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Vision im Berghotel Bayern München trainiert in Ilsenburg

Eine Ferienanlage der Superlative soll in Ilsenburg entstehen. Dafür will der Chef des Berghotels mit einem Partner das Haus samt Gelände ausbauen. 45 Millionen Euro sollen bis 2018 in den ersten Abschnitt investiert werden.

Von Regina Urbat 02.03.2015, 02:34

Ilsenburg l Worauf die Mitglieder des Ilsenburger Stadtrats in ihrer Sitzung am Mittwoch vergebens gewartet hatten, das wurde Pressevertretern zuteil: Andreas Rudolf stellte den Plan für die Erweiterung seines Berghotels zu einer top-modernen Ferienanlage vor. Längst war das Thema Stadtgespräch, war von "Wahnsinn" und "Gigantismus" die Rede.

"Klar, wenn man an den ursprünglichen Plan mit 300 Zimmern, 100 Ferienhäusern und 1200 Betten sowie einem Investitionsvolumen von bis zu 150 Millionen Euro hört, darf man so reagieren", sagt Rudolf. Gelassen fügt er hinzu: "Bauen kann man alles, nur muss man erst einmal Investoren finden und das Ganze realisieren." Aus diesem Grund habe er das Konzept, das "wohl doch zu monströs war", überarbeitet und einen Partner, wie er versichert, mit ins Boot genommen. Hierbei soll es sich um einen chinesischen Arzt handeln, der später in der Ferienanlage selbst eine große Praxis eröffnen wolle.

Fest stehe nun, aus der Hotelanlage im beschaulichen Suental, die Rudolf 2007 übernommen und in die er bislang fünf Millionen Euro gesteckt habe, soll bis 2018 ein Resort werden, betonte der 56-Jährige im Pressegespräch. "Gesundheit, Sport und Events stehen im Mittelpunkt der Angebote." 45 Millionen Euro sollen im "Step 1" investiert werden. "Für 35 Millionen Euro haben wir ein Paket geschnürt, für das eine 30-prozentige Förderung beim Land beantragt wird", sagt Andreas Rudolf. Anschließend geht er auf Details der Erweiterung im ersten Abschnitt ein, die er den Journalisten auf zwei handbeschriebenen DIN-A4-Blättern zur Verfügung stellt.

Mit Anbauten sollen die Zahl der Zimmer von derzeit 34 auf 120 einschließlich Suiten sowie der Restaurants von drei auf sechs erhöht werden. So könne die Kapazität bei Feiern wie Hochzeiten von 120 auf 250 Personen sowie bei Tagungsgästen von 25 auf 80 Teilnehmer gesteigert werden. "Dementsprechend werden die vorhandenen Einrichtungen wie Büfett, Lounge, Küche, Rezeption, Q-Bar, Casino, Büros, Sozialbereich und Lagerräume vergrößert und ein Fahrstuhl eingebaut", sagt Rudolf. Vergrößern werde sich auch die Mitarbeiterzahl von derzeit 35. Er rechne später mit 100 Beschäftigten.

Wellness-Bereich wird "gigantisch groß"

Und, so der Hotelchef weiter, "gigantisch groß wird der Spa-Bereich mit Sole-Therme, einer Schwimmhalle mit 25-Meter-Bahnen, mit Liegewiesen und vielem mehr." Von derzeit 300 Quadratmetern wachse dieser Wellness-Bereich auf insgesamt 6000 Quadratmeter, je zur Hälfte In- und Outdoor.

Neu gebaut werden soll eine Sport-Arena, wo Tennis, Squash, Billard, Badminton und sogar Volleyball gespielt werden könne, wo eine Bowlingbahn, Kinderspielwelt, Elektro-Cartbahn, Saunalandschaft, ein Fitness-Studio und eine Physiotherapie einziehen. Sportlich geht es laut Plan im Außenbereich weiter - auf einer Minigolfanlage auf Kunst-rasen und einem bundesligatauglichen Fußball-Rasenplatz. "Warum sollen Proficlubs nicht in Ilsenburg ihr Trainingslager aufschlagen", sagt Rudolf, der in dieser Hinsicht mit dem Hamburger SV und Bayern München schon Kontakt aufgenommen haben will.

Weiter zählte er als Neuerungen auf: eine Grillarena, einen Lagerfeuerplatz mit Backofen, ein Parkhaus mit mindestens drei Etagen und Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach. Ebenso eine multifunktionale Event-Arena für Unterhaltung auf zwei Ebenen und Präsentationen, "beispielsweise für einen Neuwagen von VW", eine eigene Shopping-Mall, ein Kletterpark, eine Gartenanlage mit zwei Gewächshäusern und ein Erlebnisbauernhof mit allen Nutztiere der Region.

Kühe und Schafe weiden im Erlebnisbauerhof

"Im Hofladen werden wir Eier, Milch, Käse und andere selbst hergestellte Produkte verkaufen", sagt Rudolf. Mit Eigentümern angrenzender Flächen sei er gegenwärtig in Kaufverhandlungen, um das entsprechende Weideland für Kühe, Schafe und Ziegen zu erwerben. "Wenn alle mitziehen", so der Wahl-Ilsenburger, könnte sich das Areal der Ferienanlage von derzeit 3 auf bis zu 27 Hek- tar vergrößern und würde dann zu 80 Prozent vom Nationalpark umringt sein. "Dazu passt dann auch unser Konzept, völlig CO2-frei zu sein." Strom würde über Solar, Erdwärme und Bioernergie erzeugt. "Hinzu kommt eine eigene Wasseraufbereitung und Kläranlage."

"Ilsebräu" im alten Brauhaus zapfen

Andreas Rudolf ist mit seinen Ausführungen noch nicht am Ende. Von einer verbesserten Zufahrt über die Kastanienallee zur Ferienanlage ist die Rede, "wobei eine Direktanbindung zur B6 noch sinnvoller wäre", ebenso vom Ausbau der alten Brauerei in der Innenstadt, die ihm gehört. Rund 4,5 Millionen Euro seien eingeplant, um das denkmalgeschützte Gebäude für Gastronomie und Unterhaltung der Ü-30-Generation zu nutzen und dort das "Ilsebräu" auszuschenken. Der Gerstensaft soll im Anbau selbst gebraut werden. Zur Seeseite des Forellenteichs sei ein Café und im Hof ein Biergarten geplant.

Nicht zum Förderpaket, aber zum "Step 1"-Plan würden der Neubau von 20 Ferien- und fünf Baumhäusern sowie einer Seniorenresidenz mit 32 Wohnungen im Suental gehören.

Und "Step 2"? Andreas Rudolf lässt sich locken und verrät: "Noch mehr Ferienhäuser und warum nicht eine Eishalle mit moderner Kunststofffläche und eine Skihalle mit Kunstschnee."

Stadtrat soll im Juni in Pläne eingeweiht werden

Zurück zur Realität: Der Erweiterungsplan für das Berghotel-Resort wird zurzeit von einer Beraterfirma überarbeitet. "Sie braucht dafür vermutlich bis Ende Mai", sagt Rudolf. Im Juni wolle er dann das Gesamtkonzept im Ilsenburger Stadtrat vorstellen. Er plane mit einem Baustart Mitte 2016.

Für das 3 Hektar große Berghotel-Areal hat Andreas Rudolf bereits einen genehmigten Bebauungsplan. "Den unterstützen wir. Alles was darüber hinausgeht, muss im Stadtrat erst noch beraten und beschlossen werden", sagt Bürgermeister Denis Loeffke (CDU) auf Volksstimme-Nachfrage. Die Details der Erweiterung kenne er nicht, "die Wiederbelebung der alten Brauerei, das würde mir sehr gefallen".