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Seit 2009 springt bei offiziellen Anlässen der Stadt die Blankenburgerin Mandy Kuhnt ein Wenn gar nichts mehr geht, muss halt Ilsenburgs "Not-Prinzessin" \'ran

Von Rainer Marschel 05.03.2011, 04:26

Wenn am 11. März die Baumesse eröffnet wird, springt mit Mandy Kuhnt die "Ersatz-Prinzess-Ilse" in die Bresche. Und das keineswegs zum ersten Mal. Der örtliche Fremdenverkehrsverein hat praktisch seit seiner Gründung vor 20 Jahren gewaltige Schwierigkeiten, eine Prinzessin zu präsentieren. Und das erst recht aus der eigenen Stadt. Immerhin sind weder die amtierende Carmen Christin Lukasik, noch deren Vertretung Ilsenburgerinnen.

Ilsenburg. Dass sie seit 2009 stets nur die zweite Wahl als "Prinzess Ilse" ist, trägt die 34-jährige Blankenburgerin Mandy Kuhnt mit Fassung und sogar mit Humor. Im Gegenteil: Es drängt die gelernte Rechtsanwalts-Gehilfin nicht gerade in dieses für die Stadt Ilsenburg repräsentative Amt. Dennoch springt sie gern mal für die eigentlich amtierende Wernigeröderin Carmen Christin Lukasik ein (wir berichteten).

Und der nächste Auftritt der Blankenburgerin steht mit der Eröffnung von Ilsenburgs Baumesse am Freitag kommender Woche unmittelbar bevor. Die eigentliche "Nummer 1" steckt mitten in der Abiturvorbereitung. Ab Sommer geht sie planmäßig in die USA. Insofern dürften ihre Auftritte in der noch verbleibenden Zeit rund um den Forellenteich überschaubar bleiben.

Auch Helga Böttger, die Schriftführerin des Fremdenverkehrsvereins mit seinen derzeit noch 30 Mitgliedern bestätigt: "In den 20 Jahren, in denen es uns mittlerweile gibt, war es immer ein einziger Kampf gewesen, eine Prinzessin zu finden." Mandy Kuhnt dazu: "Die brauchen sich eigentlich gar nicht zu wundern. Sie müssen einfach wieder ein Ilsefest machen, sonst bekommen die nie eine neue Prinzessin."

Doch dafür fehlt bekanntlich das Geld - sowohl bei der Stadt, als auch beim Fremdenverkehrsverein. Helga Böttger "Unser Altersdurchschnitt ist 70. Da muss dringend ein Generationswechsel passieren." Im übrigen stellt sie sogar die Notwendigkeit des Fremdenverkehrsvereins aus heutiger Sicht gänzlich infrage: "Wer heute kein Internet hat, braucht mit dem Vermieten gar nicht mehr anzufangen." Das war vor zehn oder 20 Jahren noch ganz anders.

"Ohne Ilsefest bekommen die nie eine neue Hoheit"

Gäbe es einen (Schönheits-) Wettbewerb um das Amt der Prinzess Ilse, würde sich die als Empfangsdame in einem Ilsenburger Hotel arbeitende Mandy Kuhnt der Konkurrenz sehr wohl stellen. Ihrem achtjährigen Sohn zufolge hätte seine Mutter auch allerbeste Chancen zu gewinnen. Die 34-Jährige: "Er findet das cool. Es hat ihn schon immer interessiert, was ich da eigentlich mache und wie ich in dem langen grünen Kleid aussehe. Für ihn bin ich die Schönste."

Doch auf Nachfrage, ob sie sich nicht für längere Zeit in der Rolle der "Prinzess Ilse" sehen würde, ist ihr Zögern deutlich zu spüren. So gesehen, ist sie "Not-Prinzessin" aus Leidenschaft und würde am liebsten die "Nummer 2" bleiben. Das liegt nicht nur daran, dass die Single-Frau immer für die Ersatz-Betreuung ihres größten Fans, ihren Sohn, sorgen muss.

Von den Auftritten erfährt sie in aller Regel sehr kurzfristig. Und wann die Veranstaltungen, wie Messen oder ähnliches, zu Ende sind, sei auch meist nicht vorhersehbar.

Im Gegensatz zur amtierenden "Prinzess Ilse", hat sich deren Vertretung schon immer gern verkleidet und auch in diese Rolle gewünscht. Aber da war sie in etwa so alt, wie ihr Sohn jetzt.

Mit einer Unterbrechung arbeitet sie seit 1998 in einem Ilsenburger Hotel: "Mittlerweile kenne ich Ilsenburg besser als meine Heimatstadt Blankenburg", bekennt sie. Ab und an mal die "Prinzessin zu spielen" - darunter konnten sich die meisten ihrer Freunde zunächst nichts vorstellen. Vorübergehend wurde sie deswegen belächelt, zumeist aus Unkenntnis. "Mittlerweile finden es aber alle richtig gut".