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Delegation besichtigt Tourismusregion bei Willingen / Sportler kritisiert "zu kleine" Dimension Schierke soll vom Sauerland lernen

Von Julia Bruns 11.11.2014, 02:21

Eine Delegation ist am Montag nach Willingen im Sauerland aufgebrochen, um sich für Schierkes Ganzjahreserlebnisgebiet zu inspirieren. Andreas Günnel vom Landesskiverband glaubt, dass der Brockenort sogar noch atttraktiver als die Skiorte im Sauerland werden kann. Schierke fehle es schlicht an einem Macher.

Wernigerode l Unternehmer und Tourismus-Experten aus dem Harz sind am Montag nach Willingen in Hessen aufgebrochen, um sich für Schierkes Ganzjahreserlebnisgebiet inspirieren zu lassen. Die Gruppe besichtigt während der zweitägigen Reise die touristischen Angebote im Hochsauerland. Es ist bereits die zweite Exkursion dieser Art, die die Industrie- und Handelskammer organisiert hat - im November 2013 war eine Delegation nach Lillehammer in Norwegen gereist (Volksstimme berichtete).

Andreas Günnel vom Landesskiverband ist ein bekennender Fan des Hochsauerlands. "Ich fahre mehrmals im Jahr nach Winterberg", sagt der Wernigeröder, der seit 40Jahren Skisport betreibt. Winterberg ist neben Willingen ein wichtiger Skisportort im Hochsauerland. Die Kleinstadt in Nordrhein-Westfalen liegt 668 Meter über dem Meeresspiegel. Der Ort ist international als Austragungsort von Weltcuprennen im Bob- und Rennrodelsport bekannt.

Auf sieben Bergen erwarten Wintersportler 34 Abfahrten mit einer Gesamtlänge von 20Pistenkilometern. 25 Lifte sind im Winterberger "Skiliftkarussell" in Betrieb. "Der einzige Achter-Sessellift Deutschlands befindet sich dort", sagt Günnel. 26Ski-und zwei Rodelpisten werden professionell von Dezember bis März beschneit. 260 Schneekanonen sind dafür im Einsatz. Nur auf zwei Hängen wird auf Beschneiung verzichtet. "Auch im Sommer sind zehn Lifte durchgängig in Betrieb", sagt Günnel. Ob Winter-, Ski-, Wander- oder Radtourist - im Hochsauerland sei im Sommer wie Winter Saison. Die Region sei das ideale Vorbild für Schierke. "Und in Schierke sind die Bedingungen sogar noch besser", sagt der Bauingenieur, der sich im Skiclub Schierke engagiert.

"Ich würde mein eigenes Geld in Schierke investieren, weil ich an die Sache glaube. Aber es fehlt einfach der Macher." Es werde zu klein geplant, kritisiert er. "Für den alpinen Skisport kann nur eine einzige Piste genutzt werden - die Piste 1. Und wegen einer einzigen richtigen Piste kommt kein Mensch nach Schierke." (Siehe Grafik)

Günnel hat den Masterplan "Natürlich. Schierke", der im September vorgestellt wurde, unter die Lupe genommen und seiner Meinung nach einige Schwachstellen entdeckt: "Der breite Weg vom Parkhaus zu den Langlaufloipen wird nicht beschneit", so Günnel. Skifahrer müssten bei wenig Naturschnee ihre Skier in die Hand nehmen und bis zur Loipe laufen. "Piste2 hat so wenig Gefälle, dass sie nicht als Abfahrt genutzt werden kann. Piste4 wird gar nicht beschneit. Warum nicht?", fragt er. Piste 3 liege auf der sonnigen Südseite. "Die Qualität des Kunstschnees leidet, wenn Sonne darauf scheint." Sein Fazit: "Schierke bietet gute Voraussetzungen für ein Skigebiet, aber Kosten und Aufwand für eine einzige brauchbare Piste sind zu groß."

Bei der Erarbeitung des Ganzjahreserlebniskonzeptes habe er derweil das "konstruktive, sachliche Miteinander" zwischen Verwaltung und erfahrenen Skisportlern vermisst. "Ich hätte mir gewünscht, dass man den Skiclub in die Beratungen eingebunden hätte", sagt Günnel. "Aber wir wurden nicht gefragt." Die Wernigeröder Stadtverwaltung geht von einer Gesamtinvestition von 37,8 Millionen Euro aus. Der Anteil der Stadt liegt bei 6,8 Millionen Euro, während mit 6 Millionen Euro Fördergeld gerechnet wird. 25 Millionen Euro müsste ein privater Investor aufbringen. Wirtschaftsförderer Rüdiger Ganske erklärte im Finanzausschuss, er habe bereits Gespräche mit dem Eigentümer der Wurmberg-Seilbahn geführt. "Es gab viel Lob für unser Projekt, aber er will definitiv nicht als Investor einspringen", so Ganske.