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Experten für Stadtentwicklung analysieren Blankenburgs Stärken und Schwächen / Erster Workshop im Februar Verjüngte Altstadt mit Sanierungsstau

Von Ulrich Baxmann 17.01.2015, 01:08

Eine Ideenkonferenz jagt derzeit die nächste. Eine weitere Veranstaltung, in die sich die Blankenburger einbringen können, um die Stadtenwicklung voranzutreiben, ist in dieser Woche gestartet worden.

Blankenburg l Erneut sind die Blankenburger aufgefordert, Ideen zur künftigen Entwicklung ihrer Stadt einzubringen. Trotz der hohen Dichte derartiger Veranstaltungen - so wird ein Klimaschutzkonzept unter Mitwirkung der Bürger erstellt und am 26. Februar präsentiert; eine Zukunftswerkstatt startet am gleichen Tag offiziell - ist das Interesse der Bürger an den Geschicken ihrer Stadt nicht erlahmt. Mit rund 70 Besuchern war der Saal des historischen Rathauses gut gefüllt, als ein in Weißenfels ansässiges Ingenieurbüro die ersten Ansätze eines "Integrierten Stadtentwicklungs- und Regionalkonzepts" (ISREK), wie es etwas sperrig heißt, der Öffentlichkeit vorstellte.

Das ISREK greift frühere Studien zur Zukunft der Stadt auf und verbindet sie mit den Konzepten, die zur Dorfentwicklung in den damals noch selbständigen Ortsteilen erstellt worden waren. Das gemeinsame Konzept sei Voraussetzung für eine Strategie der Stadtentwicklung, betonte Planer Frank Drehmann. Es sei Voraussetzung für weitere Schritte, zum Beispiel einen Flächennutzungsplan.

Deshalb waren zunächst die Ortsbürgermeister gefragt und stellten in kurzen Redebeiträgen die Stärken und Schwächen ihrer Ortsteile vor. Einig waren sie sich, dass die Orte im Hinblick auf Kinderbetreuung, Grundschulen, Versorgung und Wohnqualität eigentlich über gute Voraussetzungen für eine künftige positive Entwicklung verfügen. Sorgen bereiten den Ortschefs Leerstände in den Dorfkernen und eine zurückgehende Bevölkerungszahl. Dieses Problem teilen sie mit der Kernstadt.

"Wir haben hier eine traumhafte Lage."

Rüdiger Klamroth, Börnecke

Mehr Zusammenhalt und eine bessere Vernetzung seien nun gefragt, um junge Familien anzusiedeln und den Tourismus voranzubringen. "Wir haben hier im Vorharz eine traumhafte Lage", brachte es Börneckes Bürgermeister Rüdiger Klamroth auf den Punkt. Gewünscht wurden Verbesserungen beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) von Reinhard Brandt (Derenburg), ein Ausbau des Fernradwegs R 1 in der Gemarkung Wienrode von Ortschef Ulf Voigt und ein weiterer Straßenausbau in Hüttenrode, so dessen Bürgermeister Gunter Freystein.

In die Erarbeitung von Ortschaftsprofilen, die gewissermaßen Leitlinien der künftigen Entwicklung bilden sollen, werden die Ortsräte mit einbezogen. Ende Juni sollen die ersten Ergebnisse dazu vorgestellt werden.

Im Mittelpunkt der gemeinsamen Überlegungen von Ortsteilen und Kernstadt stehen eine Stärken-Schwächen-Analyse und ein künftiges Leitbild. Bei den Schwächen kommt das Ingenieurbüro zu Ergebnissen, die nicht wirklich überraschen: Bevölkerungsrückgang und damit verbundener Leerstand von Wohn- und Geschäftsräumen. Die Analyse brachte aber auch Überraschendes zu Tage, zum Beispiel, dass der Altersdurchschnitt der Innenstadt-Bewohner niedriger liegt, als der in den Neubaugebieten, die Innenstadt sich also möglicherweise verjüngt. Ausgewertet wurden die Förderprogramme "Stadtumbau Ost", "Städtebaulicher Denkmalschutz" und "Soziale Stadt", von denen Blankenburg erheblich profitiert habe. Trotzdem gebe es immer noch einen Sanierungsstau im Stadtzentrum, stellte Frank Drehmann fest.

Im Mittelpunkt der Betrachtungen stand das Thema Tourismus. Hier bestätigte Drehmann der Stadt ein hohes Entwicklungspotenzial "wegen der Natur, der Umgebung und der guten Verkehrsanbindung". Schwächen sieht er beim Marketing, bei der Vernetzung der Akteure und, natürlich, beim Stadtbild - beim "Erlebniswert", den Blankenburg für seine Gäste hat.

"Es fehlt ein Stück Willkommenskultur."

Udo Stange, Tourismusexperte

Kritische Worte fand Udo Stange von der in Weimar ansässigen Firma für Tourismusberatung "Abraxas". Der Heilbadstatus Blankenburgs sei zu wenig durch konkrete Angebote untersetzt und der Gesundheitstourismus - eigentlich das Aushängeschild - noch nicht wettbewerbsfähig. An einem Leitbild "Gesundheitstourismus" müsse weiterhin gearbeitet werden. Als positiv bewertete der Fachmann das Angebot im Beherbergungsgewerbe, das sich auch in steigenden Gästezahlen niederschlage.

Insgesamt fehle aber ein Stück "Willkommenskultur" und die Bereitschaft, sich mit der Rolle des Gastgebers zu identifizieren, ebenso ein Angebot an profilierten überregio-nalen Veranstaltungen. Stange lobte die Ausflugsangebote und hob dabei besonders den Regenstein und das Herbergsmuseum hervor.

In der abschließenden Diskussion wies Stadtrat Heinz Grimme (SPD) darauf hin, dass der Tourismus nicht die einzige Branche sei, die Aufmerksamkeit verdiene. Mit Industrie- brachen und mit bereits erschlossenen Gewerbegebieten habe Blankenburg gute Möglichkeiten zur Industrieansiedlung, die es ebenfalls zu fördern gelte, sagte Grimme.

Weiter geht es bei der Erarbeitung des ISREK mit einem ersten Workshop zur Stärken-Schwächen-Analyse am Montag, dem 2. Februar. Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben.