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Gedenkstein für gefallene Handwerker aus Wernigerode soll instandgesetzt werden Neuer Platz für Denkmal gesucht

Von Katrin Schröder 18.04.2015, 03:17

Der Harzklub-Zweigverein möchte den Gedenkstein für die Wernigeröder Handwerker, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind, an prominenter Stelle wieder aufstellen lassen. Derzeit liegt er weitgehend unbeachtet am Rande eines Wohngebiets am Kapitelsberg.

Wernigerode l Der massive Fels liegt am Ende einer gepflasterten Straße, die sich den Kapitelsberg hinaufschlängelt. Früher stand dort das Handwerker-Erholungsheim, heute reihen sich schmucke Einfamilienhäuser aneinander. Die Schrift auf dem Stein ist verblasst: "1914-1918. Unseren gefallenen Brüdern - Das Handwerk des Kammerbezirks Magdeburg." Wenn es nach Kuno Böttcher und Herbert Riemeier vom Harzklub-Zweigverein Wernigerode geht, dann bekommt der Gedenkstein einen würdigen Platz an einem anderen Ort in der Stadt. "Hier sehen ihn nur die Leute, die hier wohnen", sagt Kuno Böttcher und fügt hinzu: "Für uns ist das schade. Es wird nicht denen gerecht, die gefallen sind."

Deshalb schrieb der stellvertretender Zweigvereinsvorsitzende Wolfgang Grave an die Handwerkskammer in Magdeburg. Diese hatte einst das Denkmal in Auftrag gegeben und am 10.September 1922 die Aufstellung gefeiert. Dass der Stein heute unbeachtet daliege, sei nicht angemessen. "Wir sind der Meinung, dass so mit dem Andenken an die Handwerker unseres Landes, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten, nicht umgehen sollte", heißt es in dem Brief.

Die Handwerkskammer will die Aufgabe angehen, sagt Sprecherin Anja Gildemeister. "Wir sind sehr daran interessiert." Allerdings müsse das Vorhaben wirtschaftlich leistbar sein. Der Harzklub hatte bei einem Steinmetz ein erstes Angebot eingeholt, in dem für Transport und Aufarbeitung des Steins knapp 5000 Euro veranschlagt werden. Das sei zu viel, so Gildemeister: "Eine so hohe Summe haben wir nicht für 2015 eingeplant." Deshalb holt die Kammer nun per Ausschreibung Angebote ein und bemüht sich parallel um ehrenamtliche Unterstützung aus den Reihen der Handwerker vor Ort.

Diese ist der Kammer sicher, sagt Ulrich Reinhardt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft in Wernigerode. Finanzielle Hilfe könnten die Mitglieder zwar nicht leisten, dafür aber organisatorische. Geklärt werden müsse zuerst, ob die Eigentümer des Geländes grünes Licht geben. Zum Hintergrund: Die Handwerkskammer Magdeburg hatte zum 1. November 1913 das damalige Hotel "Kapitelsberg" gekauft und am 14.April 1914 als Erholungsheim neu eingeweiht. Ende der 1920er Jahre wurde das Haus wegen der großen Nachfrage um- und ausgebaut, es verfügte damals über 23Zimmer mit 50 Betten. Nach Plünderung und Beschlagnahme durch die Stadtverwaltung Wernigerode 1945 wurde das Erholungsheim vier Jahre später wieder eröffnet. Wann das Heim geschlossen und wann es abgerissen wurde, weiß man in Magdeburg nicht mehr. Im Jahr 2000 verkaufte die Handwerkskammer das Grundstück. Heute gehört es einer privaten Eigentümergemeinschaft.

Zu dieser hat Andreas Sommer, Obermeister der Metallinnung in Wernigerode, wegen des Steins Kontakt aufgenommen - denn er ist mit dem Kauf des Grundstücks übernommen worden. "Das muss rechtlich sauber geklärt werden", so Sommer. Eine Entscheidung gibt es noch nicht, wie ein Miteigentümer gegenüber der Volksstimme bestätigt.

Offen ist bisher ebenfalls, wo der Gedenkstein einen neuen Platz finden könnte. Wenn es nach Böttcher und Riemeier geht, wäre das Umfeld der Sylvestrikirche ein guter Ort. "Dort passt das Denkmal hin", sagt Harzklub-Wegewart Riemeier - weil dort viele Menschen unterwegs sind und bereits eine Tafel und ein Gedenkstein an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und des Preußisch-Deutschen Krieges von 1866 erinnern. Allerdings stehe an der Kirche nicht viel Platz zur Verfügung, gibt Volker Friedrich, Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins, zu bedenken. Deshalb habe das städtische Bauamt angeregt, den Stein im Bereich der alten Friedhöfe nahe der Mauergasse aufzustellen, erklärt Friedrich.

Falls die Pläne scheitern, könnte statt des historischen Steins ein neuer Findling zum Denkmal werden, schlägt Ulrich Reinhardt von der Kreishandwerkerschaft vor. Als Vorbild könnte der Gedenkstein für Friedrich den Großen dienen, der seit 2012 an der Friedrichstraße steht.