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Veranstaltung in der Hochschule Harz zum Thema "Literatur im Exil" Von den Schicksalen ausgestoßener Heimatloser

Von Susanne Helmer 12.02.2011, 04:29

Wernigerode. Gut besucht war der literarisch-musikalische Abend "Literatur im Exil" am Donnerstagabend in der Hochschule Harz.

Im Kontext mit der Ausstellung zur Harzburger Front, die noch bis 18. Februar in der Papierfabrik zu sehen ist, hatten die Veranstalter Dr. Burkhard Engel vom Cantaton Theater aus Erbach (Hessen) eingeladen. Im Kaminzimmer der Rektoratsvilla sang, rezitierte und las der Künstler Lyrik und Prosa von Schriftstellern, die das faschistische Deutschland nach der Machtergreifung Hitlers 1933 verlassen hatten.

Autoren wie Lion Feuchtwanger, Stefan Zweig, Bertolt Brecht, Thomas Mann, Ernst Bloch, Hilde Domin, Paul Celan, Kurt Tucholsky, Jean Améry sowie einigen weniger bekannten verlieh Burkhard Engel mit seinem Programm eine Stimme. Seine Auswahl an Zeitzeugnissen belegte eindrucksvoll die verzweifelte Lage der intelektuellen Exilliteraten. Diese schwankten, teils unter enormen finanziellen Problemen, zwischen der Hoffnung, eine neue Heimat zu finden und Resignation. Gegen Heimweh und die zahlreichen Entbehrungen kamen viele von ihnen nicht an.

Besonders offenkundig trat zutage, in welch erheblichem Maße die Schriftsteller unter dem Verlust der deutschen Sprache litten. In der Fremdsprache, betonte der Künstler nach seinem Auftritt, haben sich die deutschen Schriftsteller nicht ebenbürtig ausdrücken können. Um es mit Hilde Domin zu sagen: "Der sterbende Mund / müht sich / um das richtig gesprochene Wort / einer fremden / Sprache."

"Mit diesen Erfahrungen können sich heute vor allem jene Gäste im Publikum identifizieren, die einen Migrationshintergrund haben", berichtete Engel, der mit diesem und anderen Bühnenprogrammen durch den ganzen deutschsprachigen Raum tourt. Vereinzelt erscheinen auch noch Zeitzeugen, die Ähnliches erlitten haben, zu seiner mit Musik verbundener Lesung.

"Nicht selten passiert es dann, dass sie Tränen in den Augen haben", so Burkhard Engel.