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Deutscher Denkmalschutzpreis Endlich ist die Halbkugel da

Doppelter Grund zum Feiern auf dem Schloss in Blankenburg. Zum einen kam
endlich die Silberne Halbkugel, der Deutsche Denkmalschutzpreis, an
seinem Bestimmungsort an. Zum anderen gab es offizielle Zertifikate für
zwölf ehrenamtliche Schlossführer.

Von Jens Müller 25.11.2014, 02:11

Blankenburg l Allein die Musikauswahl hätte den jahrelangen Kampf um den Erhalt des großen Schlosses in Blankenburg prächtig beschreiben können: Von "Über Sieben Brücken", und "Karl, der Käfer" bis zu "Mercy" und "I dream a dream" reichten die Songs - gesungen von Julia Brandow - zur jüngsten Feierstunde im Theatersaal. Anlass war die Verleihung des Deutschen Denkmalschutzpreises an den Verein "Rettung Schloss Blankenburg" vor vier Wochen im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Nun endlich kam die Silberne Halbkugel an ihrem Bestimmungsort an. Vereinspräsident Prof. Dr. Gerd Biegel reichte sie an den Vorstand und damit symbolisch an seine mehr als 320 Mitstreiter weiter.

Zuvor hatte Bürgermeister Hanns-Michael Noll (CDU) in ungewohnt ernsten Worten an die Anfänge des Vereins 2005 erinnert. Anlass war eine Notiz in einer Wochenzeitung, die von einem 40 Jahre währenden Verfall des Schlosses geschrieben hatte, obwohl es bis 1990 als Fachschule für Binnenhandel genutzt und unterhalten worden war. "Das wahre Verbrechen am Schloss passierte aber nach 1990", machte Noll deutlich. "Hier wurde etwas mit einzigartigem bürgerschaftlichem Engagement repariert, was Politiker versaut haben", sagte er. Denn wenn schon enteignetes Eigentum nicht an seine Besitzer zurückgegeben werde, sollte man sich seiner Verantwortung bewusst werden und eine Immobilie mit solch einem Stellenwert nicht in die Hände von Spekulanten geben, so das Stadtoberhaupt. "Das Engagement jener, die das mitverantwortet haben, hält sich immer noch sehr in Grenzen", merkte Noll kritisch an. Umso mehr zollte er den Initiatoren des Vereins, Dr. Falk Götzel, André Gast und dem bereits verstorbenen Frank Haseley seinen Respekt. Trotz heftiger Widerstände hatten sie das Schloss mit Hilfe des Landes bei einer vom Abwasserzweckverband betriebenen Zwangsversteigerung 2008 erworben und persönlich dafür gebürgt. "Wir sollten jeden Tag dankbar sein, dass sie das geschafft haben", so Noll. Ein Blick auf die zerfallene Karfunkelburg mache deutlich: "So würde unser Schloss heute aussehen."

Gerd Biegel schloss sich Nolls Darstellung an: "Das erspart mir, die Boshaftigkeiten selbst zum Ausdruck zu bringen", sagte er und griff stattdessen zu zwölf Zertifikaten. Diese überreichte der Leiter des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig an die ehrenamtlichen Schlossführer, die sich unter seiner Fachaufsicht regelmäßig weiterbilden und ihr Wissen an eine steigende Zahl von Besuchern weitergeben.