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"Altstadtkreisel", Lustgarten, Schloss - Romantischer Brauch ist in Wernigerode angekommen Paare besiegeln Liebe mit Schloss

Von Ivonne Sielaff 09.06.2015, 03:19

Liebesschlösser sind inzwischen auch in Wernigerode zu finden. In der Stadt sieht man den romantischen Brauch allerdings kritisch.

Wernigerode l Es ist so romantisch: Um symbolisch ihre ewige Liebe zu besiegeln, bringen Pärchen kleine Schlösser an den Geländern von Brücken an. Auf dem Metall sind ihre Namen oder Initialen, vielleicht sogar ein kleines Liebesschwur, verewigt. Den Schlüssel werfen die Verliebten in die Fluten des Flusses, der unterhalb der Brücke fließt.

Die sogenannten Liebesschlösser sind längst nicht mehr nur in Florenz oder Paris zufinden. Auch in Halle, Magdeburg und nun sogar in Wernigerode hat der Brauch Nachahmer gefunden. An den Geländern am "Altstadtkreisel", am Schloss und im Lustgarten sind die kleinen Vorhängeschlösser zu finden.

"Es sind nicht viele", sagt Rathaussprecher Andreas Meling auf Volksstimme-Nachfrage. Dennoch sehe die Verwaltung die Schlösser kritisch. "Romantik hin oder her, sie können zu Problemen mit der Statik führen", so Meling. Wie beispielsweise in Paris. Dort war vor wenigen Tagen ein Brückengeländer unter der tonnenschweren Last Tausender Liebesschlösser zusammengebrochen. Die Fußgängerbrücke musste kurzzeitig sogar gesperrt werden. Die Stadt reagierte prompt und ließ die Schlösser entfernen.

Auch Christian Juranek, Geschäftsführer des Wernigeröder Schlosses, sind die Liebesbeweise aus Metall ein Dorn im Auge. "Ich bin kein großer Fan." Der Brauch sei inflationär, die Schlösser gebe es inzwischen fast überall. Nicht nur das Gewicht halte er für problematisch. "Die Bügel der Schlösser sind aus Edelstahl, die Geländer aus unedlerem Metall." Durch elektrolytische Korrosion könne es zu Rostschäden kommen. Dennoch werde er niemanden davon abhalten, sein Liebesschloss anzubringen. "Solange unsere historischen Anlagen nicht beeinträchtigt sind, will ich den Brauch erst einmal tolerant sehen." Er halte das Ganze ohnehin nur für eine Phase. "In vier bis fünf Jahren hat sich das sicherlich totgelaufen."