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Stopp zu Stadtpark-Projekten Blankenburger Parkbühne wird zum Denkmal

Er ist seit Jahren das Sorgenkind und immer wieder Auslöser für Kritik an der Stadtverwaltung: der Blankenburger Stadtpark. Nun, da endlich etwas passieren soll, droht erneut Stillstand. Die Obere Denkmalschutzbehörde hat angekündigt, das Areal unter Schutz zu stellen - samt der asbestverseuchten Bühne und den angrenzenden Ruinen.

Von Jens Müller 28.03.2015, 02:16

Blankenburg l Selten ist Hanns-Michael Noll (CDU) so aufgebracht, wie nach der jüngsten elektronischen Post aus der Harzer Kreisverwaltung in Halberstadt. Die Untere Denkmalschutzbehörde hat die Verwaltung gebeten, die "geplanten baulichen Veränderungen im Stadtpark Blankenburg bis auf weiteres zurückzustellen".

Anlass sei ein Ortstermin im Park mit Heike Mortell und Anja Tietz vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sowie Gartenexpertin Birgit Walsch und Beate Kretschmer von der Stadtverwaltung am vergangenen Dienstag gewesen. Das Landesamt habe dabei dargelegt, dass es vorhabe, den gesamten Stadtpark als Kulturdenkmal auszuweisen. "Zukünftige Veränderungen werden entsprechend Denkmalschutzgesetz genehmigungspflichtig", heißt es in der E-Mail aus Halberstadt. Blankenburgs Bürgermeister sieht darin einen herben Rückschlag in den Bemühungen, zum einen den Stadtpark wiederzubeleben und zum anderen Arbeitsplätze zu schaffen.

Noll zeigt sich brüskiert, zumal er unlängst auch mit einem Plakat persönlich wegen des Parks massiv angegriffen wurde: "Hier wird gegen die öffentlichen Interessen Blankenburgs gehandelt und ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept mit hohen Investitionen verhindert." Denn gleich drei Projekte liegen laut Noll damit auf unbestimmte Zeit auf Eis.

Zum einen das mit großer Mehrheit vom Stadtrat verabschiedete Projekt der Gesellschaft für den Betrieb von Sozialeinrichtungen (GBS) aus Herne. Dieses Unternehmen betreibt das Seniorenheim "Haus am Stadtpark" und möchte erweitern. Wie Noll erläutert, sei es gelungen, gemeinsam mit dem Investor eine tragfähige Lösung zu finden, die sowohl dem Unternehmen, als auch den Einwohnern zugute kommen soll. So sei vorgesehen, dass die GBS die marode Parkbühne abreißt und auf dieser Fläche einen Neubau errichtet. Integriert darin sollte ein öffentlich zugängliches Café für die Parkbesucher sein und damit auch Toiletten.

"Für dieses Bauprojekt wird kein Baum gefällt, kein Weg zerstört, die Wegeführung beibehalten", versichert der Bürgermeister. Zudem sollten weitere Gefahrenquellen für Kinder in der Nähe des Spielplatzes beseitigt werden: Der für April angekündigte Abriss des Parkcafés ist nun erst einmal abgeblasen worden.

Ebenso auf Eis lägen die Verhandlungen mit einem Blankenburger Gastronomen, der das Toilettenhäuschen am Stadtpark kaufen und umfunktionieren möchte. "Wir sind uns einig, dass wir den Stadtpark als Familienpark entwickeln wollen. Der Status des Denkmalschutzes würde bedeuten, dass wir letztlich auch nichts am Spielplatz machen können", so Noll.

"Die Landesbehörden behindern mit ihren Entscheidungen die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt. Da ist die Kernfrage: Sind wir schon so weit, dass Befindlichkeiten Einzelner höher zu bewerten sind, als die Interessen einer Mehrzahl der Bevölkerung?", fragt er. Nicht zuletzt die Querelen um den Bau einer Werbeanlage für eine Tankstelle lassen dies vermuten. Das Stadt- oberhaupt, das betont, bisher immer diplomatisch und kompromissbereit in Gespräche mit den Landesbehörden gegangen zu sein, hat die Nase voll: "Es ist ein Punkt erreicht, der nicht mehr hinnehmbar ist."

Die Volksstimme hat das Landesamt für Denkmalpflege um eine Stellungnahme gebeten. Eine Antwort lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor.