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Experten verraten Lieblingsplätze So fotogen ist Wernigerode

Ein Internetportal hat Wernigerode unter die 100 fotogensten Städte
Deutschlands gewählt. Für die Profi-Fotografen Matthias Bein und Jan
Reichel kein Wunder. Sie verraten der Volksstimme die schönsten
Bildmotive der Stadt und geben Tipps für Hobby-Knipser.

Von Sandra Reulecke 26.11.2014, 02:14

Wernigerode l Wernigeröder haben es schon lange gewusst, und auch Touristen wird es nicht wundern: Wernigerode zählt zu den 100 schönsten Städten Deutschlands - zumindest, wenn es nach den Machern des Internetportals myfoto.de geht. Anlass genug für die Volksstimme, sich von zwei Profis die fotogensten Plätze der Stadt verraten zu lassen und Tricks zu erfahren, wie garantiert schöne Bilder gelingen.

Für Jan Reichel beginnt das richtige Fotografieren schon vor dem Drücken des Auslösers. "Ein typischer Anfängerfehler ist es, die Bedienungsanleitung seiner Kamera nicht zu lesen. Viele wissen gar nicht, was alles möglich ist", sagt der 47-jährige Wernigeröder. Teures Equipment sei nicht nötig. Bedeutender sei es, die Ausrüstung gut zu kennen und damit umgehen zu können.

Jan Reichel
Hobby-Fotografen empfiehlt Jan Reichel, verschiedene Einstellungen und Perspektiven zu probieren. Auch sollte der Goldene Schnitt beachtet werden, bei dem sich das Hauptmotiv nicht zentral im Bild, sondern im ersten oder letzten Drittel des Fotos befindet. "Es ist wichtig, vorher darüber nachzudenken, was man mit dem Bild ausdrücken möchte und was zu sehen sein soll", sagt Reichel.

Er hat die Fotografie schon als Kind für sich entdeckt. "Als ich in der dritten Klasse war, fand ich das Geräusch der Kamera so toll, wenn mein Vater fotografiert hat. Das wollte ich auch", erinnert er sich.

Beruflich hat er dennoch andere Wege eingeschlagen, als Versicherungsmakler. Seit zwei Jahren ist die Fotografie sein zweites Standbein. Er arbeitet freiberuflich für private und gewerbliche Kunden. "Niemand nimmt seinen Versicherungsordner in die Hand und freut sich über die günstige Haftpflicht, die er bei mir abgeschlossen hat. Aber Fotos hängen sich die Leute an die Wand", sagt Jan Reichel und lacht.

Sein Steckenpferd ist die Porträtfotografie. Doch auch seine Heimatstadt inspiriert ihn. "Wernigerode hat extrem viele schöne Ecken, die es zu fotografieren lohnt. Klassiker sind das Schloss und der Blick von den Schlossterrassen." Ganz oben auf seiner Hitliste steht der Lustgarten als "Centralpark von Wernigerode", die Gegend um die Sylvestrikirche und die Altstadt.

Matthias Bein ist ebenfalls von seiner Heimat begeistert. Er gehe gern durch Wernigerode spazieren und entdecke dabei immer noch Neues. "Auf engstem Raum gibt es hier einen unerschöpflichen Motivreichtum: Bauwerke, der Marktplatz mit dem Rathaus, die Schmalspurbahn, kleine Gassen wie im Heideviertel und die Natur."

Seit 1995 ist er selbstständiger Fotograf, zuvor hat er ein Volontariat zum Bildjournalisten absolviert. "Am liebsten fotografiere ich Sport, weil da so viele Emotionen zu sehen sind", berichtet Matthias Bein.

Auch Ortsansichten und Landschaften lichtet er gern ab. Sein persönlicher Geheimtipp: Raus in die Ortsteile. "Dörfer wie Benzingerode haben erstaunlich viel zu bieten, besonders für Bilder, die ländlich-romantische Idylle zeigen sollen", sagt der 41-Jährige.

"Wer einen guten Blick für Motive hat, dem gelingen sogar mit dem Smartphone schöne Aufnahmen."

Matthias Bein
Hobby-Fotografen empfiehlt er, nahe an Motive heranzugehen und auf Details wie Blumenkästen und Fensterschmuck zu achten. "Ein Balken ist bei Fachwerkhäusern nicht nur ein Balken. Oft ist er mit Schnitzereien und Inschriften verziert."

Für Langschläfer ist das Hobby nicht geeignet. "Für gute Bilder lohnt sich frühes Aufstehen, noch vor Sonnenaufgang, dann ist das Licht am schönsten", sagt Matthias Bein. Auch er ist überzeugt, dass für den Privatgebrauch keine teure Ausrüstung notwendig ist. "Wer einen guten Blick für Motive hat, dem gelingen sogar mit dem Smartphone schöne Aufnahmen."

In seiner Freizeit fotografiert Bein auch mit dem Handy. Grundsätzlich überlässt er das Ablichten dann jedoch anderen. Ihm ergehe es wie vielen Köchen, bei denen der Herd nach Feierabend auch oft kalt bleibt.

Für seinen Beruf nutzt er hingegen gerne technische Spielereien. Seine neueste ist eine Drohne, in die eine Kamera integriert ist. Gesteuert wird sie mit einer Fernbedienung und via Handy. "Mit der Drohne habe ich ganz neue Blickwinkel entdeckt", berichtet Bein begeistert.