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Volksstimme-Serie "Immobilienmarkt in Wernigerode" / Beratung über Vorschlag von Denis Mau (Piraten) Qualifizierter Mietspiegel für Wernigerode kostet 40 000 Euro

Von Ivonne Sielaff 14.01.2015, 02:09

Wernigerode l Der Mietspiegel einer Stadt gibt Aufschluss über die Höhe der durchschnittlich gezahlten Mieten für verschiedene Wohnungstypen, die in ihrer Art, Größe, Ausstattung und Lage vergleichbar sind. Städte wie Magdeburg, Bitterfeld und Halle haben dieses Vergleichsinstrument. In Wernigerode gibt es bisher keinen qualifizierten Mietspiegel.

Das will Stadtratsmitglied Denis Mau (Piraten) ändern. Nutzer des Internetportals Facebook hätten die Idee an ihn herangetragen. "Ich halte Mietspiegel generell für sinnvoll", sagt Mau auf Volksstimme-Nachfrage. Sie schaffen Markttransparenz und eine Orientierungshilfe bei Mietpreisen - nicht nur für Mieter, sondern auch für Vermieter. Damit könne ein ungebremster Anstieg der Mieten verhindert werden.

In der Regel werde ein Forschungsinstitut mit der Erstellung eines qualifizierten Mietspiegels beauftragt, so Mau. Die Ergebnisse würden alle zwei Jahre geprüft und nach vier Jahren erneuert. Er habe bereits ein Angebot von einem Institut für Marktanalyse eingeholt. Die Erstellung schlage mit 40 000 Euro zu Buche. "Aufgrund der derzeitigen Haushaltslage muss die Einführung gut überdacht werden", so der Politiker. "Wir müssen uns aber auch die Frage stellen, wie wichtig ist uns Transparenz und Verbraucherschutz. Und was sind wir bereit, dafür zu investieren."

Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) hatte sich bereits im Dezember zu dem Thema geäußert: "Wir sehen nicht, dass ein Mietspiegel, wie er in Großstädten gefordert ist, für Wernigerode zwingend notwendig ist", so das Stadtoberhaupt auf Volksstimme-Nachfrage. Auch die Stadtratspolitiker reagierten zunächst verhalten auf den Vorschlag der Grüne/Piraten-Fraktion. Christian Linde (parteilos) gab als Chef der Wernigeröder Wohnungsgenossenschaft zu bedenken, dass die Durchschnittszahlen dem Vermieter gleichzeitig die Möglichkeit verschaffen, die Mieten auf ein höheres Niveau anzuheben.

Der Stadtrat habe sich bereits in den 1990er-Jahren damit befasst, sagte Siegfried Siegel (SPD). "Damals haben wir im Interesse der Mieter entschieden, auf eine Einführung zu verzichten", so Siegel. Stattdessen war eine Übersicht von Mietpreisen erstellt und Anfang 1998 öffentlich vorgestellt worden.

"Bevor der Stadtrat eine solche Entscheidung trifft, sollte gründlich geprüft werden, ob sich die Verhältnisse derart geändert haben und die Erstellung dieses ausgesprochen aufwendigen Projektes rechtfertigen", so Siegel. Christian Härtel (Linke) pflichtete Siegel bei. "Wir sollten das Thema ohne Hektik beraten." Die Verwaltung wurde beauftragt, die Zweckmäßigkeit eines qualifizierten Mietspiegels für die Stadt zu prüfen. Im nächsten Finanzausschuss am Donnerstag, 22. Januar, und im Wirtschaftsausschuss am 3. Februar werden die Politiker erneut darüber beraten. Der Stadtrat hat das letzte Wort.