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Krankenhaus Elbingerode empfängt Südamerikaner mit (fast) vergessenen Wurzeln in Hasselfelde Harzer knüpfen Bande bis Brasilien

Von Burkhard Falkner 10.06.2015, 03:15

Brasilianische Blaukreuzler haben sich in Elbingerode mit deutschen Kollegen in Sachen Suchtkrankenhilfe ausgetauscht. Nebenbei belebten sie eine 165 Jahre alte Verbindung. Denn der begrüßte Chef ist aus der Stadt Blumenau, die einst ein Hasselfelder gegründet hat. Das ging diesmal unter, aber ein neuer Besuch ist schon in Sicht.

Elbingerode/Hasselfelde l Ein außergewöhnlicher Besuch ist im Diakonie-Krankenhaus in Elbingerode, Stadt Oberharz am Brocken, begrüßt worden. Freundlich empfangen wurde eine Gruppe des "Cruz Azul in Brasil", des brasilianischen Blauen Kreuzes.

Das Blaue Kreuz ist eine Vereinigung, die sich in über 40 Ländern der Hilfe für suchtkranke Menschen verschrieben hat. Bundesvorsitzender des Blauen Kreuzes in Deutschland ist der Elbingröder Mediziner Dr. Klaus-Herbert Richter. Eigentlich im Ruhestand, kümmert sich seit Jahren um die Hilfe zur Selbsthilfe für suchtkranke junge Leute in Kenia und Uganda in Afrika und hält nach wie vor seine Suchthilfe-Sprechstunde in Elbingerode aufrecht.

So begrüßte Richter denn auch die Südamerikaner. Unter ihnen der Chef des brasilianischen Blauen Kreuzes, Rolf Hartmann. Gemeinsam mit dem Pflegedirektor des Hauses, Klaus Harsing, schaute sich die deutsch-brasilianische Gruppe im Krankenhaus um und zeigten sich beeindruckt.

In einem Erfahrungsaustausch "auf Augenhöhe", wie Richter betont, wurden Fragen des Umgangs mit Suchtkranken und auch der Nutzung von Selbsthilfegruppen sowie der Rehabilitation erörtert. "Die Brasilianer machen eine sehr gute, fundierte Arbeit, zum Beispiel was Selbsthilfegruppen angeht, wir konnten von ihnen etwas lernen, sie von uns", resümiert Richter.

Direktor Rolf Hartmann leistete dabei als Dolmetscher gute Dienste, sodass es trotz sprachlicher Unterschiede zu einem sehr intensiven Austausch mit vielen Fragen und Anregungen kam. Erst im Nachhinein sei ihm eingefallen, verrät Richter gegenüber der Volksstimme, dass er ja den brasilianischen Gast auf seine Heimatstadt und deren Wurzeln im Harz ansprechen wollte. Klaus-Herbert Richter: "Es ist mir dann aber irgendwie durchgerutscht." Denn der Chef des brasilianischen Blauen Kreuzes ist aus der Großstadt Blumenau mit heute rund 310 000 Einwohnern. Die Kommune fingvor 165 Jahren ganz klein an - mit 17 Einwanderern aus Deutschland unter der Führung von Hermann Blumenau aus Hasselfelde (siehe Kasten).

Noch heute tragen in Blumenau viele Einwohner deutsche Namen, wird das wohl größte Oktoberfest in Südamerika gefeiert, wie Jutta Blumenau-Niesel mitteilte, die Vorsitzende der Internationalen Blumenau-Gesellschaft. Die habe die Kontakte der Suchtmediziner im Blick, sagte Blumenau-Niesel, und begrüße sie sehr. Es sei gut, wenn die Verbindung Harz-Blumenau immer wieder auf neue Art belebt werde.

Richter fährt Mitte 2016 nach Blumenau, um die enge Zusammenarbeit zu pflegen. "Dann werde ich auf jeden Fall auch an die Wurzeln Blumenaus in Hasselfelde denken", sagte er. In Hasselfelde wird das sicher gern gehört.

Dort ist das Blumenau-Museum dienstags 15 bis 17 Uhr geöffnet oder nach Absprache in der Tourist-Information.