Gegen 21.30 Uhr sind die 353 Tische im Zelt restlos besetzt. Die Stimmung ist ausgelassen, die Musik laut. Wie laut, das überprüft Gerald Fröhlich mit einem Lärmpegelmessgerät. "Im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal den Lärmpegel gemessen. Bis 70 Dezibel sind ausnahmsweise während des Festes gestattet", erläutert er. Zehn solcher Ausnahmeveranstaltungen seien pro Jahr zulässig. In der Feldstraße, am Katzenteich, Unter den Zindeln, am Westerntor und am Bahnhof misst er regelmäßig die Lautstärke. "Wir versuchen, uns einen 360-Grad-Eindruck zu verschaffen." Drei bis vier Beschwerden über den Lärm seien im vergangenen Jahr eingegangen. "Wenn eine Messung mehr als 70 Dezibel ergibt, rede ich mit dem Tontechniker. Er richtet sich nach den Vorgaben. Für ihn ist es schwer, einzuschätzen, wie laut die Musik ist."

Im Zelt singen und schunkeln die Gäste zu den Titeln von "Allgäu Power". Viele tanzen auf den Tischen. An jedem Tisch haben acht bis zehn Feierlustige Platz gefunden. "In diesem Jahr zählen wir erstmals die Eintrittskarten", sagt Fröhlich. Die Anzahl der verkauften Tickets für Steh- und Sitzplätze soll für die nächsten Jahre genauer Aufschluss über die Größe des Festes geben. Danach richtet sich auch die Zahl der erforderlichen Sicherheitsleute. "Diesmal sind 30 Mann eingeteilt", sagt der Amtsleiter.

Seit vier Jahren sorgt eine Firma aus Blankenburg für Ordnung im Gedränge. Chef Oliver Keim trägt einen "Knopf" im Ohr. Er hat bereits TV-Promis wie die Geissens und ranghohe Politiker geschützt. Mit seinen Leuten hat er schon in München auf dem Oktoberfest gearbeitet. "Aber dort ist die Bezahlung schlechter", sagt er. Es gehe auch strenger zu. "Gläser dürfen dort nicht mit aus den Zelten genommen werden", so Keim. "Und auf den Tischen tanzen - das geht da gar nicht." Zu groß sei die Verletzungsgefahr. Die anstrengendste Phase fängt für sein Team gegen 23 Uhr an. "Dann kommen die Wärme im Zelt und der Alkoholpegel zusammen." Wann Feierabend ist? Er weiß es nicht. In diesem Moment kommt eine Meldung rein - Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) möchte ins Zelt. Im VIP-Bereich feiern 880 Gäste, darunter auch Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos), Landrat Martin Skiebe (CDU) und Volksbank-Vorstand Hans-Heinrich Haase-Fricke.

Gerald Fröhlich und Stefan Paul kontrollieren derweil, ob die Rettungswege frei sind, die zu den zehn Notausgängen führen. 2,20 bis 2,50 Meter müssen sie breit sein. Zwischen den Tischgruppen befinden sich kleinere Gänge von etwa 80 Zentimeter Breite.

"Die meisten Verletzungen kommen zustande, wenn die Leute auf den Tischen tanzen. Irgendwann lässt die Motorik nach." - Ralf Schult, DLRG

Um die körperliche Unversehrtheit der Wiesn-Besucher kümmern sich zehn Sanitäter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Im vergangenen Jahr versorgten sie etwa 80 Gäste wegen kleinerer Verletzungen wie Schnittwunden und Prellungen. "Die meisten Verletzungen kommen zustande, wenn die Leute auf den Tischen tanzen. Die Motorik lässt mit steigendem Alkoholpegel nach", sagt DLRG-Chef Ralf Schult. Behandeln müssen die Helfer einen Mann mit einer großen Schnittverletzung am Kinn. "Seine Frau wollte ihn küssen, als er gerade am Bierglas nippen wollte. Es kam zur Kollision", so Schult. Ein junger Mann mit Glas im Auge muss vom Rettungsdienst nach Quedlinburg gefahren werden. Dort ist der nächste Augenarzt im Dienst.

Ansonsten verläuft das Fest ohne Zwischenfälle. Dass die Party so gut über die Bühne geht, hat Gerald Fröhlich erwartet. "Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team", sagt er. "Retter, Sicherheitsleute und Veranstalter arbeiten Hand in Hand zusammen."