1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Nachwuchs im Gastgewerbe gesucht

Arbeitsmarkt Nachwuchs im Gastgewerbe gesucht

Zum Start des Ausbildungsjahres sind in Gaststätten und Hotels
Lehrstellen frei. Auch in Wernigerode suchen Betriebe noch
Auszubildende.

Von Katrin Schröder 02.08.2015, 20:01

Wernigerode l Sechs Ausbildungsplätze hat das Altwernigeröder Apparthotel zu vergeben. Doch nur eine angehende Hotelfachfrau hat jetzt in dem Haus an der Marktstraße ihre Ausbildung begonnen. Sandra Hoppe ist froh darüber. "Im vergangenen Jahr haben wir keinen Auszubildenden gehabt, weil wir keinen gefunden haben", sagt die Empfangschefin, die für die Ausbildung im Haus zuständig ist. Auch in anderen Hotels und Gaststätten in Wernigerode sind nicht alle Lehrstellen zum Start des Ausbildungsjahres besetzt. Im Hasseröder Ferienpark ist von vier Ausbildungsplätzen nur einer vergeben. Eine angehende Köchin aus Wernigerode hat zum August ihren Dienst angetreten. "Wir würden aber gerade im Servicebereich gerne noch einstellen", sagt Prokuristin Cathleen Hensel.

Betriebe müssen ersten Schritt unternehmen

Wer jung ist und ins Restaurant- oder Hotelfach will, hat derzeit gute Karten. Denn Anfang August sind immer noch zahlreiche Stellen frei. Im Harzkreis sind mit Abstand die meisten Ausbildungsplätze, die zu haben sind, solche für Berufe in Gastronomie und Hotellerie, wie im aktuellen Arbeitsmarktreport nachzulesen ist. Dies sind 47 Stellen für Restaurantfachleute, 44 Plätze für angehende Köche und 35 für Hotelfachleute. Das bedeutet, dass 6,5 Stellen pro Bewerber in Harzer Hotels frei sind. Wer in die Gastronomie möchte, hat rein rechnerisch gar die Wahl zwischen 15 freien Stellen.

Warum das so ist, dafür werden verschiedene Erklärungen genannt. "Bei der Arbeitsagentur heißt es, das liege daran, dass die geburtenschwachen Jahrgänge jetzt nachrücken", sagt Sandra Hoppe. Und Michael Wiecker vermutet: "Viele junge Leute wollen heute weg von der körperlichen Arbeit in Dienstleistungsberufen."

Wer trotzdem Nachwuchs gewinnen will, muss sich bemühen, weiß der Wernigeröder Konditormeister. "Man muss heute als Betrieb den ersten Schritt unternehmen. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders." Als Landesinnungsmeister der Konditoren hat Wiecker vor zwei Jahren eine Ausbildungsoffensive gestartet. Mithilfe von Sponsoren hat der Wernigeröder Werbematerial für die Innungsbetriebe erstellen lassen, mit dem sie um den Nachwuchs werben können.

Schlechte Noten kein KO-Kriterium

Das hat sich ausgezahlt, sagt Wiecker - auch für ihn selbst. Vier Auszubildende lernen ab Anfang August in seinem Café am Markt das Konditorenhandwerk. Die Lehrlinge stammen nicht nur aus Sachsen-Anhalt, sondern auch aus Sachsen und Thüringen.

Die vier Auszubildenden, die das Harzer Kultur- und Kongresshotel (HKK) in Wernigerode dieses Jahr eingestellt hat, sind zwar alle aus der Region. Doch Interesse haben auch Bewerber aus Thüringen, Bayern und Bremerhaven bekundet, so Ausbildungsleiter Tino Ratai. Seine Strategie: Fast jeden Bewerber zum Gespräch einladen. "Schlechte Noten sind für uns kein KO-Kriterium. Vielleicht ist der Bewerber ja ein guter Praktiker. Das Vorstellungsgespräch ist entscheidend."

Probleme, Nachwuchs zu finden, hat das Hotel "Blocksberg" in Silstedt bisher nicht, sagt Chefin Alexandra Voigt. Allerdings stand der Nachwuchs nicht immer zum Ausbildungsbeginn auf der Matte. "Meist meldet sich im September und Oktober noch jemand", so die Hotelchefin. Oder junge Leute wechseln während der Ausbildung aus anderen Betrieben nach Silstedt. Nicht alle Arbeitgeber gehen gut mit ihren Lehrlingen um, so Alexandra Voigt. "Bisher haben bei uns aber alle einen guten Abschluss geschafft."