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14. Wernigeröder vasten-colleg Brasilianische Frösche und Satansbraten

Von Tom Koch und Regina Urbat 21.04.2011, 04:28

Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltungen hat Peter Gaffert zum 14. vasten-colleg eingeladen. Traditionell ein festlicher Rahmen für "kluge Reden, gute Speisen und Tropfen, für angenehme Gespräche untereinander", so der Oberbürgermeister. Der Erlös wird für das Johannes-Brahms-Chorfestival verwendet.

Wernigerode. Eines hat der Festredner Fritz Kuhn erreicht, den ganzen Abend lang wurde über seinen Vortrag, seine Thesen und seine Schlussfolgerungen gesprochen. Gastgeber Peter Gaffert hatte den bündnisgrünen Bundespolitiker als Philosophen angekündigt.

"Zukunft braucht Verantwortung" - darüber sprach der 55-Jährige vor dem Festessen zum 14. vasten-colleg. Es brauchte nur wenige Sätze, bis Kuhn die Atomkatastrophe in Japan ansprach, auch globale Probleme wie Hunger, Klimawandel und die Verschwendung von Ressourcen in der westlichen Welt. Eine durch und durch "grüne Rede", manchmal zu dozierend vorgetragen. Doch Kuhn selbst war es, der gleich zweimal betonte, keine Predigt halten zu wollen.

Die Botschaft "Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt" beschreibe am besten, was er unter Ökologie verstehe. Heute so zu handeln, dass künftige Generationen selbst Entscheidungen für ihre Zukunft treffen können. Dazu zähle für Kuhn beispielsweise auch, seltene Frösche im brasilianischen Urwald zu schützen, weniger, dafür hochwertiges Fleisch zu essen, Elektroauto zu fahren und die angekündigte Energiewende zu nutzen, um eine Million neuer Arbeitsplätze zu schaffen. "Uns in Deutschland geht es doch \'saugut\'", bekannte der Schwabe. Doch vielerorts auf der Welt könne gar keine Rede davon sein, dass die Menschen eine Zukunft hätten. Das zu ändern, müsse jeder seinen Beitrag leisten. Kuhn: "Zukunft braucht Verantwortung, das kann der Staat nicht allein leisten."

Eine kurzweilige und erstmals musikalische Bratenrede hielt Gunther Emmerlich. Der geborene Thüringer, der 20 Jahre lang an der Dresdner Semperoper sang, hatte für die Einladung in das "schöne Wernigerode" einen Studiotermin für eine CD-Aufnahme platzen lassen. Aus gutem Grund, wie der Opernsänger und Entertainer versicherte: "Gibt es die Liebe zwischen Menschen und einer Stadt, so habe ich mich auf den ersten Blick in Wernigerode verliebt." Und besonders in den Rundfunk-Jugendchor, "dem besten Chor in Europa, mit dem er sehr gern und schon oft gemeinsam gesungen habe", so Emmerlich.

Und nun, "Heinrich sei dank", hielt der 66-Jährige seine erste Bratenrede. Von Graf Heinrich zu Wernigerode, der 1427 dem Stadtrat und der Bürgerschaft das Spelhus übereignete, und vielen anderen Heinrichs spannte Emmerlich den Bogen über Thüringer Klöße zum weltberühmten Trompeter und Freund Ludwig Güttler. Und weil es kein Lied über den Wernigeröder Grafen Heinrich gebe, sang Emmerlich über den größten Ludwig aller Zeiten: "den 14. Satansbraten ..." Beifall erklang, und gebratenes Schweinefilet auf Walnuss-Gorgonzola-Risotto und frischem Gemüse wurde serviert.